Bilderbuch-Hund
Illustration aus "Die Farbe Rund"

Illustration aus "Die Farbe Rund" (Bild: adele sansone)

... den Namen und Bezeichnungen auf der Spur

Haben auch Sie sich schon öfter Gedanken gemacht, warum wohl die eine oder andere Art, ob Tier oder Pflanze, gerade diesen speziellen Namen trägt?

Ein Beispiel gefällig? Das Hundsveilchen Viola canina:

Warum, verflixt einmal, heißt diese Blume ausgerechnet "Hundsveilchen"?
Hund ist sie keiner, das ist klar. Wird sie von Hunden gerne gefressen? Hundebesitzer können das locker verneinen. Pissen Hunde vielleicht gerne drauf? Dann müsste sie wenigstens "Hundepiss-Veilchen" heißen. Aber auch das wurde noch nicht besonders oft beobachtet. Also warum, verflixt zum zweiten Mal, bekam es dann den "Hund" in den Namen?

Neugierig? Dann geht es Ihnen so wie mir und Sie haben sicher ihren Spaß beim Durchblättern/Scrollen durch diesen Artikel, der dem Hund im Namen auf der Spur ist.
Schnüffel, schnüffel ...

 

Hund - Canis

Sprachgeschichtlich lässt sich Hund auf germ. hunda, mhd., ahd. hunt, got. hunds zurückverfolgen. Alles bedeutete "Hund".

Lat. canis, griech. kyon, idg. kuyon, kunos. Von dieser Zeit her stammt auch bereits das Bild des treuen Begleiters.

Sonderbar ist daher, dass Sprichwörter, wie: "auf den Hund gekommen", "vor die Hunde gehen", "hundsgemein, hundsmiserabel" so verachtend und negativ belegt sind. Der Hund, das zwiespältige Verhalten des Menschen ihm gegenüber:
 Der Hund mal "geliebt oder verachtet".

So mancher Tier- oder Pflanzenname erzählt davon.

Lesetipp: Der Hund und seine artenreiche Familie

 

 

Buchempfehlung: Der Hund - Geschichte, Biologie, Rassen 

Seehunde und Hundsrobben

Auch wenn sie bellen und beißen, Hund ist doch keiner von ihnen.

Jeder kennt sie, ob er sie nun als Robbe bezeichnet oder als Seehund, macht für den oberflächlichen Zuschauer nicht so viel Unterschied. Der Seehund ist das sicher bekannteste Wasserraubtier in Nordeuropa, besonders im Wattenmeer gut zu beobachten. Aber auch als gelehrige tierische Schüler im Zoo sind sie beliebt und bekannt.

Woher der "Hund" im Namen stammt? Die Bezeichnung geht auf das mnddt. sēlhunt, von sea= See; seal=Robbe, zurück.

  • Seehund (Phoca vitulina) aus der Familie der Hundsrobben (Phocidae) - Vertreter im arktischen und antarktischen Ozean.

Flughunde - Flattertiere mit zwei Flügeln und eingebautem Radar

Sie bellen nicht, wedeln nicht mit dem Schwanz, allerdings können sie auch beißen. Hier handelt es sich um Flughunde, eine Familie aus der Ordnung der Fledertiere. Die Flughunde leben in den Tropen und Subtropen der Alten Welt. Der Kopf ist hundeartig und hat bei den meisten Arten große Augen. Die meisten haben wirklich ein niedliches Hündchenköpfchen. Flughunde schlagen beim Schlafen im Gegensatz zu den Fledermäusen die Flügel wie einen Mantel um sich.

  • Ägyptischer Flughund Rousettus aegyptiacus
  • Epaulettenflughund Epomophorus gambianus
  • Graukopfflughund 
  • Hammerkopfflughund Hypsignathus monstrosus: also der hat wirklich einen hammermäßigen monströsen Kopf.
  • Riesenflughund Pteropus giganteus
  • Palmenflughund Eidolon helvum
  • Zwerglangzungenflughund macroglossus minimus

Diese beiden Arten gehören zu der Familie der Fledermäuse:

  • Bulldogfledermaus Tadarido teniotis
  • Mopsfledermaus Barbastella barbastellus

"Wie niedlich, eine Maus!" Falsch - das Tier nennt sich Rüsselhündchen

Das Rüsselhündchen (gehört zu den Rüsselspringern), sieht aus wie eine besonders langnasige Spitzmaus. Seit neuesten genetischen Untersuchungen weiß man aber, dass diese Gattung eng mit Elefanten, Seekühen, Schliefern, Goldmullen und Erdferkel verwandt ist.

