Krötenlilien alias Tigerstern alias Gartenorchidee

Tricyrtis macropoda - mit auffälligen Griffel (Bild: a.sansone)

Botanisches über die Krötenlilie/Tricyrtis

Die Gattung Tricyrtis" gehört zu den Liliengewächsen (Liliaceae). Liliengewächse haben Zwiebel zum Überwintern. Die auffälligen, sternförmigen, purpur gefleckten Blüten (6 Perigonblätter) sind nach hinten gebogen, auffällig ist der Griffel mit der 3teiligen Narbe, der herausragt.

Die drei oberständigen Fruchtblätter bilden Kapselfrüchte. Am hellbraunen Samen hängt meist ein Elaiosom, als Anreiz für die Verbreitung durch Ameisen.

Lesetipp: Wenn Tiere Pflanzen verbreiten- Zoochorie

 

Krötenlilie- Tricyrtis, Gattung

Ist der Name schuld, dass sie so unbekannt ist? Es gibt
20 Arten, viele davon endemisch, in den Wäldern Asiens.

Stern-, glocken- oder trichterförmige Blüte, gesprenkelt, gefleckt, Kronblattspitzen sind stark nach außen gebogen. Die Blätter meist hellgrün bis dunkelgrün, manche stängelumfassend, die Stängel behaart. Die Pflanzen sind winterhart.

Bestäubt werden die Krötenlilien vorwiegend von Nachfaltern, aber auch alle anderen Insekten freuen sich über diese jahreszeitlich späten Blüten.

 

 

 

 

Einige bekannte Arten:

  • Tricyrtis formosana, 60-90 cm, purpurrosa, rotviolette Punkte, gelbgetönter Schlund, Blätter stängelumfassend
  • Tricyrtis hirta,  Japanische oder Borstige Krötenlilie, Spätsommer bis in den Herbst gibt es sternförmige weiße Blüten, rotviolette Punkte.
  • Breitblättrige Krötenlilie (Tricyrtis latifolia)
  • Tricyrtis macranthopsis;  nickende hellgelbe Blüten.
  • Tricyrtis suzukii, Herkunft Taiwan, weiß rotviolette Punkte

 

 

Tricyrtis-Arten und Sorten

Tricyrtis amethystinus (Bild: dbarronoss / Flickr)

Namen sind Schall und Rauch

Wie kam die Kröte in den Namen dieser hübschen Blütenpflanze? Recht einfach, denn Krötenlilie deutet auf ihre Sprenkel, Flecken, die die hellen Blütenfarben bedecken und die eben an die Flecken einer Kröte erinnern.

Also ausnahmsweise mal nicht "abwertend" gemeint. Im Englischen heißen sie ebenfalls Krötenlilie, nämlich Toad Lilies.

Etymologische Namenssuche:

  • Tricyrtis von gr. tri=drei, kyrtos=krumm, nach den 3 äußeren Perigonblättern.
  • formosana=aus Formosa
  • hirta=rauhaarig, borstig
  • macranthopsis=makros=lang, groß akantha=Stachel, Dorn

Wo stammen Krötenlilien her?

Die Geschichte der Herkunft gleicht ja fast einem Krimi. Die Pflanzen stammen ursprünglich aus Ostasien, vornehmlich Japan.

Erstmals nach Europa gebracht hat sie der deutsche Arzt und Botaniker Philipp Franz Balthasar von Siebold (1796-1866). Er kam als Arzt für eine Handels-Gesellschaft nach Japan. Dort entdeckte er die japanische Pflanzen-Welt. Da er für eine nieder­ländische Handelsgesellschaft arbeitete, gelangten die unbekannte Pflanzen in die botani­schen Gärten von Leiden und Gent.

Siebold lebte von 1823 bis 1829 erstmals in Japan. Pflanzen und Informationen, geologische, politische, medizinische aus dem damals isolierten Japan ins ferne Europa zu bringen, kostete Siebold fast das Leben, denn er versuchte auch streng verbotenes Material an die Aussenwelt zu bringen "Siebold-Affäre". Siebold wurde "lebenslang" verbannt. Seine japanische Lebensgefährtin Otaki Kusumoto, genannt Sonogi, mit der er eine gemeinsame Tochter, Ine, hatte, musste er zurücklassen.

Übrigens: die Hortensie mit dem Namen Hydrangea Otaksa (heute: Hydrangea macrophylla ‚Otaksa‘) benannte er nach ihr. Jahre später, als bereits 60jähriger Mann durfte er allerdings noch einmal zurück kehren. (Quelle: Pflanzenjäger/Hielscher,Hücking)

1862 brachte Siebold die Krötenlilie mit einer Unmenge an anderen Pflanzen bei seiner zweiten Japanreise nach Europa. Eine Beschreibung von Tricyrtis hirta wurde 1863 erstmals im Botanical Magazine veröffentlicht.

Man munkelt, dass seine beachtliche Beute, nämlich

  • 800 lebende Exemplare von 500 Pflanzen-Arten
  • ca. 12.000 getrocknete Herbarbelege von 2.000 Pflanzen-Arten

auch heute noch nicht vollständig wissenschaftlich ausgewertet ist. Botanik-Studierende dürfen sich darüber freuen.

Siebold starb im Jahre 1866 in München. Sein Grab wurde nach dem Vorbild japanischer Grabmäler gestaltet.

