(Bild: filinUla / Pixabay)

Iris als Staude des Jahres

Der Bund deutscher Staudengärtner hat 2016 diese wunderschöne struktur- und farbgebende Pflanze zum Jahresregenten erkoren.

 Blume des Jahres 2016: die Schlüsselblume

Iris - die Schwertlilie und ihre Familie, die Schwertliliengewächse (Iridaceae)

Schwertliliengewächse (Iridaceae) gehören zu den einkeimblättrigen Pflanzenfamilien (parallelnervige Blätter), umfassen 70 Gattungen mit bis zu 2.000 Arten. Der wissenschaftliche Name Iris für die Gattung, die hier im Mittelpunkt steht, ist auch im deutschen Sprachgebrauch geläufig. Auch wenn sie Schwertlilie heißt, ist sie in einer eigenen Pflanzenfamilie beheimatet und eben kein Liliengewächs.

Kommen wir gleich zum bestechendsten Merkmal, der Schwertlilien-Blüte:

Bei der Schwertlilie sind die inneren und äußeren Blütenhüllblätter unterschiedlich geformt. Die inneren 3 sind kürzer und aufrecht (Domblätter), die nach unten geklappten größeren 3 nennt man Hängeblätter. Diese tragen das typische gelbe Saftmal mit Punkten, als Landebahn vor allem für Hummeln. Härchen an den äußeren Blütenblättern geben Insekten noch zusätzlichen Halt. Besonders ausgeprägt natürlich bei den "Bart-Iris" genannten Arten.

Dass es Iris-Arten gibt mit Zwiebeln, aber auch mit Rhizomen, soll uns nicht weiter verwirren. Bei dieser facettenreichen Gattung soll uns nichts überraschen; beim "Barte der Iris".

 

Iris - Wo stammt der Name her? Was bedeutet er?

Iris war in der griech. Mythologie die Göttin des Regenbogens. Wegen des Farbenreichtums der Blüten ist dieser Regenbogenname sicher nicht falsch gewählt. Schon seit der Antike kultivierte und züchtete man verschiedene Formen der Schwertlilien. Wandmalereien etwa auf Knossos zeugen davon.

Schwertlilie bezieht sich auf die aufrecht stehenden Blätter, die der Schneide eines Schwertes ähneln; das Schwert als Symbol der Ritterlichkeit. Auch aus diesem Grund zierte so manche Iris das Wappen der Adelsgeschlechter. Im Mittelalter hieß sie in Deutschland "Schwertel".

Die in den französischen Wappen abgebildete "Bourbonen-Lilie", auch "Fleur de Lys" genannt, stellt eine Sumpfschwertlilie dar. Der Legende nach soll sie König Clovis I./Chlodvig im 5. Jhdt. bei einem Feldzug den Weg über den Rhein gewiesen haben.

 

Wer klein ist, muss früh aufstehen - die Zwerg-Iris

Schon Mitte Februar, kaum dass der Boden zu tauen beginnt, wetteifern sie mit den Krokussen, wer wohl intensiver blauviolett blühen kann: Iris reticulata, die Zwerg-Iris, auch Netz-Iris oder Winter-Iris genannt wird. Sie stammt aus der Türkei, Vorderasien und dem Kaukasus und kommt bis 2.000m Höhe vor.

Sie braucht durchlässige, steinige und kalkhaltige Böden. Nasse Füße verabscheut sie. Die Zwerg-Iris Arten haben noch Zwiebel als Speicherorgan. Diese setzen sie mit der Spitze nach oben etwa 6-7 cm tief im Herbst in durchlässigen Boden. Notfalls eine kleine Kiesgabe unterhalb, dann übersteht sie problemlos Winter und Kälte.

 

Ein Zwerg hält alles aus: Sonne und Schnee - die Netziris

Zwerg-Iris, Netz-Iris (Bild: a.sansone)

Eine weitere Zwerg-Iris ist Iris pumila. Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser mitteleuropäischen Zwerg-Schwertlilie reicht von Niederösterreich über die Slowakei, Ungarn, den nördlichen Balkan, das südliche Russland bis in den Kaukasus. Die kalkliebende Art wächst hier stellenweise in der Ebene auf steinigen, sonnigen und sandigen Abhängen und Höhenlagen bis 650 Meter. Sie kann sowohl blau, violett, aber auch gelb oder weiß sein.

