Markenware oder No-Name-Produkte?
Meist steckt in No-Name-Produkten im Lebensmittelbereich das gleiche drin als in der weit teureren Markenware. Aber wer kennt sich in diesem Angebotsdschungel genau aus?Markenhersteller und ihre No-Name-Produkte
Marmelade
Marmeladen, Schokocremes und Konfitüren von Zentis werden am Frühstückstisch gern verwendet. Die verschiedenen Zentis-Erzeugnisse sind bei identischer Qualität auch bei REWE zu kaufen. Sie tragen nur nicht ihren Zentis-Markennamen, sondern den der REWE-Marke "Ja!" und sind weitaus günstiger.
Das liegt wie bei vielen ähnlichen Produkten daran, dass Discounter wie Aldi-Nord und -Süd, Rewe, Lidl und Co bei ihren Verhandlungen mit den Hersteller am längeren Hebel sitzen und eine starke Verhandlungsposition innehaben. Das bringt große Verhandlungsspielräume bei den Preisen für die Eigenmarken der Discounter.
Schokoaufstrich
Vergleichen Sie einmal die Preise für Schokoaufstriche, die wegen ihres Palmölanteils stark diskutiert werden. Jeder Discounter führt diesen begehrten Brotaufstrich unter einem anderen, aber eigenen Namen. Sie alle haben gegenüber dem Marktführer Ferrero mit seiner Nutella einen großen Preisvorteil, werden aber wie dieser mit den fast identischen Ingredienzien hergestellt.
Gewürze
Wer sein Essen gern würzt und dabei auf Qualität Wert legt, greift zu Markengewürzen wie jenen von Ostmann. Die kauft man am besten beim Discounter Norma und sucht dort unter den "Basta"-Gewürzen. Dort sind die Gewürze aus dem Hause Ostmann bis zu 75 bis 80 Prozent billiger als unter der bekannten Marke.
Die gleichen Gewürze aus dem Hause Ostmann heißen bei Lidl Kania Gewürze.
Toast
Über ein gutes Frühstück gibt es sehr viele und unterschiedliche Auffassungen. Der eine mag es kräftig und deftig, der andere verspeist sein Müsli, ein anderer schwört auf alte Getreidesorten und Urgetreide oder nur einfach dunkles Brot, und der nächste will sein Frühstück nur süß mit Brötchen oder Toast genießen.
Soll es ein guter Toast sein? Ein Toast von Lieken? Den können Sie bei Lidl kaufen. Der Toast der Firma Kornmark liegt dort im Regal. Kornmark ist eine Tochterfirma von Lieken. Derselbe Toast bei Lidl kostet weniger als die Hälfte des Markentoasts.
Liegt der nächste Lidlladen weit entfernt? Dann kaufen sie doch Lieken-Toast bei Aldi. Dort heißt er "Mühlengold Buttertoast".
Balkan-Käse
Balkan-Käse in Salzlake wird unter der Handelsmarke Ja! bei Rewe angeboten. Man kann ihn allerdings mit einem um zirka 50 Prozent höheren Preis als Patros-Käse in Salzlake vom selben Hersteller erwerben..
Fisch
Das Iglo Schlemmerfilet à la Bordelaise kann man mit einer Ersparnis von 20 Prozent auch bei Kaufland als K-Classic Schlemmerfilet Bordelaise kaufen..
Fischkonserven
Auch die aus der Werbung bekannte Firma Hawesta mit ihren Fischkonserven beliefert die Discounter, allerdings nicht unter ihrem Markennamen. Bei Rewe heißen die Hawestaprodukte Rewe Heringsfilets oder ja! Heringsfilets, bei Aldi-Nord ist sinnvollerweise nur ein Buchstabe ausgetauscht und steht dort als Andi Fischfeinkost Heringsfilets im Angebot.
Feinkostsalate
In dieser Warengruppe sorgt Homann aus Dissen/Teutoburger Wald für das qualitativ gute Discounter Angebot. Homanns Dressing wird bei Rewe als Salatdressing Sylter Art verkauft, bei Aldi-Süd der Fleischsalat als Wonnemeyer Fleischsalat, der Thunfischsalat bei Lidl als Vitakrone Thunfischsalat, der Krabbensalat bei Aldi-Nord als Ofterdinger Nordsee Krabbensalat, und ebenfalls stehen bei Aldi-Nord Homanns Produkte Zigeunersalat, Ofterdinger Pellkartoffel Salat und Ofterdinger Weißkrautsalat.
