Trollhunter: Fantasy-Komödie im Mockumentary-Stil
T(r)ollhaus Norwegen: Studenten filmen Jäger bei seiner Arbeit - dem Jagen von Trollen im Regierungsauftrag ... skurrile Fantasy-KomödieTrollig: Monster in Norwegen!
Christen leben gefährlich
Die drei Filmstudenten Kalle, Johanna und Thomas möchten eine Dokumentation über die Bärenjagd im Norden Norwegens drehen. Dabei stoßen sie eher zufällig auf den scheinbaren Bärenjäger Hans (Otto Jespersen), der zunächst wenig kooperativ ist. Trotzig folgen ihm die jungen Leute in den Wald und werden Zeuge seltsamer Ereignisse: Grelles Licht blinkt auf, ohrenbetäubendes Gebrüll ist zu vernehmen und plötzlich hetzt Hans an ihnen vorbei und herrscht sie an, rasch zu verschwinden. Die drei Studenten folgen ihm, wobei Thomas an der Schulter von irgendeinem Tier gebissen und gekratzt wird.
Nachdem der Angriff des unbekannten Wesens vorbei ist, müssen die Studenten feststellen, dass ihr Wagen umgeworfen und völlig ruiniert wurde. Erst jetzt rückt Hans mit der Sprache heraus. In Wahrheit sei er ein Trolljäger und die drei Filmcrew sei Zeuge eines Trollangriffs geworden. Natürlich glauben sie ihm kein Wort. Doch um auf die miesen Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen, bietet er ihnen an, sie in die Geheimnisse der Trolljagd und die Vertuschung durch die Regierung einzuweihen.
Wenig später bannen sie das Wüten eines dreiköpfigen Trolls auf Video und sind plötzlich Geheimnisträger. Denn nur wenige Auserwählte wissen um das Trollproblem Bescheid, während die bis zu 100 Meter großen Monster offiziell lediglich Folklore darstellen. Mit dem erfahrenen Hans an ihrer Seite sammeln sie zahlreiches Videomaterial an und wähnen sich bereits als Doku-Stars. Doch bei einem der Einsätze geht etwas schief: Unter den Studenten befindet sich ein Christ, und wenn Trolle etwas verabscheuen, dann sind es Christen...
Parodie auf Mockumentaries
Don't feed the trolls!
Im Zuge des Erfolg so genannter Mockumentaries, also rein fiktiven Stoffen, die sich als echte Dokumentarfilme ausgeben, wurde und wird das breite Feld an fiktiven Monstern und Fabelwesen abgegrast. Wobei: Allzu sehr in die Breite gehen die meisten Genreproduktionen denn doch nicht, was an den Erwartungen des Publikums, etwas bereits Bekanntes zu sehen und zu hören, oder an der Bequemlichkeit der Produzenten liegen mag. So waren bislang etwa Zombies ("[REC]"), Hexen ("Blair Witch Project") Geister ("Paranormal Activity") oder schlichtweg gigantische Ungeheuer ("Cloverfield") auf der Leinwand zu bewundern.
Einen sympathisch originellen Zugang findet die norwegische Produktion "Trollhunter", die den außerhalb Skandinaviens erstaunlich wenig bekannten Troll-Mythos liebevoll auf die Schippe nimmt. Ähnlich der spanischen Produktion "[REC]" wird auch hierbei das eigentliche Dokumentationsthema rasch zugunsten einer bedeutenderen Story geopfert. Und diese hat es wahrlich in sich: Trolle existieren! Und um sie in Schach zu halten, sorgt eine eigene geheime Organisation dafür, dass deren Population nicht überhand nimmt und die norwegische Bevölkerung über die Bedrohung im Dunkeln gelassen wird.
Die HAARP-Verschwörung auf norwegisch
Einer der ganz großen Pluspunkte dieses für US-Verhältnisse Low-Budget-Streifens liegt darin, die Existenz von Trollen und deren Wirken halbwegs plausibel zu erklären. Dabei greift der Film auf Sagengut zurück - etwa, wenn zwecks Anlocken eines abtrünnigen Trolls auf einer Steinbrücke drei Ziegen als Köder angebunden werden - und indirekt Bezug auf die Verschwörungstheorien rund um HAARP genommen wird, lies: Warum befinden sich in einem praktisch unbesiedelten Gebiet zahlreiche Strommasten, die noch dazu in einem Ring angeordnet sind? Na, um die Trolle wie Vieh vom unerwünschten Ausbüchsen abzuhalten! Freilich ist der Leiter des örtlichen Strombetreibers nicht in die Verschwörung eingeweiht und wundert sich selbst ein bisschen darüber.
Erwartungsgemäß spielt Regisseur André Øvredal mit den Erwartungen der Zuschauer, setzt dabei aber einiges Vorwissen über die Trolle-Mythologie voraus, was außerhalb Skandinaviens wohl die meisten Zuseher von vielen ironischen Anspielungen ausschließen dürfte. Sei es darum: Als Parodie auf "Blair Witch Project" & Co. funktioniert "Trollhunter" ganz wunderbar und ist zudem durchaus spannend inszeniert. Das begrenzte Budget in der Höhe von rund 2,5 Millionen Euro weiß meist zu überzeugen, vor allem in jenen Einstellungen, die den Einsatz von CGI verschleiern (Nachtsicht). Ab und an wirken die Ungeheuer aber doch reichlich unrealistisch und erinnern ein bisschen an Puppensendungen. Allerdings könnte sich dahinter auch Absicht verbergen, denn von schleimigen Riesenmonstern aus dem Ozean sind die traditionellen Darstellungen mit Knollennasen und zersaustem Fell nachempfundenen Trolle meilenweit entfernt.
Parodie auf "Blair Witch Project"
Trotz des massiven Einsatzes von "shaky cams" und unbekannten Darstellern, verströmt die Produktion viel Charme und weiß das parodistische Potenzial zu nutzen. Dabei ist das Vorbild "Blair Witch Project" nicht zu übersehen, dessen bierernster Pseudo-Realismus unentwegt durch den Kakao gezogen wird. "Trollhunter" ist in erster Linie eine Fantasy-Komödie mit viel Humor und zahlreichen Anspielungen auf Mockumentaries sowie des europäischen Linken liebsten US-Amerikaners, Michael Moore. Die Vermarktung unter dem Label "Horror" ist ein wenig irreführend, denn richtige Splatterszenen kommen ebenso wenig vor, wie Schreckszenen. Somit eignet sich der Film auch für jüngere Zuseher, falls diese das Spiel mit der ironisch gebrochenen Wirklichkeit verstehen können.
Fazit: Nette Fantasy-Komödie für Zwischendurch. Kein ganz großer Wurf, gewiss, aber gute Unterhaltung für rund anderthalb Stunden. Und natürlich eine explizite Warnung davor, Trolle zu füttern...
Originaltitel:Trolljegeren
Regie: André Øvredal
Produktionsland und -jahr: N, 2010
Filmlänge: ca. 104 Minuten
Verleih: Universal/DVD
Deutscher Kinostart: 7.4.2011
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)