Longhorn-Rinder (Bild: nfaulk6 / Pixabay)

Charles Goodnight kreuzte Bisons mit Rindern

Die Rinder-Barone prägten aber auch die Kultur des Wilden Westens und wurden zu Symbolen des amerikanischen Pioniergeistes. Geschichten von ihren Abenteuern und ihrer Macht wurden in Zeitungen und Büchern romantisiert und inspirierten zahlreiche Westernfilme und -geschichten. Ein bedeutender Aspekt des Mythos war ihr Kampf um die Weiden und das Land. Die Expansion der Viehwirtschaft führte häufig zu Konflikten mit Siedlern und anderen Ranchern, die bereits in der Region ansässig waren. Diese Auseinandersetzungen, die oft gewaltsam ausgetragen wurden, trugen dazu bei, die Legenden der Rinder-Barone zu formen.

Richard King gelang als erstem die Kreuzung zwischen dem Shothorn und Brahma. Aus dieser Kreuzung ging die erste amerikanische Züchtung hervor. Auch Charles Goodnight (5. März 1836 - 12. Dezember 1929) war ein erfolgreicher Viehzüchter. Er arbeitete als Cowboy, kämpfte gegen die Comanchen, war Texas-Ranger und schloss sich während des Amerikanischen Bürgerkriegs den Konförderierten an. Im Jahr 1866 trieb er zusammen mit Oliver Loving als erster eine Viehherde mit 4000 Rindern durch die wasserlosen Stakes Plains von Concho bis Fort Summer. Dabei verlor er 50 Prozent der Rinder und der Mannschaft. Heute trägt dieser Weg den Namen "Goodnight-Loving-Trail". Während seiner Zeit als Viehzüchter kreuzte er Bisons mit Rindern und erhielt dadurch das sogenannte Beefalo.

Die Ranch der Familie Jones war mit 28 Quadratkilometern eine der größten im US-Bundesstaat Kansas. Allein das im Jahr 1881 errichtete dreistöckige Wohnhaus aus Kalkstein kostete 25.000 Dollar. Doch für Steven und Louise Jones spielte Geld keine Rolle. Sie hatten genug davon. Im 19. Jahrhundert war die Rinderzucht in Kansas äußerst erfolgreich. Und auch heute noch zählt sie zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Bundesstaates. Kansas ist der drittgrößte Viehproduzent der USA udn eines der wichtigsten Zentren für Fleischverarbeitung.

Eine entscheidende Rolle für die Viehwirtschaft spielte Dodge City. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts trieben Cowboys große Rinderherden von Süd-Texas zur Eisenbahnstation in die Stadt. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus dem ruhigen Außenposten eine blühende Metropole im Wilden Westen. Heute erinnern nur noch Nachbildungen an den Glanz vergangener Zeiten, wie beispielsweise die des bekannten Long Branch Saloons. Berüchtigte Revolverhelden wie Wyatt Earp und Bat Masterson gehörten zu den Stammgästen. Als 1885 der Milzbrand unter den Viehherden in Texas ausbrach, wurde es ruhiger in Dodge City.

Durch extreme Wetterbedingungen wurden viele Rinderherden dezimiert

Eine der erfolreichsten Geschichten auf dem Gebiet der Rinderzucht ereignete sich nicht im Wilden Westen, sondern im US-Bundesstaat Hawaii. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts grasten Herden von Longhorn-Rindern im Landesinneren der Insel Big Island. Sie waren jedoch keine zahmen Milchkühe, sondern gefährliche, verwilderte Herden und sie vermehrten sich so stark, dass die Bevölkerung Angst bekam. Um das Problem zu beseitigen, wandten sich die Hawaiianer an den Seemann John Parker (1. Mai 1790 - 20. August 1868) aus Neu England, der als guter Schütze bekannt war. Weil die Rinderherden in engen Tälern lebten, konnten sie am einfachsten vom Pferd aus gejagt werden. Parker bevorzugte Tiere mit gutem Geruchssinn. Sobald das Pferd die Ohren spitzte, signalisierte es, dass Rinder in der Nähe waren.

Parker salzte das Fleisch ein und verkaufte es an die Walfänger, die im Hafen ankerten. Bereits nach kurzer Zeit war das Salzfleisch ein echter Verkaufshit. Als Parker auch noch die Enkelin des Häuptlings heiratete, begründete er eine Dynastie. Bald züchtete er sein eigenes Vieh und kaufte rund 7000 Hektar Land auf. Damit war die Parker-Ranch eine der größten in ganz Amerika.

Trotz ihres Einflusses und ihrer Macht mussten sich die Rinder-Barone immer wieder neuen Herausforderungen stellen. Ein Wendepunkt war der Winter 1886 - 1887, bekannt als "The Big Die-Up". In diesen Monaten wurden große Teile der Rinderherden im Westen aufgrund extremer Wetterbedingungen und Dürre dezimiert. Dies führte zu finanziellen Verlusten und zur Schwächung der Position vieler Rinder-Barone. Darüber hinaus ging durch die steigende Siedlungstätigkeit und Industrialisierung immer mehr Land in privaten Besitz über. Die offenen Weiden des Westens schrumpften. Dies veränderte die Dynamik der Viehwirtschaft und beeinträchtigte die Macht der Rinder-Barone zusätzlich. Doch ihre Geschichten, sowohl die heldenhaften als auch die kontroversen haben einen wichtigen Platz in der amerikanischen Geschichte.

Autor seit 13 Jahren
369 Seiten
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