Süßigkeiten
Die Firma Storck stellt unter anderen Dickmanns und Schokostrolche, Nimm2, Werther's Echte und Storck Riesen her. "Super Dickmann's" gibt es bei Aldi aus dem selben Herstellungsbetrieb preiswerter. Nur heißen sie dort "Scholetta Mini Schokoküsse" oder "Scholetta Schokoküsse" .
Kekse
Bahlsens Leibniz-Keks gibt es entweder im Original oder bei Aldi unter dem Namen "Van Botta Keks", Schoko-Waffelröllchen der Firma Bahlsen beim Discounter als Ware der Firma Choco Bistro.
Eierlikör
Verpoorten ist seiner Werbung für Eierlikör mit dem Motto "Ei, Ei, Ei.....Verpoorten bekannt geworden. Den Eierlikör von Verpoorten gibt es unter anderen Namen günstiger als sonst unter dem Markennamen. Bei Penny heißt er Eierlikör Van Veen, bei Lidl steht er, von der Verpoorten Vertriebsfirma vertrieben, als Gold Advocaat Eierlikör im Regal.
Milchreis
Müller Milchreis ist wohl neben Bauer's am meisten umworben und somit bestens bekannt. Müllers Milchreis gibt es unter "Gut und Günstig" preiswerter zu kaufen. Auch bei Aldi steht er unter anderem Namen im Regal, kostet aber nur rund die Hälfte. Und bei Kaufland heißt er K-Classic Sahne Milchreis.
Gemüsekonserven, Tiefkühlfertiggerichte, Magenbitter und Tee bei Aldi
Am einfachsten vergleichbar und überprüfbar ist diese Ware bei Aldi, denn die meisten Gemüsekonserven stammen aus der viel Werbung betreibenden Firma Bonduelle, und die Tiefkühlgerichte stammen aus dem bekannten Hause der Firma Frosta, allerdings unter dem Namen "Eskimo". Der gute Meßmer Tee von der Ostfriesischen Tee Gesellschaft kann Meßmer heißen, muss aber nicht. Meßmers "Feinsten Earl Grey" kann man bei Aldi zu 30 Prozent des Preises als "Cornwall Earl Grey" kaufen. Wer auf seinen täglichen Underberg nicht verzichten möchte, kann sich bei Aldi-Nord beim "Mümmelmann" bedienen.
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Mehr zum Thema gefällig?
Wollen Sie diesen spannenden Fragen – auch zum Wohle des eigenen Geldbeutels - weiter nachgehen und noch mehr Informationen erhalten? Wenn ja, dann sollten Sie am Dienstag, den 14. März 2017 und den 21. März 2017, jeweils um 20.15 Uhr die Sendung "ZDFzeit" ansehen. In jeweils 45 Minuten geht Fernsehkoch Nelson Müller in den beiden Sendungen "No-Name oder Marke?" diesem Thema nach und testet erneut Lebensmittel und zeigt, wann sich "billig" lohnt und wo bei "No-Name oder Marke" oft das gleiche drinsteckt. Er wird dabei unterstützt von Lebensmitteltechniker Sebastian Lege. Lege hat gerade im Januar 2017 zwei Dokumentationen zum Thema "Die Tricks der Lebensmittelindustrie" vorgelegt. Im März nimmt er sich die Tricks der Industrie bei Fruchtaufstrichen und Weinen vor.
Am 14. März geht es mit Nelson Müller und Sebastian Lege um Wasser, Cola, Bananen und Joghurt (und mehr), am 21. März um Lachs, Champagner, Sushi und Büffelmozzarella.
Mehr zu den beiden Sendungen
Manchmal greift der Verbraucher aus Unkenntnis über die Qualität lieber zur Markenware. Die 100 Tester bei Nelson Müller kommen fast immer zu dem Ergebnis, dass die No-Name-Produkte qualitativ durchaus mithalten können. Aber der Verbraucher muss den Preis genau kennen, denn bei Werbeaktionen kann die Marke im Preis durchaus unter dem des No Name Produktes liegen. "Gespielt" wird im Preissektor immer nur bei den Marken, kaum aber bei den No Names, die preislich kaum schwanken.
