Familie Ente

Familie Ente (Bild: mcpdigital / Pixabay)

Viele Fragen rund um die Tiere und ihre Familien

Gleich vorweg, hier geht es nicht um den in der Systematik verwendeten Begriff der Familie, etwa die Familie Pferde/Equidae.

Sondern um den uns viel gebräuchlicheren sozialen Begriff. Es geht um die gesellschaftliche Einheit von Mutter, Vater, Kind/ern.

Wie aber sieht eine Familie bei Tieren aus?

Gibt es da auch Standard- oder Erfolgsmodelle oder existiert der Familienbegriff in der Tierwelt gar nicht?

Jeder Zoobesucher oder eifrige Tierdoku-Seher wird empört diese Fragestellung als lächerlich von sich weisen.

  • Wer kennt nicht Mama Eisbär und ihre Jungen? (Wo bleibt da bitte der Papa?)
  • Mama Löwe, die Jungen, die Papa Löwe auf der prächtigen Mähne herumtanzen. Ha, da ist sie ja die "perfekte Familienidylle".
  • Wo aber bitte bleibt zB. Mama Schildkröte, die liebevoll auf ihre Kinder schaut?
  • Putzt Frau Bienenkönigin den Minibienchen selber den Po?

Aber auch andere Fragen drängen sich auf:

  • Wann haben die ersten einfachen Formen der Brutpflege begonnen?
  • Welche Vorteile brachte es mit den Jungtieren auf längere Zeit zusammenzubleiben?
  • Welche Tiere bildeten die ersten Familien? Im menschlichen Begriff von Mutter, Vater, Kind/er.
  • Wie kam es zu den tierischen Großfamilien?

Viele dieser Fragen sind nicht zu beantworten, werden es vielleicht auch nie sein. Aus Fossilien lassen sich die sozialen Verbände kaum herauslesen. Allerdings nimmt man aus Nestfunden samt Fossilien von Jungtieren an, dass bereits die Dinosaurier eine Art Brutpflege und Aufzucht betrieben haben.

Die Dinos als erste Traumeltern? Die älteste Familienidylle? Super.

 

 

"r-Strategie" und "K-Strategie" Fortpflanzung und die Strategien des Überlebens:

Wie bitte? Was soll das wieder mal heißen? Fortpflanzung ist ja wohl klar. Kinder kriegen und damit das Überleben der Art sichern. Aber Strategie r- oder K? Keine Bange, ist nicht so schwierig zu verstehen. Beginnen wir beim einfachsten Modell.

Masse

Fischschwarm (Bild: Hardrockster / Pixabay)

"r-Strategie" steht für engl. "rate "= Masse

Große Mengen an Nachkommen, aber wenig Aufwand für die Aufzucht müssen das Fortbestehen gewährleisten. Frösche, Insekten, viele Fische handeln nach dieser Strategie.

  • Eiablage und den Nachwuchs sich selbst überlassen: Die Tiermutter sucht einen geeigneten Ort für die Eiablage und überlässt dann die Brut ihrem Schicksal. Das häufigste und sicher älteste Modell.
  • Eiablage in einer Bruthöhle; sie wird extra angelegt, wo die Eier aber wiederum sich selbst überlassen bleiben. So halten es die Schildkröten.
  • Weltmeister in Massenproduktion ist der Mondfisch mit bis zu 30 Millionen Eiern pro Laichablage.

Das Modell Staat

Das Staatenmodell der Tiere tanzt völlig aus der Reihe. Der Vollständigkeit halber soll es hier aber nicht unerwähnt bleiben.

  • Eine Königin legt als einziges Tier die Eier, Arbeiterinnen übernehmen die Brutpflege. Bekannte Staatenbilder: Ameisen, Bienen, Wespen,Termiten.
Ameisen

Ameise Illustration (Bild: a.sansone)

"K-Strategie" steht für Kapazität des Lebensraumes

Das bedeutet, dass nur eine stark begrenzte Anzahl an Jungtieren im betreffenden Lebensraum aufgezogen werden kann. Hier steht der Konkurrenzkampf um die Ressourcen im Vordergrund. Die Jungtiere überleben nur dank der aufwendigen Brutpflege durch die nächsten Angehörigen.

Hier kommt das Modell Familie erstmals zum Tragen.

Das Familienmodell,

  • wobei es Kleinfamilien ebenso gibt,
  • wie große Verbände mit Großmüttern, Tanten, Onkeln, Cousins, die alle ihre eigenen Funktionen innerhalb der Gruppe haben, ist vielfältig.

Forscher nehmen an, dass durch die komplizierten Verknüpfungen in diesen sozialen Verbänden auch die Intelligenz der Tiere wächst. Denn alle Regeln zu beachten, Tricks von den erwachsenen Tieren abzuschauen, fordert und fördert das Denken. Möglicherweise war dies der entscheidende Kick, warum sich Homo sapiens ein so großes Gehirn erfolgreich angeeignet hat.

Wenn er es nun auch erfolgreich anwendet, um auch die anderen Arten zu schützen und nicht nur auszunützen, dann gilt dieses Gehirn vielleicht doch noch als Erfolgsmodell.

