Deutschlands "Flora amabilis", Buchbesprechung
"100 Pflanzen, die Sie kennen sollten" unterbetitelt; da wird der Naturfreund natürlich neugierig, wer da vertreten ist.
- Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
- Verlag: Haupt Verlag; Auflage: 1. Auflage 2018 (1. Oktober 2018)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3258080887
- ISBN-13: 978-3258080888
- Größe: 13,9 x 2,4 x 22,2 cm
Anmerkung: Eine Buchbesprechung/Rezension stellt immer auch eine #werbung für das besprochene Produkt dar; auch wenn der Entgelt dafür nur das Freiexemplar des betreffenden Verlages ist. Oder, wie in einigen meiner Besprechungen, das Buch ganz normal im Buchhandel für den eigenen Gebrauch gekauft worden ist.
Neu und alt (Bild: a.sansone)
Über das Buch Flora amabilis
Auf den ersten Blick und Griff erinnert das in edles "Leinen" gebundene kleinformatige Büchlein an Pflanzenbücher vergangener Tage. (Siehe Bild-da liegen mehr als 60 Jahre dazwischen) Bewusst soll es so aus dem Rahmen der Pflanzenbestimmungsbücher mit glänzendem Fotoprint heraus stechen. Das Abbild des Sumpfherzblatts am Titel in Prägedruck ist schlicht.
100 Arten in Deutschland wachsender Pflanzen, Gräser, Bäume, Farne und Blumen kommen hier in kleinen Porträts vor.
Der Text, links gehalten, ist farbig unterlegt, immer einer der Farben der Blumenporträts von Denise Sonney entsprechend.
Abb. Fingerhut (Bild: Denise Sonney)
Welche 100 Pflanzen Deutschlands haben hier Eingang gefunden?
Für den Botaniker Adrian Möhl sicher kein leichtes Unterfangen aus über 4.000 vorhandenen Arten 100 auszusuchen.
Sicher war nicht nur die persönliche Vorliebe oder Willkür ausschlaggebend. Möglicherweise auch mal nur der Zufall, weil es eben über dieses und jenes Pflänzchen doch so einiges Liebenswertes oder auch Aufklärendes zu sagen gibt.
Die Idee mit der Zahl 100 stamme zwar vom Verlag, sagt Möhl. Er aber traf die Auswahl. 100 Pflanzen aus den rund 4.000 auszuwählen, die in Deutschland wachsen, habe viel mit Willkür zu tun, «eigentlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit». Aber Willkür könne auch etwas Schönes sein, sagt er und spielt auf die Natur an und darauf, «wie dort alles irgendwie unberechenbar wächst». Er beachtete Pflanzenfamilien, Lebensräume und Wuchsformen; letztlich aber habe er Pflanzen ausgewählt, über die er etwas Spannendes zu erzählen wisse.
Wer nach seiner Lieblingspflanze sucht, der braucht nur die ersten Seiten aufzuschlagen, hier werden sie nach den botanischen Namen geordnet angeführt.
So unübersehbare Pflanzen, wie Digitalis purpurea, den Roten Fingerhut, die Heilpflanze des Jahres 2019, das Echte Johanniskraut ist ebenfalls vertreten oder das derzeit geschmähte Senecio jacobea, das Jakobsgreiskraut, werden hier vorgestellt. Aber auch unscheinbare Winzlinge, die außer dem Botanik-Freak kaum jemand kennt, wie Corallorhiza trifida, die Korallenwurz, oder das erstaunliche, aber sehr sehr kleine Bistorta vivipara, der lebend gebärende Knöterich.
Knöllchen-Knöterich
Bistorta vivipara/Polygonum viviparum (Bild: a.sansone)
Bistorta vivipara (Bild: Denise Sonney)
Blick ins Buch - am Beispiel Bistorta vivipara
Knöllchen-Knöterich oder auch lebend gebährender Knöterich sind die deutschen Bezeichnungen für diesen kleinen unscheinbaren Gesellen aus der oft lästigen Familie der Knöteriche (Polygonaceae).
Als "Klone mit Meerrettich-Aroma" bezeichnet sie der Botaniker Adrian Möhl liebevoll.