Außerdem gib es noch eine Vielfalt an Zwerg-Bartiris Iris barbata-nana. Sie werden höher wie die anderen Zwerg-Schwertlilien, haben aber ähnliche Ansprüche.

 

Schwertlilien - Träume in Blau bis Lila

Iris sibirica (Bild: a.sansone)

Gleich vorweg: wenn Ihnen prächtige hohe blaue Schwertlilien im Freiland ins Auge fallen, dann sind es leider meistens nur ausgebüxte Kulturpflanzen.

  • Die blassblau blühende Iris pallida kommt im südöstlichen Alpenvorland natürlich vor.
  • Iris germanica, die allseits bekannte Deutsche Schwertlilie ist so deutsch wie Nutella. Sie stammt aus Vorderasien, ist aber seit dem MA in unseren Gärten heimisch.
  • Iris germanica ssp. albicans, die Florentiner Schwertlilie, genoss als "Veilchenwurz" hohes Ansehen. Aus ihr gewinnt man heute noch das Irisöl.
  • Iris foetida, die Stinkende Schwertlilie ist weiß violett mit orange gefärbten Samen.
  • Iris sibirica, die Sibirische Schwertlilie/Wieseniris, auch bei uns heimisch, ist mit einer Wuchshöhe von 60 - 80 cm eine wunderschöne, wenn auch bereits seltene Flachmoorpflanze mit grasähnlichen Blättern.
  • Iris susiana, die Trauer-Iris, ist blaugrau violett geädert und stammt aus der Türkei.
  • Iris graminea, nennt sich Duft-Iris und stammt aus Südosteuropa. Sie hat grasähnliche Blätter und dunkelblaue Blüten.
  • Iris versicolor, die Sumpfiris, mit Lavendeltönen, eine ideale Pflanze für Teiche.

Seit 1830 wurde viel mit Iris-Arten gezüchtet. Eine Sammlung mit an die 1000 Züchtungen sammelte Gräfin Zeppelin (Sulzberg-Laufen); diese Sammlung ging als Stiftung an den Botanischen Garten Brüglingen bei Basel.

Sumpfschwertlilie - Iris pseudacorus - eine Schönheit in Gelb

Die gelbblühende heimische Wildart, wird bis 100 cm hoch. Die 3 äußeren Blütenblätter mit bräunlicher Zeichnung werden 4 - 8 cm lang. Sie kommt im Gebirge bis 1.000 m auf nassen feuchten Böden vor. Bevorzugt an Bachufern oder Sümpfen und in Gräben. Als Zierpflanze ist sie in die Gärten eingewandert.

Iris pseudacorus (Bild: a.sansone)

Gelb-blühende Arten, bzw. Sorten sind:

  • Iris danfordiae
  • Iris maackii und
  • Iris Bartiris-Hybriden
  • Iris Louisiana-Hybriden

 

Weiß blühende Iris:

  • Iris bracteata
  • Iris cristata
  • Iris vicaria
  • Irisorientalis
  • und Iris Louisiana Hybriden

Besondere Sorten von Schwertlilien

Auch die gibt es, von zartfarben rosé bis dunkelviolett, fast schwarz, aber auch dreifarbig. Wer sein Herz an die Schwertlilie verloren hat, kann sich in Sortengärtnereien austoben.

Ich nenne hier nur einige besonders auffallende Sorten

  • Bart-Iris "Louvois", rosa, purpur, gelb
  • japanische Sumpf-Schwertlilie, violett/pink die Blüten
  • Iris barbata elatior "English Cottage",eine"Rebloomer" Sorten, die im Herbst nochmals mit Blüte aufwarten
  • Bart-Iris "Eleanor's Pride" mit Vanilleduft

Gynandriris sisyrinchium I (Bild: trebol_a / Flickr)

Gynandriris

Auch sie gehören zu den Iridaceae und sehen verdammt nach Schwertlilie aus. Gynadriris, der Gattungsname, setzt sich aus gr. gyne=Frau und andras/andros=Mann (gynandros=Zwitter) zusammen und bezieht sich auf die verwachsenen Fortpflanzungsorgane. Ähnlich den Taglilien blüht jede Einzelblüte nur für einen einzigen Tag.

