Es war einmal ein trauriger Vater: Robert Lewis May und Weihnachten 1938

Robert Lewis May arbeitet seit 1935 als Anzeigenverfasser bei der Kaufhauskette Kaufhauskette Montgomery Ward aus Chicago. 

Im Jahre 1938 liegt Robert Lewis Mays Frau Evelyn mit Krebs im Sterben. Um seiner vierjährigen Tochter Barbara Trost zu spenden, erzählt er ihr jeden Abend eine Geschichte über ein kleines Rentier, das ein Außenseiter ist.

(May verwendete als Ausgangspunkt seiner Geschichte ein Gedicht von Clement Moore 'Twas the Night Before Christmas ...) Viel zu klein, viel zu dumm, um den superstolzen Rentieren von St. Nicholas, später Santa Claus, auch nur das Wasser reichen zu dürfen.

Die Geschichte erinnert sehr an Robert Mays eigene Jugend, in der er oft wegen seiner geringen Größe und seines schmächtigen Körperbaus von seinen Klassenkameraden gehänselt wurde.

 

Rudolph, The Rednosed Reindeer - die Originalgeschichte

Rudolph, das kleine Rentier mit der leuchtend roten Nase, lebte mit seinen fürsorglichen Eltern im Wald, weit weg vom Nordpol. Rudolph war einsam, denn er wurde wegen seiner glänzenden roten Nase gemieden und gemobbt. An einem Weihnachtsabend kam Santa Claus zu ihnen ins Haus. Da zog ein schrecklicher Nebel auf. Nun hatte Santa Claus Sorge, den Weg durch den Nebel und aus dem Wald zu finden. Er hatte doch noch so viele Geschenke auf seinem Schlitten und die vielen Kinder waren doch so voller Erwartung. Was tun?

Da bemerkte er die weithin leuchtende Nase des kleinen Rudolph. Santa bat das kleine Rentier um Hilfe. Es solle doch versuchen den Schlitten anzuführen und ihnen den Weg mit seinem roten Näschen zu beleuchten. Rudolph, obwohl jung und unerfahren, wurde kurzerhand vor die anderen acht Rentiere des Weihnachtsmanns gespannt. Santa Claus war dankbar für die Hilfe von Rudolph. Er beschloss, ihn ab sofort als Leittier und Chef der Truppe in seinem Gespann mit aufzunehmen. Von nun an war das kleine Rentier kein Außenseiter mehr, durfte den Schlitten anführen und wurde von den Tieren, die ihn früher wegen seiner roten Nase verspottet hatten, sogar bewundert.

Erst ab hier, also ab dem Jahre 1939, gehören Rudolph, die anderen Rentiere und Santa Claus zusammen.

Wie heißen die acht Rentiere vom Weihnachtsmann?

"Now Dasher! now, Dancer! now, Prancer and Vixen!
On, Comet! On, Cupid! on, on Donner and Blitzen!
To the top of the porch! to the top of the wall!
Now dash away! Dash away! Dash away all!"

(Original von Clement Clarke Moore)

Tja, und seit Robert L. May führt sie Rudolph, das rotnasige Rentier, an.

Was für eine Erfolgsstory. Und die haben das anno dazumal hingekriegt ganz ohne Casting-Show. Unglaublich, nicht wahr?

Und woher kommt Santa Claus?

Das ist wiederum eine ganz andere geschichte, oder doch nicht? Lesen Sie hier weiter:

5 Geheimnisse rund um den Weihnachtsmann

(Bild: Nemo / Pixabay)

Rudolph, ein Bestseller. Und der Autor guckt durch die Finger.

1939 entschloss sich die Kaufhauskette Montgomery Ward aus Chicago ein kleines Malbuch für Kinder herauszugeben. An Mays Arbeitsstelle waren die gereimte Geschichte und das daraus entstandene Einzelexemplar reihum bekannt. Man erinnerte sich das darauf folgende Jahr an diese Geschichte und beschloss diese Story als kleines illustriertes Bilderbuch zu Weihnachten zu verkaufen.

