No Go – Lebensmittel im Januar

Nur am Beispiel von fünf Obst- und Gemüsesorten, die in der Gunst der Verbraucher ganz oben stehen - nämlich Heidelbeeren, Spargel, Erdbeeren, Salate und Äpfel -, soll aufgezeigt werden, dass es keineswegs sinnvoll ist, beliebte Lebensmittel das ganze Jahr über zu kaufen, sondern auf Regionalität zu achten. Gerade bei Saisonprodukten bietet es sich geradezu an, unter dem Gesichtspunkt der Schonung von Klima, Natur, der Ressourcen und Umwelt auf sie zu verzichten, wenn für sie in Europa gerade nicht Hochsaison ist.

Heidelbeeren

Heidelbeeren im Januar bringen viele Probleme mit sich. Heidelbeeren liegen seit Jahren im Trend. Es gibt sie das ganze Jahr über zu kaufen. Doch Blaubeeren im Januar haben einen sehr langen Weg hinter sich, bis sie bei uns im Obstregal landen. Sie stammen zum größten Teil aus Peru, denn heimische Produzenten können den Bedarf gar nicht mehr allein befriedigen.

Laut dem Branchendienst Agrarmarkt (AMI) hat sich die Menge, die wir deutschen Verbraucher jährlich verzehren, allein zwischen 2018 und 2021 verdoppelt und liegt bei rund 70.000 Tonnen Heidelbeeren. Das sind 800 Gramm pro Kopf. Die regionalen Anbauflächen wuchsen im gleichen Zeitraum allerdings nur um 15 Prozent. Rund 15.300 Tonnen Heidelbeeren konnten deutsche Anbaubetriebe im Jahr 2023 ernten, während die Importe sich innerhalb der letzten fünf Jahre auf über 60.000 Tonnen verdreifachten.

Also wurde der Heidelbeer-Anbau in der trockenen peruanischen Wüste auf riesigen Feldern forciert. Um die Pflanzen in der trockenen Wüste anbauen zu können, musste künstliche Bewässerung herbeigeschafft werden. Zur Erinnerung: Saisonzeit für Heidelbeeren aus Deutschland sind die Monate Juni bis in den August hinein.

Spargel

Spargelfans warten oft sehnsüchtig darauf, bis es die weißen und grünen Stangen wieder auf dem Markt oder im Gemüseladen zu kaufen gibt. Doch auch im Januar liegt teilweise schon grüner Spargel in der Gemüseabteilung, weil dieser Spargel schon weit gereist ist und viele Flugstunden hinter sich gebracht hat: Peru und China sind die beiden größten globalen Spargelexporteure.

Zu Spargel im Winter gibt es eine echte Alternative, den Winterspargel aus Deutschland. "Winterspargel" werden nämlich die Schwarzwurzeln genannt. Sie sind ein hervorragend schmeckendes Gemüse, und eine Schwarzwurzelsuppe verschafft auch an kältesten Wintertagen ein Wohlbehagen.

Erdbeeren im Winter schaden dem Klima

Ähnlich wie beim Spargel leuchten dem Kunden ebenfalls schon ab Januar im Supermarkt die frischen Erdbeeren entgegen. Zwar sind nicht alle Erdbeeren schon reif und rot, sondern noch blass und weiß. Aber das wird schon noch werden, denn die Erdbeeren oder Früherdbeeren kommen von weit her und mussten bis zum Abflug nach Deutschland ihren enormen Energie- und Wasserbedarf stillen. Die Restreife soll dann im deutschen Supermarkt erfolgen, auch wenn heimische Erdbeeren von Mai bis Juli jedes Jahres ihre Saison haben.

