Das Heringsangeln lockt

Das Heringsangeln besitzt in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern eine sehr große Anziehungskraft, denn auch jeder Anfänger bekommt hier seine zahlreichen Glücks- und Erfolgsmomente, weil Heringe während der Laichzeit auf den blanken Haken beißen. Wer von einem Boot aus angeln kann, muss sich nicht in das Gedrängel am Ufer und an den Kaianlagen stürzen. Die wenigsten Angler aber besitzen ein Angelboot.

 

Selten ist es so ruhig wie auf diesem Foto (Foto © Landessportfischerverband S-H)

 

Deshalb drängen sich die Angler aus ganz Deutschland an den besten Stellen an Land, wenn die Heringe in riesigen Schwärmen an der Küste ankommen. Abstände der Angler voneinander von einem Meter sind keine Seltenheit, und mitten in Kiel an der Förde in der Nähe der Schleusenanlagen zum Nord-Ostsee-Kanal, dem meist befahrenen künstlichem Seeweg der Welt, stehen bei besonders schönem Wetter die Angler auch in Zweierreihen. Zusätzlich drängen sich zwischen den Petrijüngern noch die Schaulustigen.

Die beliebtesten Angelplätze an Schleswig-Holsteins Ostseeküste

Wechselnde Winde und Strömungsverhältnisse und der sich ändernde Salzgehalt der Ostsee bestimmen die Heringsfangmenge. An guten Tagen sind mehr als 100 mit einer Angel gefangene Heringe keine Ausnahme.

Die besten und beliebtesten Angelplätze sind in Angelkreisen bekannt und längst kein Geheimtipp mehr. Hier füllen sich die mitgebrachten Eimer am schnellsten: In Neustadt im Landkreis Ostholstein ist das die Hafenbrücke und in der Hansestadt Lübeck unweit des Weltkulturerbes Lübecker Altstadt der Schlutuper Fähranleger, in Eckernförde die Hafenmole, in der Förde der Schlei die Hafenanlagen der Stadt Kappeln sowie das gesamte Ufer der Schlei von Schleimünde bis zur Kirche von Arnis und in Flensburg die gesamte Hafenmole des Stadthafens.

In Kiel gibt es mehrere beliebte Angelplätze, zum Beispiel die Hörn am Ende der Kieler Förde den Germaniahafen bei der Schiffsschraube, den Bollhörnkai gegenüber vom Hauptbahnhof, den Sartorikai und die Ostseite der Kieler Förde an der Mündung der Schwentine.

Besonders begehrt sind Angelplätze am Nord-Ostsee-Kanal zwischen Kiel und Rendsburg. Um nur einige zu nennen: Im Bereich der Stadt Kiel unter der Holtenauer Hochbrücke im Stadtteil Wik und im Stadtteil Holtenau, unter der alten Levensauer Hochbrücke im Stadtteil Suchsdorf und in Margarethental Suchsdorf jeweils auf der südlichen Seite.

Die weiteren Hotspots den Kanal entlang heißen Levensau auf der nördlichen Kanalseite unter der alten Levensauer Hochbrücke und bei der Schweinsgeige, Landwehr jeweils 100 m vor und hinter der Fähre, Groß Königsförde, Sehestedt jeweils 100 m vor und hinter der Fähre, Steinrade, Fähre Schacht-Audorf, Rendsburg auf Höhe der Schwebefähre und am Conventgarten beim Fussgängertunnel.

Wer die Heringssaison mit einem Ausflug nach Dänemark verbinden möchte, besucht für das Heringsangeln am besten die Orte Hvide Sande (mit einem Steg für Rollstuhlfahrer auf der nördlichen Seite der Schleuse), Sonderborg oder Apenrade.

Die richtige Ausrüstung für das Heringsangeln

Am besten eignet für das Heringsangeln eine 3 bis 3,5 Meter lange biegsame Angel, einem Wurfgewicht zwischen 30 und 70 Gramm, einer Schnurstärke knapp unter 0,3 Millimeter und einer stationären Rolle mit gut 100 Metern Länge. Die Schnur soll dehnbar sein, damit man beim Herausziehen der Heringe keine Fische verliert und sie ins Wasser zurückfallen.

Als Vorfach sollte ein sogenannter Heringspaternoster (siehe Foto © Landessportfischerverband S-H) mit 5 goldenen kleinen Haken und echter Fischhaut fungieren. Ob eine zusätzliche Perle sinnvoll ist, muss jeder Angler vor Ort für sich selbst entscheiden.

Während der Hochsaison der Heringe schwimmen die Heringe kurz unter der Wasseroberfläche. Deshalb muss das Blei leicht sein, damit es nicht zu schnell im Wasser absinkt.

Erfolgreich angeln

Wenn die Angel wegen des Bleis weit ausgeworfen ist, läßt der Angler das Blei aus den Grund sinken. Dann holt er die Angel wieder ein, indem er leicht an der Schnur zupft und die Schnur mit mäßigen Kurbelumdrehungen einzieht.

Beim Hoch- und Runterziehen des Vorfaches glitzern die Haken, und der Hering vermutet Nahrung. Je nachdem, in welcher Wasserschicht der Hering steht, kurbelt man schneller oder langsamer. Sollte der Hering in den oberen Wasserschichten stehen, zieht man die Schnur schneller ein. Oft kommt es vor, dass bei richtiger Kurbelgeschwindigkeit an allen fünf Haken Heringe angebissen haben.

Was ist zum Heringsangeln weiter notwendig?

Weil während der Heringssaison von der Fischereiaufsicht zu Recht verstärkt Kontrollen durchgeführt werden, sollte jeder Angler seinen gültigen Jahresfischereischein und mögliche zusätzliche Erlaubnisscheine (zum Beispiel für die Schlei, die Schwentine, die Trave oder den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) bei sich führen.

Jeder Angler muss stets ein Abschlagholz bei sich haben, um den Hering waidgerecht zu töten, und sollte zusätzlich Messer, Eimer, Lappen, Ersatzangelzubehör und einige Ersatzwirbel mit Sicherheitskarabiner griffbereit haben, damit das erfolgreiche Angeln nicht am fehlenden Ersatzzubehör frühzeitig scheitert.

Die Kappelner Heringstage

Jedes Jahr strömen am Pfingstwochenende viele tausend Gäste in die schöne, aus der Fernsehserie "Der Landarzt" bekannte Stadt Kappeln an der Schlei in Schleswig-Holstein. Dort feiern sie alljährlich die Kappelner Heringstage, die ursprünglich zum Erhalt des historischen Heringszauns ins Leben gerufen wurden.

Der Heringszaun in der Schlei vor Kappeln stammt aus dem 15. Jahrhundert und stellte eine einfache, aber verblüffend erfolgreiche Art des Heringsfangs dar. In den Grund der Schlei waren Pfähle gerammt worden, die durch Flechtwerk miteinander verbunden waren und so für Fische eine undurchdringliche Barriere bildeten. Die Pfähle sind als "W" in der Form eines spitz zulaufenden Trichters angeordnet, an dessen Ende sich ein Netz befindet. Heute ist der Kappelner Heringszaun der letzte noch funktionierende Heringszaun in Europa und vermutlich der ganzen Welt. (Foto © Touristikverein Kappeln / Schlei-Ostsee).

Heute steht die Heringswette im Mittelpunkt der Kappelner Heringstage. Wer das Fanggewicht des Netzes am Heringszaun am besten schätzt, wird Heringskönig oder -königin.

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