Bärlauch blühend

Bärlauch blühend (Bild: Hans / Pixabay)

Alliaceae - die Lauchgewächse und ihre Botanik

In der aktuellen Systematik zählen die Lauchgewächse (Alliaceae) als Unterfamilie zur Familie der Narzissengewächse (Amaryllidaceae).

Gemeinsamkeiten aller Allium-Arten:

Die Blätter sind länglich, elliptisch. Alle Blüten sind Perigonblüten (Kelchblätter sind ebenso geformt, wie die Blütenblätter), Anzahl 3+3; entweder als Einzelblüten, oder die Blüten sind in einer Vielzahl als kugelige, doldige oder kopfige Trugdolde ausgebildet: Bärlauch, Schnittlauch, Zwiebel.

  • Typisch Allium: der Blütenkopf ist von einem membranartigen Hüllblatt (Spatha) umgeben, das beim Aufblühen aufplatzt.
  • Früchte: Kapsel- oder Beerenfrüchte mit den Samen
  • Typisch Allium Geruch, Akkumulation von schwefelhaltigen Verbindungen, charakteristisch die Lauchöle.
  • Allium, Lauch, ... den Pflanzennamen auf der Spur

    Die Bezeichnung Lauch geht auf eine altgermanische Wurzel zurück: "louch, louh, lok, leek, lök". Das indogermanische Wort "leug", bedeutet "biegen, winden, drehen".

Lesetipp: Vom Zierlauch bis zur Speisezwiebel, Allium-Arten

Bärlauchblätter (Bild: JaBB / Flickr)

Allium ursinum, der Bärlauch

Kurze Beschreibung:

25-30cm hohe Pflanze, zwei grundständige gestielte elliptische Laubblätter; März, April. Der Blütenstand an einem kantigen Stängel erscheint etwas später. Die Blüte ist eine Scheindolde. Die Einzelblüte (Perigonblüte, 3+3) ist weiß, sternförmig. Geruch knoblauchartig.

Standort vorwiegend Buchenwälder oder Laubmischwald. Bedecken im Frühjahr in großen Beständen den Waldboden.

Er gilt sowohl als Gemüsepflanze als auch als Heilpflanze.

Achtung: Auch wenn Pflücken erlaubt ist, nie zu große Mengen sammeln, denn sonst droht Strafgeld.

Ist der Bärlauch wirklich, wie manchmal angeführt, Heilkost für Bären?

"Braunbären suchen die Pflanze als Heilpflanze als erste Kost nach dem Winter." Die botanische Bezeichnung soll sich darauf beziehen? Nun, das ist möglicherweise eher im Reich der Sagen angesiedelt, allerdings teilt sich die Pflanze den Lebensraum mit dem Bären, bevorzugt Buchen- oder Mischwälder, also lassen wir es beim Bären.

Tatsache ist allerdings, dass der Mensch bereits früh die Heilwirkung dieses Wildgemüses erkannt hat, denn Bärlauchreste fand man schon in Steinzeitsiedlungen.

 

Tipp: Aus Bärlauch kann man so manche Naturarznei selber herstellen. Anregungen gibt es hier: Heilsame Wildpflanzen

Andere Kulturen, andere Bedeutung?

In den kaukasischen Regionen ist Bärlauch ein Allheil- und Wundermittel.

In Tschetschenien: Über den Märkten liegt der strenge Geruch von Bärlauch, den die Tschetschenen Tschirimcha nennen. Hinter den grünen Haufen sitzen alte Weiber, noch mit Waldboden an den Händen, aus dem sie die Stängel zogen. Für 20 Rubel ist das Kilo zu haben, ein Spottpreis, selbst für die Armen, die den Mangel des Winters damit ausgleichen, bis das Blut wieder besser fließt und die Knochen weniger schmerzen. Man sagt, Bärlauch könne Krankheiten heilen, auch zerstörte Seelen zusammenfügen.

Sie legen bevorzugt die Zwiebel in Alkohol ein und trinken dann gegen allerlei Krankheitsbilder diesen "Bärlauchschnaps".

