Frischfleisch vom College

Sommerferien am College - was liegt also näher, als sich abseits des Campus die Kante zu geben und zu feiern? Studentin Sara (Sara Paxton) lädt ihre Freunde Beth (Katharine McPhee), Malik (Sinqua Walls), Blake (Chris Zylka) und Maya (Alyssa Diaz) ins Ferienhaus ihrer Eltern ein, das sich auf einer idyllisch gelegenen Insel mitten in einem Salzwassersee befindet.

Anstatt fröhlicher Partystimmung erwartet die jungen Leute jedoch das Grauen: Haie treiben in dem See ihr Unwesen! Einer von ihnen reißt Malik den Arm ab. Sofort verfrachten ihn seine Freunde zum Abtransport ins Motorboot. Doch die cleveren Raubtiere zwingen sie zur Umkehr, und als wäre dem nicht genug, müssen die Studenten feststellen, dass ihnen die lokalen Rednecks nicht gerade wohlgesonnen sind...

Deutscher Trailer "Shark Night 3D"

Klassiker der Tierhorrorfilme: Haie!

2006 sorgte Regisseur David R. Ellis mit seinem Trashfilm "Snakes on a Plane" zwar nicht für volle Kinokassen, dafür aber unzählige Parodien auf seinen Streifen. Fünf Jahre später bleibt er dem Genre des Tierhorrorfilms treu und benennt seinen Hai-Thriller ebenso schnörkellos, wie plakativ, "Shark Night" - was immerhin besser als: "Sharks in the Water" klingt. Wenig überraschend reiht sich sein Werk in die mittlerweile kaum noch überschaubare Riege der Hai-Filme ein. Kein anderes Tier wurde häufiger in den Mittelpunkt horribler filmischer Szenarien gestellt, wiewohl Haiangriffe in der Realität extrem selten vorkommen.

 

Doch wie so viele ähnlich gelagerte Filme gelingt es auch "Shark Night" nicht, Spannung und Gruselstimmung aufkommen zu lassen. Steven Spielbergs "Der weiße Hai" bleibt schlichtweg unerreicht in seiner Wirkung und unheimlichen Atmosphäre. Warum es seither keinem anderen Film mehr gelungen ist, ein auch nur entfernt spannendes Szenario zu zeichnen, dürfte an den meist absurden Plotprämissen liegen. Der in 3D produzierte "Shark Night" bildet keine Ausnahme. Die Erklärung hierfür, weshalb sich dutzende Haie unterschiedlichster Arten in einem Salzwassersee tummeln, ist geradezu lachhaft albern.

 

Alexandre Ajas "Piranha"

Alexandre Ajas "Piranha" Damit ist auch das größte Problem dieses Horrorfilms umrissen: Die Handlung kann unmöglich ernstgenommen werden. Frankreichs derzeit heißeste Regie-Aktie Alexandre Aja erkannte bei seinem Hollywood-Erstling "Piranha" das drohende Dilemma und inszenierte eine witzige Splatterorgie mit viel nacktem Fleisch. Ganz anders hingegen "Shark Night", der sich selbst und den seinen unsinnigen Plot für voll nimmt. Das Ergebnis ist ein allenfalls unfreiwillig komisches Schlamassel ohne große Unterhaltungswerte.

 

Eine Gruppe attraktiver Studenten legt sich in den südlichen USA mit typischen Hillbillies an - es darf exakt keinmal geraten werden, ob der Zwist in späterer Folge eskalieren wird. So weit, so klischeehaft. Wenn zumindest die Haiangriffe spannend in Szene gesetzt wären oder die Logik halbwegs intakt bliebe, könnte man darüber vielleicht noch hinwegsehen. Doch von Beginn weg macht Ellis klar, dass ihm an einer spannenden Story nichts liegt. In der Anfangssequenz albert ein Pärchen im Wasser herum. Plötzlich beginnt die attraktive Blondine zu kreischen - Haiangriff? Falscher Alarm: Ihr Freund neckt sie! Als er wenig später das Wasser verlässt, kreischt sie erneut. Diesmal zu recht. Wer dies überraschend findet, hat vermutlich noch nie einen Horrorfilm gesehen.

