Sumpf-Vergissmeinnicht

Sumpf-Vergissmeinnicht (Bild: a.sansone)

Botanischer Überblick

Raublattgewächse, Boraginaceae, umfasst 142 Gattungen mit etwa 2.500 Arten. Heimisch sind sie in allen gemäßigten Gebieten der Erde und die Artenvielfalt ist im Mittelmeerraum am umfassendsten. Bei uns heimisch sind 15 Gattungen mit etwa 50 Arten.

Die einzelnen Blüten sind 5-zählig, die Kronblätter meist zu einer fünflappigen Röhre oder Glocke verwachsen. Die Gattung Borago tanzt ein wenig aus der Reihe, denn sie wirkt sternförmig, weil die Kelchblätter versetzt zu den Kronzipfeln stehen. Der Blütenstand ist oft ein Wickel, aufgerollt wie eine Spirale, die sich langsam mit Blühbeginn entrollt.
Als Farbe kommt vor allem Blau vor: Borretsch, Vergissmeinnicht, Natternkopf, Beinwell, Lungenkraut etc. Kein Liebhaber von Farbgärten in Blau kann an ihnen achtlos vorübergehen.

Die Blätter, Sprosse und Knospen sind, wie bereits gesagt, rau (borstig); die Härchen können bei manchen Gattungen auch juckende Ausschläge verursachen. Die Versteifung der Haare entsteht durch Calciumcarbonat oder Siliciumoxid, die in den Haarzellen einlagert. Die Behaarung gab der Pflanzenfamilie auch ihren Namen. Die Blätter sind wechselständig (eine hilfreiche Unterscheidung zu den Lippenblütlern). Die samentragenden Früchte sind vierteilige Klausen teils mit ölreichen Anhängseln (Elaiosomen); deshalb werden sie auch gerne durch die Ameisen verbreitet.

Nur erwähnt: die Gattung Cordia umfasst Halbsträucher und auch Bäume, mit etwa 300 Arten und diese sind in den Tropen bis Subtropen zu Hause.

 

 

Myosotis, Vergissmeinnicht (Bild: a.sansone)

Wer gehört zu den Raublattgewächsen?

Natürlich führe ich hier nicht alle Pflanzen an, welche zur Familie Boraginaceae gehören, sondern erwähne nur die bei uns geläufigsten Gattungen und Arten.

  • Zum namens gebenden Borretsch (Borago) gibt es ein eigenes ausführliches Porträt – seine Blütenkrone ist im Unterschied von anderen Raublattgewächsen nicht röhrig sondern flach ausgebreitet und Schlundschuppen ragen mittig über die Blütenblätter hoch. Sie sollen unerwünschte Besucher fernhalten.
  • Natternkopf (Echium), neben dem Gewöhnlichen Natternkopf (Echium vulgare), der bei uns häufig vorkommt, gibt es für die Gärten zB. Echium plantagineum in verschiedenen Sorten. Großartige und meterhohe Natternköpfe kann man vor allem im Mittelmeerraum bewundern.
  • Beinwell (Symphytum officinale)
    • Beinwell blüht purpurn bis blauviolett, enge Krone. Gelb blühend sind die Knotige Wallwurz/Beinwell Symphythum tuberosum und die Knollige Wallwurz/Beinwell Smphytum bulbosum, wird bis 100 cm hoch. Der Name "Beinwell" deutet auf seine frühe Nutzung für Umschläge bei Knochenbrüchen und Wunden hin. Angeblich wurde der Beinwell von den Kreuzrittern nach Großbritannien mitgebracht und an die Mönche der diversen Klöster weiter gegeben. Von den Klöstern aus eroberte er auch die Volksmedizin. Wer sie nicht medizinisch verwenden möchte, der kann sie aber getrost für seinen Kompost als kompostzersetzende Pflanze nutzen.

    Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) "Hänsel und Gretel" ist eine echte Waldsaumpflanze für eher feuchten Böden. So sollte man sie auch im eigenen Garten als Standort pflanzen.
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  • Ochsenzunge (Anchusa officinalis); der Name leitet sich von den "zungenförmig ausgestreckten Blättern" ab, sie liebt sonnige trockene Lagen und wurzelt sehr tief. Besonders auffällig sind die weißen samtigen Schuppen in der blitzblauen Blüte.Sie stammt aus dem mediterranen Raum, bei uns bereits häufig sind drei Arten: Anchusa officinalis, die Echte Ochsenzunge, Anchusa italica, die Italienische Ochsenzunge und Anchusa arvensis, der Krummhals.
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  • Vergissmeinnicht (Myosotis)
    • davon gibt es in der Gattung zahlreiche Arten, die alle an ihre Standorte bestens angepasst sind; vom Sumpf bis in bergige Höhen allein sind es 13 Arten. Der gelbe Blütenring im blauen Auge wirkt besonders attraktiv auf Insekten. Ein Farbwechsel von rosa (sauer) auf blau (basisch) kommt häufig vor.