Sebastian Lege geht auf die neu im Sortiment befindlichen "Fruchtaufstriche" ein. Das klingt wie Marmelade oder Konfitüre, ist es aber nicht. Die neue Produktkategorie läßt die Industrie viel Geld in der Produktion sparen, weil "in einem solchen Produkt noch ganz anderes verarbeitet werden kann als nur Frucht und Zucker".
Büffelmozzarella ist viel aromatischer als üblicher Kuhmilchmozzarella und sehr gesund, aber nicht in jedem Geschäft zu kaufen. Für Büffelkälber aber gibt es keinen Markt. Nelson Müller geht der Frage nach, wie Tierwohl und Luxuslebensmittel zusammenpassen.
Zur Person: Nelson Müller und Sebastian Lege
Fernsehkoch Nelson Müller wurde in Ghana geboren, wuchs in Stuttgart unter der Obhut seiner Pflegeeltern auf und nahm deren typisch deutschen Nachnamen Müller an. Der 38-jährige Spitzenkoch erfuhr seine Ausbildung in Schleswig-Holstein auf der Nordseeinsel Sylt im Sterne-Restaurant Bodendorf's und arbeitete dann an seinen Kochkünsten weiter im Sterne-Restaurant Résidence in Essen. (Foto © ZDF und Willi Weber)
Seit 2009 ist Nelson Müller selbständiger Gastronom in Essen und betreibt dort "Die Schote" sowie in Essen-Rüttenscheid das "Müllers an der Rü". Bereits im November 2011 erhielt die Schote unter Müllers Leitung vom Guide Michelin einen Stern.
Der ausgebildete Koch, Lebensmittelfachmann und Produktentwickler Sebastian Lege kennt die Tricks der Lebensmittelindustrie. Für "ZDFzeit" nimmt er die industriellen Gaumenfreuden genauer unter die Lupe.
Sebastian Lege zählt zu den Food-Entertainern, die sich mit Leidenschaft für die Qualität von Lebensmitteln einsetzen und sich in der Zubereitung immer wieder auf die Suche nach der Verbesserung des sinnlichen Essgenusses macht. Lege ist der Überzeugung, dass die Lebensmittel den elementaren Grundstock für leckeres Essen bilden. Lege, der als Küchenchef in namhaften Restaurants und Hotels tätig war formuliert dazu geradezu romantisch: "Nicht das simple Zusammenfügen einfacher Zutaten bereitet eine wohlschmeckende Mahlzeit. Es ist vielmehr eine Komposition aus Optik, Geruch, Akustik und Geschmack sowie Nostalgie, Emotionen und unsere Erinnerung, die jeder Einzelne damit verbindet. Die Kombination all dieser Elemente spiegelt die Wertschätzung und Freude am Essen wider und macht sie für jeden einzigartig."
Wie schafft es die Industrie, Lebensmittel mit möglichst wenig Zeit- und Kostenaufwand herzustellen? Und wie sehr leidet die Qualität darunter? Branchen-Insider Sebastian Lege klärt auf. (Foto © ZDF und Björn Schneider)
Die Sendereihe "ZDFzeit"
Investigative, politische und historische Filme sind auf dem angestammten Sendeplatz seit 2012 jeweils dienstags um 20.15 Uhr zu sehen. Daneben werden in "ZDFzeit" zur besten Sendezeit verbrauchernahe Themen präsentiert wie etwa in der auf lange Sicht angelegten Testreihe mit Sternekoch Nelson Müller.
2013 gab es die ersten Sendungen mit Nelson Müller. Themen waren, verbunden mit der Fragestellung ("Wie gut ist....."?), unser Fleisch, Fertiggerichte und Billigbio.
Wegen des überaus großen Zuschauerinteresses an Nelson Müllers Sendungen wurde bereits 2014 die Zahl der Sendungen mit Themen wie beispielsweise der Hitliste der Weihnachtsessen der Deutschen, Brot, Diäten oder Light-Lebensmittel erhöht.
2015 ging es um Grundnahrungsmittel wie Kaffee, Milch, Trinkwasser und Wurst, aber auch um Vergleiche zwischen EDEKA und Rewe oder der deutschen Küche.
Die Billig-Bäcker, McDonalds, Bier, Aldi und Pommes & Co. standen im letzten Jahr im Fokus des fachlichen Interesses von Nelson Müller.
Bildquelle:
© ZDF und Felix Korfmann
(Die latente Gefahr von Alkoholgenuss)
© ARD/Nicole Manthey
("Rote Rosen" Patricia Schäfer folgt auf Cheryl Shepard)