Und beweist in der knappen Seite Text, was Wunderbares in diesem kleinen Pflänzchen steckt. In unwirtlichen Gegenden, in Deutschland also im alpinen Bereich, muss man mit seiner Energie haushalten. Nicht immer sind die Bedingungen ideal für den Nachwuchs. Also fiel diesem Knöterich die geniale Idee ein, quasi sich selbst zu klonen.
Mit der Lupe betrachtet sind die winzigen 5zähligen weißen Blüten mit den purpurnen Staubbeuteln ein optischer Genuss. Davon aber kann sich der Knöterich nichts kaufen. Deshalb bildet er im unteren Stängelbereich Knöllchen, aus denen zarte Jungpflänzchen, Baby-Knöteriche, wachsen, die herunterfallen und sogleich wurzeln.
Solche und ähnliche interessante Geschichten erzählt Adrian Möhl über alle 100 Pflanzen, die in diesem Buch vorgestellt werden.
Stieglitz/Distelfink an der Karde (Bild: Denise Sonney)
Für wen ist dieses Buch geeignet?
- Mit seinem liebenswert antiquierten Touch ist es sicher ein tolles Geschenk für Botanikfreunde, die etwas älter an Jahren sind und Freude an "alten gebundenen" Büchern haben.
- Auch Menschen, die sich gerne Geschichten über die Bedeutung oder auch die Namensgebung von Pflanzen anhören, ist es ein sehr nettes und unterhaltsames Buch.
- Ob die Digital-Natives, also die Smartphone-Generation, an so einem schlichten Buch Freude hat, kann ich nicht beurteilen.
- Was dieses Buch aber sicher nicht ist, eine Bestimmungshilfe. So hübsch und künstlerisch wertvoll die Illustrationen auch sind, als Bestimmungshilfe, wie in vielen von Pflanzenillustratoren gestalteten Büchern, sind sie wenig geeignet.
Die Autoren: Adrian Möhl; Illustrationen: Denise Sonney
Technik hat ihn nie interessiert. Tiere sind ihm zu aufdringlich. Seine Leidenschaft gilt den Pflanzen. Die Rede ist vom Schweizer Botaniker Adrian Möhl, der nun mit "Deutschlands Flora amabilis" die zweite liebenswerte (amabilis) Sammlung von Pflanzen eines Landes, nach den Schweizer Pflanzen, hier im Haupt Verlag vorstellt.
Ihm wieder zur Seite ist die Illustratorin Denise Sonney. Denise Sonney, réside en Gruyère depuis son enfance. Après une vie professionnelle passée dans l'enseignement, elle partage aujourd'hui son temps entre sa famille, la randonnée, l'écriture et le dessin.
Eine Stimme zum Vorgängerbuch
"Was für ein wunderschönes Buch aus dem Berner Haupt Verlag! Obwohl ich keine leidenschaftliche Botanikerin bin, musste ich Flora Amabilis – 100 Pflanzen der Schweiz, die Sie kennen sollten unbedingt in die Hand nehmen, über den Einband streichen und das Buch durchblättern. Denn noch nie haben mich Pflanzenzeichnungen so gefesselt wie diese. Die Illustrationen von Denise Sonney sind schlichtweg entzückend: Man spürt geradezu die Sorgfalt und Liebe mit der die Zeichnerin ans Werk ging.
Immer wieder drin blättern, die Zeichnungen betrachten, ein wenig Lesen, Tee trinken, das ist Herbstmeditation pur." meint etwa Sonja in Lesen Schweiz (http://travel.tele.ch/author/sonja/) über das Vorgängerbuch: die 100 Pflanzen der Schweiz, die Sie kennen sollten.
Sie lieben Bücher, die Ihnen die Natur näher bringen?
Dann schmökern Sie in den folgenden Rezensionen:
- Der Hund-Geschichte, Biologie, Rassen
- Kleinsäuger im Terrarium
- Entdecke die Zugvögel
- Pflanzenfamilien
- Enziane und ihre Verwandten
- Schmetterlinge entdecken und verstehen
- Der illustrierte Vogelkalender
oder schauen Sie sich im Programm des Haupt Verlags, Bern, etwas um.
Bildquelle:
a.sansone
(Fingerhut - schön, wertvoll und giftig)
a.sansone
(Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)