im Winter an der Isar (Bild: a.sansone)

Dass Gehen gesund ist, kann niemand abstreiten. Mehr zum medizinischen Aspekt. Sogar bei seelischen Störungen, wie Depression, hat es sich als Hilfsmittel erwiesen.

Wie es mit Ausrüstung, Schuhen, Bekleidung, Rucksack, Wanderstöcken aussieht, darüber wird viel geschrieben. Aber wie man wandern kann, darüber macht man sich selten Gedanken.

Wie ist das also mit dem Wandern? Gibt es wirklich verschiedene Arten zu wandern?

 

Nordic Walking Bassa Romagna - Lugo, Canale dei Mulini (Bild: gminguzzi / Flickr)

Trend 1) Wandern, Nordic-Walking, als Fitnesstrend

Mit Trekkingstöcken bewaffnet, in eher forschem Schritt, so eilen viele Menschen, immer den neuesten Trends folgend, in die freie Natur. Oft genug auch noch mit den unentbehrlichen Stöpseln im Ohr, also abgeschlossen von der durchwanderten Natur. Gesund? Sicher. Fitness fördernd? Ebenfalls. Und darüber hinaus?

Sehen oder hören diese Nordic-Walker wirklich, was die Natur um sie herum bereithält? Kommt bei diesem Tempo auch die Seele mit oder muss diese weiterhin nach ein wenig Ruhe, Erbauung, Abwechslung und Entspannung hecheln?

  • Wer sportliche Ertüchtigung sucht, sanfter als durch Laufen/ Joggen, ist sicher mit Nordic-Walking gut bedient. Die körperliche Fitness, die Ausdauer, die Muskelkraft etc. werden auf jeden Fall gefördert.

 

Ist der Gipfel das Ziel?
Gehen, Sitzen, Schauen, in die ...

Gehen, Sitzen, Schauen, in die Natur horchen (Bild: a.sansone)

Trend 2) Bergwandern, um Gipfel zu erklimmen

Diese Art zu wandern erfordert erstens bereits eine gewisse Grundfitness und darüber hinaus auch noch eine stabile Sicherheit beim Gehen. Ziel ist in diesem Fall meistens der Gipfel, der Panoramablick und auch die Befriedigung einige hundert Höhenmeter bezwungen zu haben.

Aber die Weglänge erfordert doch eine gewisse Beständigkeit im Tempo und das Verweilen reduziert sich dann oft genug auf den Gipfel. Körperlich ist es sicher eine sehr nachhaltige sportliche Betätigung. Nachhaltig schon alleine durch den Muskelkater, der einen am nächsten Tag heimsucht.

  • Wer beim Bergwandern ein nicht zu forsches Tempo anschlägt, kann bei dieser Art des Wanderns die Seele zumindest streckenweise baumeln lassen. Hat man sich ein gut erreichbares Ziel gesetzt, wo man/frau nicht überfordert wird, dann ist es ein befriedigendes Erlebnis.
Mit allen Sinnen wandern

Mit allen Sinnen wandern (Bild: a.sansone)

Trend 3) Pilgerwandern, Weitwandern

Aus dem ursprünglich religiös begründeten Pilgerwandern – der Jakobsweg ist wohl jedermann genug angepriesen worden als neue Art der Erleuchtung – entwickelt sich ein neuer Trend; länger, maximaler, härter. Weitwanderwege sind "in" wie nie zuvor. Da werden Kilometer per pedes abgespult, dass Untrainierten davon nur Hören und Sehen vergeht.

  • Auch diese Art des besonders langen Gehens kann zu einem sogenannten "Flow", einer Art beseligtem Rausch führen. Allerdings muss Pilgerwandern oder Weitwandern im Voraus gut vorbereitet werden.

 

Trend 4) Wandern aus medizinischen Gründen

Sanftes Wandern, Streckenlänge und Streckenprofil sind dabei gemäßigt, ist auch ein probates Mittel für Menschen, die unter depressiven Störungen leiden. Eine aktuelle Studie kann dies erstmals belegen: Wandern hilft bei seelischen Problemen wirklich.