Vielleicht stammt daher die sprichwörtliche Angst eines Elefanten vor der Maus! Bei so einer Verwandtschaft!

Rüsselhündchen sind tagaktiv, leben in Nischen von Bäumen und Felsen oder in von anderen Tieren verlassenen Bauten. Stammesgeschichtlich sind sie Afrotheria, also Herkunft Afrika. Ihre Heimat sind dicht mit Unterholz bewachsene Wälder des östlichen Afrikas.

Den Namen "Hündchen" verdankt es seiner Gestalt; weil es so hohe Beine hat und weil es auch schnüffelt wie ein Hund; wenn auch wie ein Minihund.

 

Rüsselhündchen

Rüsselhündchen (Bild: adele sansone)

Diese "Minifanten", pardon Rüsselhündchen/Rüsselspringer, hüpfen wie Kängurus auf dünnen Beinchen, schnüffeln wie Hunde, haben einen, wenn auch kleinen Rüssel, wie die Elefanten und einen nackten Schwanz, wie die Ratten. Putzig! In vielen Zoos zu bewundern und zu beobachten.

  • Geflecktes Rüsselhündchen (Rhynchocyon cirnei): dunkelbraune und weiße Flecken, die in Streifen auf dem Rücken angeordnet sind. Bedrohte Art.
  • Rotschulter-Rüsselhündchen (Rhynchocyon petersi)
  • Goldenes Rüsselhündchen (Rhynchocyon chrysopygus): besitzt ein goldgelbes Fell mit rötlich-schwarzen Flecken. Gefährdet.
  • Graugesichtiges Rüsselhündchen (Rhynchocyon udzungwensis): neu entdeckte Art; beschrieben 2005.

Der Zungenbrecher udzungwensis stammt vom Udzungwa-Waldreservat in Tanzania.

Ein Nagetier, das Präriehund heißt und bellt

Niedlich anzuschauen und kaum gefährlich, doch die bellenden, kläffenden Warnlaute verhalfen ihm zum Namen "Hund". Die Präriehunde gehören zu den Hörnchenartigen. Sind also verwandt mit Murmeltier oder Ziesel. Präriehunde leben in den Prärien Nordamerikas in großen unterirdischen Städten zusammen.

Werden von den Farmern daher absolut nicht geliebt. Sie untergraben nicht nur ihr Weideland, sondern auch ihre Autorität als toughe Cowboys.

Jeder Familienverband besitzt seine eigenen Tunnel und grast auf dem Land darüber.

  • Gattung Präriehunde (Cynomys) aus der Familie Hörnchen (Sciuridae)

Gerne werden sie von Zoobesuchern mit Murmeltieren oder Erdmännchen verwechselt.

(Bild: adele sansone)

Die Hundskopfboa - sie kommt auch ganz ohne Beine aus

Der Hundskopfschlinger oder Hundskopfboa (Corallus caninus) genannt, gehört zur Familie der Boas und ist lebend gebärend bzw. eilebend gebärend. Ein weiteres Kennzeichen ist der sehr stark ausgeprägte Kopf, der an einen Hundekopf erinnert.

Der Schweinehund - ein Vertreter, den jeder kennt und wenig schätzt

Ihn gilt es tagtäglich zu überwinden, den inneren Schweinehund. Zu welcher Ordnung er im Tierreich zählt, ist genetisch noch nicht festgestellt worden. Auch nicht, woher die Zuordnung zum Namen Hund stammt. 

Vermutet wird, dass als Namensgeber ein zur Jagd auf wilde Schweine ausgebildeter Hund, also ein Hund für die Saujagd, Pate gestanden hätte. Was später zum Schimpfwort mutierte.