 

"Shark Night": Verhaltensauffällige Haie

In dieser Tonart geht es munter weiter: Nach den sterbenslangweiligen "Wir sind ja so cool und hip"-Charakterisierungen treffen die jungen Studenten auf dümmlich scheinende Hinterwäldler. Wie in so gut wie jedem anderen Horrorfilm auch stellen Handys ihren Betrieb ein, sobald sie einen praktischen Nutzen erfüllen würden. Interessant ist nunmehr allenfalls das Aufspüren der Ungereimtheiten und "tollen Zufälle". Nur ein Beispiel von vielen: Da wird dem jungen Malik ein Arm abgebissen, woraufhin er zu verbluten droht und deshalb möglichst rasch in ein Krankenhaus gebracht werden soll. Ein paar Szenen später begibt sich der Sterbende plötzlich höchst munter auf Haijagd, obwohl er mittlerweile mehrere Liter Blut verloren haben muss.

 

Spannung kann somit niemals aufkommen. Denn hierfür benötigt ein Film neben interessanten Charakteren, die "Shark Night" nicht aufweist, über eine halbwegs plausible und nachvollziehbare Bedrohung. Doch weder die lachhafte (und pseudo-medienkritische) Erklärung dafür, wieso sich unzählige Haie in einem See befinden, noch die Tiere selbst vermögen auch nur die geringste Spannung zu erzeugen. Den unter Wasser brüllenden und wie weiland Killerwal Willy fröhlich aus dem Nass hechtenden Haien ist die CGI-Herkunft stets anzusehen. Dabei legen die offenbar unter Fressattacken leidenden Tiere erstaunliche Verhaltensweisen an den Tag: Mal werden sie von einem Schwimmer abgehängt, dann wiederum sind sie schneller als ein Wasserscooter und verfügen anscheinend über die Fähigkeit der Präkognition.

Schwächer als "The Reef - Schwimm um dein Leben"

Auch in allen sonstigen Belangen bewegt sich "Shark Night" im Fahrwasser gängiger Klischees und Genrekonventionen (bis hin zu: "Der Schwarze ist das erste Opfer"). Dass sich ein Tierhorrorfilm im Jahr 2011 mit dem zeitlosen Klassiker "Der weiße Hai" nicht messen würde können, war zu erwarten. Doch sogar der bestenfalls zweitklassige Billigschocker "The Reef - Schwimm um dein Leben" vermag packender und glaubwürdiger zu unterhalten.

 

Klassiker "Der weiße Hai"Einmal mehr zeigt sich, dass es einfach nicht genügt, eine altbekannte Prämisse aufzugreifen und mit hübschen Gesichtern (und etwaigen anderen vorteilhaften Körperteilen) zu besetzen. Dieser lieblos hingeschluderte Haithriller biss an den US-Kinokassen zu recht ab. Der Griff zum guten, alten "Weißen Hai" lohnt sich, selbst wenn man den Horrorklassiker inzwischen zigmal gesehen haben sollte. Alternativ dazu seien Alexandre Ajas "Piranha" oder Rennie Harlins launiger "Deep Blue Sea" empfohlen. Hierbei metzeln die Tierchen wenigstens noch mit Stil und Witz.

 

PS: Sollte sich ein Leser dieser Kritik die Frage stellen, wann jemand auf die absurde Idee kommen sollte, Killerhaien die Fähigkeit des Landgangs zu verleihen, so sei auf den Film "Snakehead – Der Schrecken aus dem See" hingewiesen, der auf eben jene Prämisse zurückgreift. Wohl bekomm's!

Originaltitel: "Shark Night 3D"

Regie: David R. Ellis

Produktionsland und -jahr: USA 2011

Filmlänge: ca. 95 Minuten

Verleih: Universum Film GmbH

Deutscher Kinostart: 1. Dezember 2011

FSK: Freigegeben ab? Jahren

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