Löwin und Junges (Bild: PublicDomainPictures / Pixabay)

Welche Familienmodelle gibt es nun in der Tierwelt?

Da freut sich der Laie und der Fachmann jubelt. Denn es gibt sozusagen nichts Menschliches, was es bei den Tieren nicht schon lange gegeben hat und immer noch gibt. So einfach entkommt Spezies Mensch eben doch nicht seiner biologischen Herkunft.

Den Start machen die

Alleinerzieher

Ja, die gibt es nicht erst in neuester Zeit.

  • Alleinerzieherin: Die Tiermutter trägt die Jungen aus und sorgt alleine für ihr Aufkommen. Von vielen Tieren gewählt, die Einzelgänger sind. Ein häufiges Modell bei Säugetieren, wie BraunbärenEisbären,
  • Tiger, Nashorn, Koala, Panda, Faultier, Ameisenbär, Maulwurf oder Igel.
  • Alleinerzieherin mit väterlicher Unterstützung: Auch wenn der Tiervater nicht in der gleichen Behausung lebt, sorgt er mit Futter und/oder Bewachung der Jungen für seine Familie. Beispiele: Fuchs, Dachs, Luchs.
  • Alleinerzieher: Tiervater kümmert sich überwiegend um die Aufzucht; Als schönes Beispiel gilt der Kaiserpinguin. Tiervater wird sogar schwanger, trägt die Eier selbst aus: Beispiel Seepferdchen. Tiervater brütet die Eier im Maul aus: Maulbrüter (Fische).

Nun nähern wir uns dem Familienmodell an sich: eine kleine soziale Einheit von Vater, Mutter und Kindern.

Kernfamilie/Kleinfamilie

  • Kleinfamilie: Ein Elternpaar kümmert sich sowohl um das Brüten, Ausschlüpfen als auch die Aufzucht der Kinder. Bei vielen Vögeln (Solitärbrüter) ist das so: Beispiel Meisen, Watvögel (Austernfischer, Bekassine), Spechte. Hier kümmert sich zwar das Elternpaar gemeinsam um die Kinder, lebt aber in getrennten benachbarten Behausungen:
    Schnabeligel
  • Kleinfamilie innerhalb einer Kolonie: die meisten Meeresvögel (Kolonienbrüter), wie Möwen, Seeschwalben, Pinguine, aber auch viele Nagetiere.

Großfamilie

  • Modell Großfamilie: Mehrere Generationen leben im Familienverband und können auf diese Art die Jungen besser schützen und Erfahrung über viele Generationen weitergeben: Viele Primaten, Elefanten, Nagetiere.

Das nächste Familienmodell, soweit man es so nennen darf, ist nur für die Damen reserviert. Auch kein Honiglecken.

Modell Kuckucksei

  • Die Mutter deponiert ihre Eier in fremde Nester, wo die Jungen von dem entsprechenden Pflegeelternpaar umsorgt werden.
  • Das noch ausgefeiltere Modell dazu liefert Frau Schellente.

Modell Harem

Das folgende Zusammengehörigkeitsmodell wünschen sich möglicherweise einige männliche Vertreter der Spezies Homo sapiens. Bevor sie laut "Ich auch, ich auch" schreien, sollten sie aber lieber genauer hinschauen, was für ein enormer Stress so ein Harem dem "Platzhirsch" abverlangt.

  • Modell Harem: Ein Männchen schart viele Weibchen um sich, kümmert sich aber kaum um die Nachkommen. Beispiel: Huftiere, Kegelrobben.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wurden hier einige Familienmodelle angeführt, dem modernen Sprachgebrauch folgend. Wie man sieht, sind alle menschlichen Familienmodelle im Tierreich vertreten - und vieles davon bewältigen diese bei weitem besser als die vermeintliche Krone der Schöpfung: "Homo sapiens".

 

Einen näheren Blick auf all diese Familienmodelle gibt es in den folgenden Artikeln:

Diese Zusammenstellungen sind frei ohne Anspruch auf Vollständigkeit verfasst worden. Wer noch weitere interessante oder abwegige Formen der Fürsorge um die Nachkommen kennt, darf dies gerne im Kommentarfeld ergänzen.

Quellen

  • Polarwelt, Wade; Oetinger, 2009 Hamburg
  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Katzen, Frith-Macdonald; Parragon Books,
  • Tiere in ihrem Lebensraum, Dröscher; Ravensburger, 1988 Berlin
  • Der Eisbär, Uspenski; Die Neue Brehm Bücherei, 2004 Rostock
  • Säugetiere, International Knowlwdge; Contmedia, 2008 Burg
  • Tiere, Dorling Kindersley, 2006 Starnberg
  • Wissen Wattenmeer, Wilhelmsen/Stock; Wachholtz, 2011 Neumünster
  • Der große Mosaik Naturführer, Steinbach; Mosaik, 2000 München
  • Vögel, Bechtermünz Verlag, 1999 Augsburg
Adele_Sansone, am 22.10.2014
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Wer ist die beste Mutter, der beste Vater bei den Tieren?)
Illustration adele sansone (Wer macht sich da zum Hund? Es fliegt, es springt und endet beim Sc...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Murmeltiere sind keine Erdmännchen, oder doch?)

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