Auch bei Herzinfarkt-Patienten hat sich moderates Wandern als ganzheitliche gesunde Therapie herausgestellt.

Bewegung in mittleren Höhen zwischen 1.400 und 2.000 Metern bringt einen großen Erholungswert und mobilisiert neue Kräfte im menschlichen Organismus.

Konzentriert man sich ausschließlich auf das Ziel, werden Ihnen all die schönen Dinge entgehen, die sich entlang des Weges befinden. "Was ich nicht erlernt habe, das habe ich erwandert." Dieses Zitat stammt von Johann Wolfgang von Goethe und der ist sicher nicht achtlos durch die Gegend geflitzt.

Trend 5) Beim Wandern das Kleine am Wegrand entdecken; die achtsame Art des Wanderns.

Wer wandert, um zu sehen, zu fühlen, zur Natur und sich selbst zurückzufinden, geht anders an die Aufgabe heran. Wer bedächtig und mit offenen Augen wandert, entdeckt die Natur wieder und kehrt dabei zu seinen eigenen Wurzeln zurück.

Wie geht das?

Dazu sind nur ganz wenige Punkte zu beachten:

  • Wählen Sie eine Strecke, die sie mit gemäßigter Anstrengung bewältigen können. Ob 2 oder 8 km, entscheiden Sie und ihre Kondition.
  • Nehmen Sie sich Zeit: Zeit für Pausen, Zeit, um sich umzusehen, Zeit, um am Weg Neues zu entdecken.
  • Wer einen kleinen Fotoapparat mit sich führt, lenkt seinen Blick auch abseits der Wege.
  • Wer einen Naturführer mit sich trägt, sucht und entdeckt Vieles am Wegrand.
  • Wer geht und dabei streckenweise schweigt, auch in Gemeinschaft, sieht und hört mehr.

 

 

 

Wandern - eintönig? Nein, vielfältig!

Im Wechsel der Jahreszeiten (Bild: a.sansone)

Sich Wanderziele setzen

  • Wandern Sie einen Weg gezielt zu verschiedenen Jahreszeiten. Erkennen Sie die Veränderungen. Zu jeder Jahreszeit grünt und blüht entlang der Steige, Pfade und Wanderwege eine Vielfalt, die man erst wieder erobern muss.
  • Erobern Sie ihre nähere Umgebung. Oft ist einem gerade das eigene Umfeld unbekannt.
  • Genießen Sie bewusst das Schlängeln des Weges, bemerken Sie, wie unterschiedlich der Boden unter den wandernden Füßen ist.
  • Wandern Sie zu einem Moor, ein anderes Mal zu einem Trockengebiet. Sie lernen Landschaften zu lesen, erkennen die Vielfalt.

Eine kleine Jause im Rucksack, etwas zum Trinken, ein Sitzpolster, leichte Wanderschuhe - es kann losgehen. Beginnen Sie mit kleinen Strecken, die Lust am längeren Gehen/Wandern kommt dann von selbst. Glauben Sie mir.

Achtsam Wandern ist mehr als nur zu gehen

den Sand unter den Sohlen spüren (Bild: a.sansone)

  • Wandern und das Spiel von Licht und Schatten

Man muss nicht um jeden Preis die Höhe erklimmen. Auch der Wanderweg durch den Wald, das Beobachten des einfallenden Lichts, bereichert die Sinne. Mit Muße stehen bleiben, den Geräuschen des Waldes zuhören. Den Wind nicht nur spüren, sondern auch hören. Das Rascheln von kleinen Tierfüßen im Unterholz, mit Glück das Entdecken eines Wildtieres, das man nicht verscheucht hat; all das kann das Wandern bereichern.

  • Wandern durch Dünen, dem Meer entlang

Den Blick abwechselnd von den Dünenpflanzen lösen, in die Ferne schweifen lassen, den Geräuschen von Wind, Wellen und Seevögeln lauschen, das ist Balsam für stressgeplagte Seelen.

 

Wanderwege - Achtsamkeit ist das Ziel

auch im Nebel lohnt sich das Hinsehen (Bild: https://pagewizz.com/wie-ka...)