Bärlauchblätter gegen Maiglöckchenblätter

 

 

 

 

Links: Bärlauch

Rechts: Maiglöckchen

 

Bärlauchblätter sind immer gestielt! Sie duften unterschiedlich stark nach Knoblauch. Blütenstiel ist kantig.

Hingegen Maiglöckchenblätter kommen gerollt, meist paarweise direkt aus dem Rhizom/Wurzelstück. Außerdem sind sie mittig gebaucht und geruchlos.

Eine weitere Verwechslung ist möglich mit Herbstzeitlosenblättern. Diese sind elliptisch und wachsen wie aus einem Trichter.

Bärlauch für Frischkäse oder Butter (Bild: EME / Pixabay)

Was vom Bärlauch kann man essen? Blatt, Stängel, Blüte???

Der Bärlauch ist eine Pflanze, bei dem der neueste Trend "Nose to tail" für tierische Produkte auf Pflanzen umgemünzt dann eben

"Leaf to Root – Gemüse essen vom Blatt bis zur Wurzel"

voll greift.

Das also ist vom Bärlauch verwendbar:

  • Von März bis April/Mai: die Blätter (von Spinat, Kräuterbutter bis Pesto)
  • von April bis Juni: die Blütenknospen und Blüten (eingelegt wie Kapern, essbare Blüten ... mit Essig, Wasser, Zucker und Salz eine Lake bereiten und die Knospen ca 10 Tage im Dunkeln ruhen lassen.)
  • im Juni: Samen (grün geerntet, wie grünen Pfeffer, für Käse, als Würze)
  • Ende Juni: getrocknete reife Samen (wie Pfeffer mahlen)
  • Ab Mai: die längliche Zwiebel (wie Knoblauch einlegen)

Als Alternative zum "Knofelspinat/Bärlauch" kann man auch den sonst verhassten Giersch verwenden.

 

Weiterführende Links finden Sie einen Absatz tiefer.

Bärlauchblüte
Bärlauchblüte

Bärlauchblüte (Bild: a.sansone)

Bärlauch und seine vielen Verwendungen

Hier gibt es viele schöne Artikel zu den verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten; mal als Heilpflanze, mal als Gartenpflanze, verschiedene Rezeptideen.
Wer unsicher ist beim Sammeln (nur in kleinen Mengen, ein Mehr ist verboten!) lässt die Finger davon und kauft sich Bärlauch auf den Frühlingsmärkten.

 

Weitere Ideen finden Sie auch auf unserer facebook Themenseite GartenundPflanzen

Warum nicht? Bärlauch im eigenen Garten
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Damit kann man Bärlauch noch verwechseln!

Soll man ihn als den höher steigenden Bruder bezeichnen? Die Rede ist von Allermannsharnisch, Allium victorialis. Ein weiterer Volksname ist Siegwurz.

Bild: Wikipedia

Er mutet wie ein größerer, höherer und ein wenig mehr heraus geputzter Bärlauch an.
Kein Wunder, steigt er doch im Gebirge weit über die Baumgrenze, bis 3.000 m hinauf. Die Blüte ist gelblich-weiß bis grünlich. Blüht Juli bis August.

Wer die Zwiebel als Amulett mit sich trug, erzählt die Legende, war im Kampf vor Verletzungen geschützt (Name!). Die faserige netzartige Hülle der Zwiebel verleitete zu der Annahme.
Hier, in diesem Unterartikel Allermannsharnisch/Siegwurz, könnt ihr noch mehr zu dieser hübschen Wildpflanze nachlesen.

 

Allermannsharnisch - Allium victorialis

Blüte Allium victorialis (Bild: a.sansone)

Quellen

  • BLV Pflanzenführer für unterwegs, Schauer,Caspari; blv, 2014 München
  • Flora Helvetica, Lauber/Wagner; Haupt Verlag, 2014 Bern
  • Alpenpflanzen in ihren Lebensräumen, Mertz; Haupt Verlag, 2008 Bern
Adele_Sansone, am 09.04.2017
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Bildquelle:
a.sansone (Auf der Pirsch nach dem Giersch)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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