  • Gynandriris monophylla die Einblättrige Schwertlilie, die Blüte sehr klein, knapp 5 cm hoch, das namengebende einzige Blatt wird bis 30 cm lang.
  • Gynandriris sisyrinchium, die Mittags-Schwertlilie, ist etwas größer von Wuchs, die Blätter sind gefurcht. Mittelmeerraum, Südwestasien, Südafrika.

 

Hermodactylos

Hermodactylos tuberosus, der Wolfsschwertel, bedeutet eigentlich "Finger des Herkules" und wächst ebenfalls in Griechenland. Die "Hermesdattel", der Knollen der Pflanze, war im Mittelalter eine beliebte Spezialität, der Esskastanie ähnlich.

Vom Klostergarten zum Bauerngarten

Klostergärten bauten an, was Leib und Seele bekommt: vorwiegend also Heilpflanzen. Also auch die Iris. Wussten Sie, dass man im Mittelalter so gut wie jede Krankheit glaubte mit der sogenannten "Veilchenwurzel" (ihrem getrockneten Rhizom) heilen zu können? Kein Wunder, dass sie bald darauf auch in den Bauerngärten Eingang gefunden hat. Die Schönheit war dabei nur ein nebensächliches, wenn auch ins Auge springendes Argument. Heute wird die Veilchenwurzel vor allem in der Parfümerieherstellung verwendet.

Schwertlilien in unserem Garten - eine Pflanze für Faule

Die Zwerg-iris-Arten und Sorten eignen sich als Frühblüher für alle sonnig eher trockenen Beete. Die großwachsenden Rhizom-Iris-Arten haben es lieber etwas feucht und gehören in den Blickpunkt gerückt. Mit der Hauptblütezeit Mai - Juni, fallsweise in den Juli hinein, kann man mit der Iris im Garten eigentlich nichts falsch machen. Einmal am richtigen Ort angebaut kann sie getrost verweilen. Eine gelegentliche Kompostgabe, locker auf die an der Oberfläche sich krümmenden Rhizome, das genügt ihr vollauf.

Da es für jeden Boden spezielle Arten gibt, ist die passende für Ihren Garten sicher dabei.

  • Sonnenliebende Arten, sonnig und trocken gesetzt, kann sie sich ausbreiten.
  • Feuchte Füße erwünscht, Halbschatten, gar ein Teich? Auch dafür finden sich Arten.
  • Die Iris als dekoratives Hintergrundelement, wegen ihrer starren Wuchsform, auch kein Problem.
  • Und wer Blau im Garten liebt, kommt an ihr selbstverständlich nicht vorbei.

Machen Sie sich schlau in einer Staudengärtnerei oder in den vielen Pflanzkatalogen: Die Schwertlilie Ihrer Träume ist sicher dabei.

PS: Für meine Träume ist leider mein Garten zu klein.

Iris im Garten als Strukturelement

Iris germanica als seitliche Abgrenzung (Bild: a.sansone)

Quellen

  • Die Weltgeschichte der Pflanzen, Seidel; Eichborn, 2012 Köln
  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Teufelsgeige und Witwenblume, Pichler/Geiser/Zuber; Christoph Merian Verlag, 2010 Bern

In diesen Reiseländern ...

...können Sie natürlich vorkommende Arten bewundern:

  • Österreich - rund um den Neusiedlersee, Wörschach, Bad Vöslau
  • Deutschland - Bodensee, Chiemsee, Ammersee: I. sibirica
  • Italien - am Monte Baldo: Iris germanica, I. cengialti, I. pseudacorus, I. graminea
  • rund ums Mittelmeer: Iris pseudopumila, I. sisyrinchium
  • in Griechenland und griech. Inseln: Iris cretensis, I.attica, I. reichenbachii

Wer es lieber dekorativ gesetzt bevorzugt:

Tipp: bei google unter dem Stichwort "iris + garten", dafindet man wunderbare Ausflugziele in Parks und Schmuckgärten mit tollem Iris-Bestand.

Adele_Sansone, am 06.04.2015
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Griechenland, griechische Inseln und ihre besondere Pflanzenwelt)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Was ist ein Niedermoor, Hochmoor, Sumpf?)
a.sansone (Wie machen Sie eine romantische Ecke im Garten?)
Heike Nedo (Schwertlilien - Orchideen des Nordens)

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