Es wurde ein Renner, ein Bestseller. May bekam allerdings nur eine Pauschalsumme dafür.

 

Originalausgabe

Originalausgabe

Robert L. May musste einen jahrelangen Kampf um seine Rechte an "Rudolph, The Rednosed Reindeer" ausfechten. Erst im Mai 1947 gingen nach langem Streit die Urheberrechte an May zurück.

Quellen:

  • www.snopes.com
  • www.hubpages.com

Das ist sicher nur ein Einzelfall, mögen Sie denken. Mitnichten.
Den Schöpferinnen des heute weltbekannten, alltäglichen "Happy Birthday to you" Liedes ging es nicht besser. Lesen Sie selbst.

Rudolph, The Rednosed Reindeer, in den Charts

Zehn Jahre nach dem Büchlein machte der Schwager von May, der Songautor Johnny Marks, aus der Geschichte ein kleines Weihnachtslied. Nachdem Bing Crosby als Sänger den Song nicht singen wollte: "er fand ihn zu albern und kindisch", holte man den Countrysänger Gene Autry. Es wurde ein Weltbestseller, ein Christmas-Evergreen.

Das Weihnachtslied wurde nach Autrys Original wiederholt gecovert. Die Aufnahme und die Geschichte vom kleinen Rentier schossen in den USA sofort an die Spitze der Hitparade. Seitdem wurden über dreihundert verschiedene Aufnahmen gemacht, und mehr als achtzig Millionen Platten verkauft. Heute ist das Lied von "Rudolph, The Rednosed Reindeer" aus keinem Weihnachtslied-Repertoire mehr weg zu denken.

Rudolph, der rotnasige Filmstar

1964 gab es eine erste Zeichentrick-Version mit Rudolph. 1998 entstand der Zeichentrickfilm von Bill Kowalchuk mit dem tollpatschigen und schüchternen Außenseiter Rudolph, seiner entzückenden Rentierliebe Zoey und der bösen Eiskönigin Stormella.

Die Story ganz kurz: Stormella hasst Santa Claus und die Geschenke für Kinder. Zoey wird von Stormella gefangen gehalten. Die Eiskönigin zaubert einen Schneesturm, der das Austeilen der Geschenke verhindern soll. Nur Rudolph mit seiner roten Nase kann dem Schlitten des Weihnachtsmanns den Weg leuchten. Er sucht und befreit Zoey, dabei gelingt es ihm, der alles in Eis verwandelnden Stormella wieder Liebe ins Herz bringen.

Auch wenn von der Originalgeschichte nur mehr wenig über geblieben ist, so ist es dennoch eine entzückende Weihnachtsgeschichte.

Das Rentier - in echt - eine Erfolgsgeschichte aus dem hohen Norden

Kein Wunder, dass Santa Claus aufs Rentier kam. So wie er stammt es aus dem hohen Norden, trotzt Wind, Eis und Schnee und praktisch verwendbar als Schlittentier ist es auch noch.

Das Rentier, zoologisch Rangifer ist ein wahrer Überlebenskünstler im hohen Norden, nicht nur als Schlittentier für den "Weihnachtsmann".

Das Rentier ist eine eigene Gattung (Rangifer) innerhalb der Familie der Hirsche und gehört zu den Paarhufern.

(Lesetipp: Wissenswertes über das Rentier)

Als einzige Hirschart tragen beim Ren beide Geschlechter ein Geweih, wobei aber das Geweih der Kühe deutlich kleiner ist, und bei manchen Tieren sogar ganz fehlt.

Das Ren oder Rentier ist das europäische Gegenstück zum amerikanischen Karibu. Beheimatet ist es in allen Gebieten, die sich rund um den Nordpol befinden; Nordamerika, Grönland, Nordeuropa und Asien.

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Adele_Sansone, am 21.10.2013
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Bildquelle:
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