Die Entstehung der Westernfilme (Bild: 27707 / Pixabay)

In den Italo-Western spielten meistens Antihelden die Hauptrolle

Die Herstellungskosten betrugen nur 150 US-Dollar. Der Film wurde ein großer finanzieller Erfolg. Jahrelang gehörte er in den Nickelodeons zum Standardrepertoire. Zudem gilt er als das Werk, das die Zukunft des Mediums Film sicherte. Im Jahr 1924 machte ein junger Regisseur mit "Das eiserne Pferd" auf sich aufmerksam. Sein Name: John Ford. Er schuf Klassiker wie "Ringo" und "Fort Apache" und entdeckte das Monument Valley als Bühne für unzählige "Pferdeopern". Seine Blütezeit erlebte dieses Genre in den 1930er und 1940er Jahren. In dieser Zeit prägten Action und Schießereien die Mythologie der Gewalt im Kampf Gut gegen Böse und definierten gleichzeitig den klassischen Westernhelden. Mit dem entbehrungsreichen wahren Leben eines Viehtreibers hatten die Geschichten der edlen Ritter und Rebellen nichts zu tun. Diese Männer waren stets aufrichtig und handelten selbstlos.

Erst 1956 sollte sich das ändern. In diesem Jahr drehte der Regisseur John Ford den Film "Der schwarze Falke". John Wayne - bis dahin als makelloser Held bekannt - verkörperte darin einen rachsüchtigen Einzelgänger. Western sind Mythen vom Pioniergeist, harten Männern und Banditen. Legenden um Billy the Kid, Jesse James, Wyatt Earp und Buffalo Bill waren ein ebenso beliebtes Motiv wie Indianerkriege, Goldrausch, Eisenbahnbau und der Konflikt zwischen kleinen Farmern und Viehbaronen.Western spiegelten urarmerikanische Themen wider, die weltweit Anklang fanden, obwohl immer wieder die gleiche Geschichte erzählt wurde: Die Besiedlung des Wilden Westens.

Der Erfolg dieser Filme schien zeitlos zu sein - wie die unendliche Weite der Prärie. John Wayne, Gary Cooper, James Stewart und Henry Fonda waren seine populärsten Helden. Erst in den 1960er Jahren feierte das Western-Genre wieder Erfolge. Diesmal jedoch nicht in Amerika, sondern in Italien. Die Italo-Western handelten meistens von Antihelden, die weder Gerechtigkeitssinn noch Selbstlosigkeit kannten. Sie zeichneten sich eher durch Habgier und Eigennutz aus. Auch die Musik war ein wichtiges Stilmittel, ebenso wie die extremen Nah- und Detailaufnahmen der Gesichter. In der ersten Hälfte der 1970er Jahre ebbte die Italo-Western-Welle allmählich ab. Trotzdem war dieses Genre nicht tot zu kriegen.

In den Neo-Western waren die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend

Mit dem Film "Pale Rider" aus dem Jahr 1985 läutete Clint Eastwood den Neo-Western ein. Im Gegensatz zum klassischen amerikanischen Vorläufer war im Neo-Western Endzeitstimmmung angesagt. Die Grenzen zwischen Gut und Böse waren fließend, der Charakter der (Anti-) Helden brüchiger und verletzlicher. Auch die bisher als Feindbilder missbrauchten nordamerikanischen Ureinwohner wurden nicht mehr als die skalphungrigen Schrecken der Bleichgesichter, sondern als kulturell hochstehende Minderheit dargestellt, die der Kolonisierung des Wilden Westens erbarmungslos zum Opfer fielen.

Mit traditionellen, eindimensionalen Klischees wie "Freiheit und Abenteuer" räumte der Neo-Western endgültig auf. Die einstige, sonnendurchflutete Western-Kulisse war einer harten, kalten und realistischen Prärie gewichen, besiedelt nur durch winzige Dörfer, die in ihrem eigenen Dreck und in ihrer Kleingeistigkeit erstickten. Weder Sheriffs, Siedler und Banditen, noch deren Frauen und Kinder kamen ungeschoren davon. Ihre Hoffnungen nach einem besseren Leben wurden nicht eingelöst. Im Neo-Western existierten Täter ebenso wenig wie die Begriffe "Recht" und "Gesetz". Es gab nur noch Opfer. Mit dem "Neo-Western" war der klassische Western tatsächlich an seine letzte Grenze gestoßen.

BerndT, am 19.04.2022
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Bildquelle:
skeeze (Fernsehserien über den Wilden Westen)
videorecord052 / Flickr (Revolverduelle im Wilden Westen)

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