Die Erkundung der Pflanzenwelt der Japanischen Inseln mündete in der von Siebold und Zuccarini verfassten Flora Japonica.

Krötenlilien im eigenen Garten?

Wo soll man Krötenlilien setzen?

Krötenlilien mögen feuchten, humushaltigen Boden, aber keine Staunässe; im Schatten und Halbschatten, gerne auch direkt vor Gehölzen. keine kalkhaltigen Böden, also für Steingärten als standort nicht geeignet.

Im Durchschnitt erzielt sie dann eine Wuchshöhe von etwa 60 Zentimetern, je nach Art oder Sorte kann sie sogar bis zu 100 cm oder höher werden. Die zumeist gepunkteten, zahlreich pro Staude wachsenden Blüten in gelb, violett, weinrot, blau, etc. können deshalb auch problemlos für die Zimmervase geschnitten werden.

  • Die Blüte beginnt Ende August und geht von September bis November (sofern frostfrei)
  • Bei guten Bedingungen bildet die Krötenlilie durch kurze Ausläufer rasch dichte Bestände von schlank aufragenden Trieben.

Wann soll man Tricyrtis pflanzen?

Gepflanzt werden die Krötenlilien zumeist im Frühjahr, in einem Abstand von 30 bis 50 Zentimeter. Sie sollten darauf achten, dass Sie dabei die komplette Wurzel ins Erdreich einpflanzen. Aber auch im Spätsommer, nicht bei heißem Wetter, kann man die Pflanze teilen und einsetzen.

Welche Pflege brauchen Krötenlilien?

Zweimal bis dreimal eine Düngung, auch Kompost in die Erde einarbeiten. Auf diese Weise fördern Sie eine starke Blütenpracht. Zudem stärken Sie die Pflanzen so ausreichend für den Winter. Immer nah der Pflanze gießen, Regenwasser ist super.

Winterhart, aber was muss man beachten?.

Krötenlilie vor Winterruhe mit Laub bedecken, ein leichter Winterschutz mit Reisig kann besonders in rauen Lagen auf keinen Fall schaden. Krötenlilien sind generell bis –20 Grad winterhart, müssen jedoch wie auch Rosen geschützt werden. Nicht extra für den Winter zurück schneiden, nur die verblühten Blütenstängel entfernen; der eigentliche Rückschnitt ist erst im Frühjahr gut.

Im Frühling muss man auf diese Feinde achten!

Die größte Gefahr für die Krötenlilien besteht im Frühjahr – denn der Neuaustrieb steht bei den Schnecken ganz oben auf der Speisekarte! Tipp: Schneckenkragen aufstellen.

 

Tipp für trockene Hochsommer

Im Hochsommer sollten Sie das Beet, auf dem die Pflanze wächst, nicht austrocknen lassen, weil sonst die Blätter schnell vertrocknen. .

Kann man Krötenlilien auch in Kübeln halten?
Für die Kultivierung in Kübeln eignet sich gute Pflanzerde, mit Rhododendronerde vermengt.

So kann man Krötenlilien vermehren:

Die Krötenlilie kann ganz einfach vermehrt werden. Im Frühjahr teilt man einen üppigen Pflanzenstock. Hierbei vor allem die frischen Austriebe vom Mutterstock abteilen und an einem anderen Standort wieder neu einpflanzen.

Schöne Lichtblicke im Halbschatten oder Schattengarten

Ein Knaller Tricyrtis macropoda (Bild: a.sansone)

Mit welchen Pflanzen lassen sich Krötenlilien schön kombinieren?

Die Krötenlilie kann ihre Reize besonders schön ausspielen, wenn sie als Gruppe gesetzt wird. Ein zu buntes Drcheinander ist allerdings nicht so mein Ding, also würde ich farblich in einer Gruppe bleiben oder gelb und weißblühende Arten gemischt, rosa- und lilafarbene, weiß mit blau... alles nach seinem persönlichen Geschmack.

Zu der filigranen Erscheinung der Krötenlilie passen besonders schön ebenfalls zurückhaltende Pflanzen wie Schaumblüte und Akelei, aber auch kleine Ziergräser wie die Japansegge. Vom Wuchs ähnlich, allerdings mit früherer Blühzeit wäre auch noch Salomonssiegel zu empfehlen.

Noch weitere schöne Kombinationen, mit zeitlicher Blühfolge wären

 

  • Japanischer Waldmohn mit goldgelben Blüten
  • Primeln verschiedener Sorten
  • Akelei - Hahnenfußgewächse
  • kleine Ziergräser, wie Japansegge
  • Schaumblüten mit zierlichen Blütenkerzen
  • Hainblumen mit zartblauem Blütenzauber
  • weiße Herzlilien

Übrigens, die Krötenlilie passt wunderbar zu einem romantischen Garten.

Lesetipps

Manchmal wundert man sich schon, wie so manche schöne Pflanze zu ihrem etwas absonderlichen Namen kam.

Wer Spaß an dieser Art lektüre hat, hier können Sie nachlesen,

Quellen

  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Genaust; Nikol Verlag, 2012 Hamburg
  • Pflanzenjäger; Hielscher, Hücking; Piper Verlag, 2002 München
Adele_Sansone, am 02.10.2017
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Bildquelle:
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