    • Wald-Vergissmeinnicht, Alpen-Vergissmeinnicht, Sumpf-Vergissmeinnicht, Hain-Vergissmeinnicht, Acker-Vergissmeinnicht, Sand- und Hügel-Vergissmeinnicht und sogar ein Bodensee-Vergissmeinnicht (stark gefährdet) gibt es. Mehr zum Vergissmeinnicht.

    Steinsame (Lithospermum), beliebt als Steingartenpflanze (aber auf kalkfreien Böden), stammt aus dem Mittelmeerraum. Den Namen verdankt es den "steinharten" weißen, porzellanartigen Samen, immer vier an der Zahl, die vom Kelch umgeben erst im Winter aus den abgetrockneten Pflanzen fallen. Liebt kalkhaltige Böden.
  • Lotwurz (Onosma), gelbblühend mit enger Krone.
  • Hundszungen (Cynoglossum), blühen eher violett, braunrot. Kann man bei uns am besten als Einjährige von April an aussäen.
    • Phacelia,  Büschelblume/Bienenfreund, hat ihren Ursprung in Kalifornien, kann als einjährige Pflanze ausgesät werden.

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es "hummelt" an den Raublattgewächsen

Dunkle Erdhummel an Borretsch (Bild: a.sansone)

Raublattgewächse werden von Hummeln geliebt

Eigentlich sind die Blüten der Raublattgewächse für langrüsselige Bienen oder Hummeln gedacht. Sie können ihren Rüssel in die Nektarröhre einführen. Das hindert aber keineswegs die kurzrüsseligen Hummeln sich ebenfalls auf die Boraginaceae zu stürzen, denn sie beißen einfach die Kronröhre seitlich an und begehen von dort - auf kurzem Wege - Nektardiebstahl, ohne die Blüten als Dankeschön zu bestäuben.

Im Jahreslauf beginnt das Vergissmeinnicht als wertvoller früher Blüher, gefolgt vom Lungenkraut. Unter allen Arten ist der Beinwell besonders beliebt, auch bei Schwebfliegen, Zitronenfalter oder Aurorafalter und Dickkopffalter. Der Natternkopf ist generell eine sehr wertvolle Bienenweide, der allerdings eher sonnigen Standort und magere kiesige Böden braucht. Aber abgesehen von Nektar und Pollen sind die Pflanzen für diverse Schmetterlingsraupen wichtig und die Samen dienen vielen Vögeln als Futter. Man kann kurz sagen: Pflanzt Raublattgewächse in euren Garten, wenn ihr die Insekten- und auch Vogelwelt unterstützen wollt.

Tipp: Besonders für den naturnahen Garten sind Raublattgewächse eine wunderbare Bereicherung, die man teils als dekorative Solitärpflanzen, Beinwell, Natternkopf, oder auch als eher sich fröhlich ausbreitende Saumpflanzen halten kann. Ich persönlich gestatte dem Vergissmeinnicht sich im zeitigen Frühjahr im Gemüsebeet zu tummeln und dem Borretsch als Sommer- bis Herbstblüher in einem eigenen Randbereich der Gemüsebeete zu wachsen. Erst die Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, später besonders Grünlinge und Distelfink sind die Nutznießer.

 

Raublattgewächse als Heilpflanzen - mit Vorsicht

Obwohl viele der Raublattgewächse schon seit dem Mittelalter verwendet werden, weiß man seit jüngerer Forschung um die leberschädigende Wirkung der vorhandenen Pyrrolizidin-Alkaloide (PA), daher werden in der modernen Pflanzenheilkunde oder Phytotherapie (auch "Kräutermedizin" genannt) für die Produkte/Phytopharmaka extra PA-freie Sorten gezüchtet. Wer aber gerne selbst mit seinem Kräutergarten arbeitet, sollte Boraginaceae eher vorwiegend äußerlich anwenden oder die Verwendung als Tee nur kurz halten.

 

Essbare Raublattgewächse

Bekannt ist, dass die Blätter und Blüten des Borretsch (Gurkenkraut) in kleinen Mengen für Drinks, Salate, Soßen Gebrauch finden; Beinwell-Blütenknospen und Blüten, evt, auch junge Blätter, aber nur für geübte Pflanzenkenner, da die Blätter vom Fingerhut sehr ähnlich aussehen, sind ebenfalls geeignet. Auch die Beinwellwurzeln können gedünstet verzehrt werden. Ebenso verzehrt werden können Vergissmeinnichtblüten; die wie beim Borretsch als Dekoration auf Salaten dienen.

 

 

Adele_Sansone, am 03.05.2024
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