Wer am Berg in die Höhe wandert, kann mit jedem gewonnenen Höhenmeter neue Arten von Blumen entdecken. Da ist dann Glockenblume vom Tal nicht gleich der Glockenblume hoch oben am Berg. Hier nickt das Glöckchen blitzblau stolz an einem hohen Stängel, hundert Meter höher wartet eine blasse behaarte glockige Schönheit darauf, gesehen zu werden. Und an den höchsten Punkten ihrer Wanderung werden Sie von einem ganzen Rasen an winzigen Glöckchen willkommen geheißen. Jedes Mal ein kleines Wunder an Schönheit, an Beharrlichkeit und an Überlebenswille.

Gerade mit Kindern kann dieses Suchen, Finden und Entdecken der unterschiedlichen Blumen viel Spaß machen und dabei die Mühsal des Gehens vergessen lassen. Alles, was man dazu braucht, sind offene Sinne.

Ein Naturführer im Gepäck und ein vielfältiges Erlebnis ist Ihnen sicher.

Glockenblumen - vom Tal den Berg hoch

Wiesenglockenblume (Bild: a.sansone)

Braucht es in den Bergen wirklich künstliche Attraktionen?

Mit "endenwollender Begeisterung" etwa beobachtet der Alpenverein die vielen neuen Themenwege, die wie die Schwammerln aus den Köpfen der Touristiker sprießen.

Da werden dann idyllische uralte Bergsteige zu Gunsten der tollen neuen künstlichen Attraktionen zerstört. Gipfel werden mit künstlichen Plattformen "Erlebnisinstallationen" um ein "Schweinegeld" versehen, das für den Erhalt der alten Berghütten vergeblich gesucht wird. "Unsere Berge brauchen keine Geschmacksverstärker", so fasste Mountain Wilderness Deutschland ihren Protest in Worte.

Statt den der Natur und damit seiner eigenen Wurzeln entfremdeten Menschen behutsam wieder zurückzuführen, etwa durch erklärende Wegetafeln,

die auf markante Flora und Fauna hinweisen, holt man das Urbane, das Technisierte in die freie Wildnis. Sinn oder eher Unsinn? Aber auch Jodelwanderwege, spezielle Wanderwege für Kinder mit künstlichen Objekten, wie abgestürzten Flugzeugwracks, stehen dem Sinn des Naturerlebnisses diametral entgegen.

Die Bergnatur, ob Mittel- oder Hochgebirge, braucht keine Dekoration.

 

Wer geht und dabei die Sinne offen hält, holt sich Nachhaltiges in sein Leben; nachhaltig über den kurzfristigen Muskelkater hinaus.

"Wer langsam geht, kommt weit " Vergessen Sie nicht: Langsamkeit ist der Luxus unserer Tage. Und Achtsamkeit gewinnt man nicht durch Geschwindigkeit, sondern durch sich Einlassen auf den Moment.

Oft sprechen wir von der Natur, als wäre sie etwas Lösgelöstes von uns Menschen. Dabei wird eigentlich vergessen, dass wir selbst ein Teil dieser Natur sind.

Was passiert, wenn wir in die Natur "hineinkommen" mit uns? Wir kehren ein Stück zu uns selbst zurück. Der Alltag rückt für diesen Moment einfach mal in den Hintergrund. Der nächste Schritt wird wichtig, der Moment und nur das zählt.

Studie belegt: Bergwandern tut der Seele gut

In einer Studie hat der Alpenverein die Auswirkungen des Bergwanderns auf die Gesundheit untersucht. Besonders unter die Lupe genommen wurden die Wirkungen auf die Psyche. Hier konnten positive Effekte nachgewiesen werden.

Ausschnitt: Nach drei Stunden wandern im Bereich der Innsbrucker Nordkette konnte ein signifikanter Anstieg von Stimmung und Gelassenheit registriert werden, negative Gefühle wie Angst oder Energielosigkeit sanken markant.

Details zur Studie:

Adele_Sansone, am 28.06.2015
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Wer sind die ersten blühenden Alpenblumen?)

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