Am Schweinehund wird derzeit also noch heftig geforscht: Herkunft, Zuordnung, taxonomische Einteilung, Bekämpfung etc. Ganze Generationen von Studenten dürfen sich hier noch austoben. Eindeutig ist nur, dass die Zusammensetzung zweier missachteter Kreaturen wie Hund und Schwein nichts allzu Gutes bedeuten kann. Aber Tricks, wie ihm beizukommen ist, gibt es zur Genüge.

 

 

Im Pflanzennamen ist der Hund drinnen

Hundsrose (Bild: adele sansone)

Diese Pflanzen sind auf den Hund gekommen

"Caninus, canina" von lat. canis=Hund lautet die artspezifische botanische Bezeichnung dann bei den Pflanzennamen.

In vielen Fällen sollte diese Bezeichnung wertmindernd sein, der Hund galt in der Antike nicht gerade als edles Tier. Eine Pflanze, die solcherart benannt wurde, war also minderwertig, etwa im Vergleich zur edlen gezüchteten Pflanze duftlos oder gar übelriechend:

  • Viola canina, das Hundsveilchen 
  • Rosa canina, die Hundsrose 
  • Anthemis arvensis, die Hundskamille und die übelriechende Steigerungsstufe dazu
  • Anthemis cotula, die stinkende Hundskamille
  • Anthemis maritima, die Strand-Hundskamille
  • Anthriscus caucalis, der Hundskerbel

Kein harmloser, sondern ein giftiger Vertreter ist

  • Aethusa cynapium, Hundspetersilie: Achtung, Verwechslungsgefahr mit Petersilie - sie ist jedoch giftig! Beim Zerreiben der Blätter übelriechend.

Bei Gräsern und Pilzen gibt es auch so Einiges an Hund-... woran die Bezeichnung Hund- anknüpfen soll, ist nicht ganz klar.

  • Agrostis caninus, das Hunds-Straußgras
  • Scrophularia canina, Hunds-Braunwurz
  • Agropyron caninus/Elimus caninus/Elytrigia canina/Roegneria canina, die Hundsquecke oder Hundszahngras
  • Cynodron dactylon, Finger-Hundszahn
  • Cortinarius caninus, der rostbraune Dickfuß, ein Pilz

 

 

Hundszahnlilie

Hundszahnlilie (Bild: adele sansone)

Hier führt die Ähnlichkeit zum Hund zum Namen

Auch Ähnlichkeiten mit Körperteilen vom Hund konnten zur Namensgebung führen:

  • Mutinus caninus, Gemeine Hundsrute: Der Fruchtkörper dieses stinkmorchelartigen (Phallaceae) Pilzes gleicht dem Penis von Hunden.
  • Cynoglossum officinale/C. canina, Hundszunge: kyon= gr. Hund; Ableitung von den weichen langen Blättern, die einer hechelnden Hundszunge gleichen.
  • Alopecurus pratensis, Hundeschwanzgras, ein Gras, deren Ähre an einen Hunde- oder auch Fuchsschwanz erinnert.
  • Erythronium dens-canis,  Hundszahnlilie; das Rhizom dieser Lilie erinnert an einen Hundezahn.

Diese Pflanze allerdings bekam Hunden wirklich nicht, daher nennt sie sich nicht ohne Hintersinn:

  • Cynanchum vincetoxicum, Gemeiner Hundswürger Im Altertum verwendete man die giftige Pflanze als Ködergift gegen Wölfe, Füchse und wilde Hunde.

Zu guter Letzt kommt noch

  • Plectranthus caninus/Coleus caninus, die Verpiss-dich-Pflanze, welche als Schutzpflanze bezeichnet wird, weil sie angeblich Hunde, Katzen, Kaninchen vom Grundstück fernhalten soll. Dass selbiges Kraut nicht unbedingt verlässlich wirkt wird niemanden wundern. Aber hübsch ist es.

Quellen: unter anderem: Bertelsmann Tierlexikon; Enzyklopädie der Tiere, Dorling Kindersley; Die Enzyklopädie der Säugetiere. National Geographic. 2005.

Adele_Sansone, am 14.01.2014
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Bildquelle:
a.sansone (Der Hund und seine artenreiche Familie stellen sich vor)

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