Salat nicht zur Unzeit kaufen

Auch beim Salat sollte der deutsch oder europäische Verbraucher wieder einmal an die hiesigen Saisonzeiten erinnert werden, denn gesunder Salat darf auch im Winter auf dem Speiseplan stehen. Doch Sommersalate wie Kopfsalat und Eisbergsalat haben im europäischen Winter keine Saison. Stattdessen gibt es Feldsalat und Chinakohl aus der Region. Feldsalat schmeckt besonders gut mit gehackten Walnüssen und Orangenfilets, während ein tolles Dressing einem Chinakohl eine besondere Note verleiht.

Äpfel

Äpfel sind das beliebteste Obst der Deutschen, deshalb gibt es sie im Winter auch aus heimischem Anbau zu kaufen. Doch sind Äpfel im Winter überhaupt nachhaltig? Das ist nicht ganz einfach zu beantworten. Klar ist: Der klimafreundlichste Apfel wird biologisch in Deutschland angebaut, geerntet und direkt verkauft. Im Herbst gibt es bei uns besonders viele frische Äpfel zu kaufen, besonders aus dem Alten Land, das zwischen Cuxhaven und Hamburg direkt an der Elbe liegt. Es ist das größte geschlossene Obstanbaugebiert Deutschlands. Auch können sie haltbar gemacht werden durch eine Lagerung der dafür geeigneten Sorten oder durch Verarbeitung zu Apfelmus und dessen entsprechende Lagerung oder man produziert Apfelsaft aus eigenen Äpfeln.

Viele Apfelsorten sind aber lange haltbar – und es gibt spezielle Winteräpfel-Sorten, die erst während ihrer Lagerung in den Wintermonaten genussreif nachreifen. Je länger aber die Äpfel gelagert werden müssen, desto schlechter wird ihre Klimabilanz.

Im Januar sind regionale Äpfel immer noch eine gute Obstwahl. Anders sieht es dagegen im Frühling und Sommer aus, wenn es bei uns keine frischen Äpfel gibt. Studien zeigen, dass sich die Klimabilanz von Äpfeln stetig verschlechtert, sobald die Früchte in der Kühlung landen. Wer im Sommer einen deutschen Apfel vom Vorjahr isst, verzehrt einen Apfel, der eine schlechtere Klimabilanz haben kann als einer aus Übersee. 

Äpfel, die bei uns im Herbst geerntet werden, müssen viele Monate bei niedrigen Temperaturen im Kühlhaus gelagert werden. Das kostet immens viel Energie. Der Apfel aus Neuseeland reist dafür Tausende Kilometer weit um die halbe Erde.

Klimafreundlicher sind heimische Äpfel nur in der Zeit von ihrer Ernte im September bis hinein in den Mai nächsten Jahres, weil sich die Klimabilanz der Äpfel mit jedem Monat der Lagerung im Kühlhaus verschlechtert. Ab Juni bis zur neuen Ernte im September sind Äpfel aus Chile oder Neuseeland deshalb klimafreundlicher als Äpfel aus Deutschland, weil die monatelange Lagerung im Kühlhaus dann mehr Energie verbraucht hat als der Transport um die halbe Welt."

Fehlende Nachhaltigkeit am Beispiel von "Pink Lady" Äpfeln

Pink-Lady-Äpfel gibt es heute in fast jedem Supermarkt. Sie gehören zu den beliebtesten Äpfeln in Deutschland. Sie haben immer die gleiche Farbe, immer den gleichen Geschmack, sind immer knackig und immer makellos. Dafür kosten sie auch etwas mehr als andere Apfelsorten. Doch die Kritik an Pink Lady ist außerhalb der Supermärkte groß, weil sie eine schlechte CO2-Bilanz besitzen und laut Öko-Test Spuren von Pestiziden enthalten.

Umweltschützer sehen durch Pink Lady die Sortenvielfalt in Gefahr, weil es sich bei Pink Lady überhaupt nicht um eine Apfelsorte handelt, sondern um eine geschützte Marke. Gehe es nicht um Obstsorten, sondern nur noch um geschützte Marken, dürfte das das Ende vieler alter oder beliebter Apfelsorten bedeuten.

 

Laden ...
Fehler!