Ist Cranberry - Preiselbeere - Moosbeere - alles das Gleiche?
Eine Beere in aller Munde und keiner weiß, ob er von der gleichen Art spricht. Das Cranberry - Preiselbeer - Moosbeer - EinmaleinsFall Cranberries (Bild: Andrea Pokrzywinski / Flickr)
Ist Cranberry nur die englische Bezeichnung für Preiselbeere?
Ein eindeutiges "Nein".
Die amerikanische Cranberry (Vaccinium macrocarpum) oder Großfrüchtige Moosbeere ist zwar wie die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idea) ein Heidekrautgewächs (Ericaceae), aber eine andere Art.
Die Beere ist deutlich größer (kirschgroß) und vom Geschmack her nicht mit der Preiselbeere zu verwechseln. Die Cranberry könnte man quasi als die dicke amerikanische Verwandte unserer heimischen Moosbeeren (Vaccinium oxycoccus und Vaccinium microcarpum) bezeichnen.
Die Preiselbeere heißt im Englischen: cowberry, lingonberry, mountain cranberry.
Z.B. Lingonberry jam=Preiselbeermarmelade.
Preiselbeere Blüte / Vaccinium vitis-idea (Bild: a.sansone)
Die Gattung Vaccinium
Die reich verzweigten, meist kriechenden Zwergsträucher dieser Pflanzengattung Vaccinium (Namensherleitung von lat. bacca=Beere; baccinium=Beerenstrauch) gehören alle zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Die Blätter sind immergrün, oberseits glänzend, die Preiselbeerblätter sind unterseits matt und punktiert. Die glockenförmigen Blüten sind weiß bis rosa in hängenden Trauben. Die Beeren sind kugelig rot, die Samen braunrot.
Die der Gattung Vaccinium/Heidelbeeren den Namen gebenden Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus) sind allerdings schwarz/oder blaufrüchtig; daher auch die Namen "Blaubeeren", "Schwarzbeeren".
Ach ja - eine der üblichen kniffligen Fragen der Quizsendungen: Diese Beeren sind auch botanisch eine Beere.
Am Ende der Eiszeiten besiedelten die Heidekrautgewächse gemeinsam mit Birke und Kiefern als Erste die vom Eis befreiten Regionen. Auch heute noch lieben sie Moorgebiete.
Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) (Bild: a.sansone)
Das Cranberry - Preiselbeer - Moosbeer - Einmaleins
Cranberry oder Großfrüchtige Moosbeere (Vaccinium macrocarpon/macrocarpum):
- (gr. makrós=groß, karpós=Frucht), weitere Namen dafür sind Kraanbeere/Kranichbeere oder Kranbeere; auch fälschlicherweise "Kulturpreiselbeere".
Preiselbeere (Vaccinium vitis-idea):
- Volkstümliche Namen in den Alpenregionen für die Preiselbeere sind weiters: Grantn, Steinbeere und Kronsbeere. Der Zusatz (Artepitheton) vitis- idea bedeutet nicht, dass "Vitis eine gute Idee hatte", sondern ist schlicht ein Hinweis auf ein häufiges Vorkommen, nämlich am "Weinstock im Idagebirge" in Griechenland. Der deutsche Name Preiselbeere kommt von Preuschelbeere (breusch=brüchig), weil die Zweige der Preiselbeere leicht brechen.
Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccus):
- auch Moorbeere oder Torfbeere, Kranichbeere; gedeiht im eher moorigen Gelände. Früher wurde aus den Moosbeeren ebenfalls gerne eine Marmelade hergestellt.
Kleinfrüchtige Moosbeere (Vaccinium microcarpum):
- ist in den Zentral- und Ostalpen verbreitet.
Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), auch Trunkelbeere, Moorbeere oder Nebelbeere genannt
- Inneres Fruchtfleisch und Saft sind hell. Außen ist die Rauschbeere ebenfalls blau. Soll bei Genuss von zu vielen Beeren einen rauschhaften Zustand herbeiführen.
Alpen-Rauschbeere (Vaccinium gaultherioides/Vaccinium uliginosum subsp. gaultheroides)
- Unterart zur obigen Rauschbeere
Was in manchen Gebieten Österreichs ebenfalls als Moosbeere bezeichnet wird, meint jedoch die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus). Auch die bekannten "Moosbeernocken" haben deshalb Heidelbeeren als Fruchteinlage.
Einmal mehr sieht man, dass es notwendig ist eindeutige Bezeichnungen für Arten zu verwenden.
... und die Moltebeere?
Ja die Moltebeere ist schön und gut, aber sie gehört hier nicht dazu.
Die Moltebeere, Rubus chamaemorus, ist eindeutig (aus dem botanischen Namen ersichtlich) keine Angehörige der Heidelbeergewächse, sondern ein Rosengewächs und im Norden Europas beheimatet. Mehr hier bei Wiki.
Oh wie lecker - Preiselbeere oder Cranberry in der Küche
Preiselbeere: Junge Blätter (April/Mai) kann man fein gehackt für Würzen und Saucen verwenden. Achtung: In großer Menge sind die Blätter giftig. Ab September sind die roten Früchte reif, die besonders geschmackvoll als Kompott oder Marmelade eingekocht werden. Getrocknet werden die Beeren auch gerne Teemischungen beigefügt.
Cranberry: Roh schmecken sie nicht (sehr sauer und herb). Die im Handel erhältlichen getrockneten, aber auch zusätzlich gesüßten Soft-Cranberries sind eine beliebte Alternative zu Rosinen im Müsli.
Moor mit Rauschbeeren und Moosbeeren (Bild: a.sansone)
Botanische Steckbriefe
Preiselbeere: Die Preiselbeere ist eine Pionierpflanze, denn durch ihre enorm gute Anpassung an kalte Regionen gedeiht sie bis in die Subarktis. Sie kommt in Europa bis Grönland vor und über dem großen Teich auch in Nordamerika. Gegen Süden findet man sie bis Mittelitalien. Sie steigt in die Höhe von 2.500 - 3.000m.
- Die Blütezeit ist von Mai bis Juni. Als Boden liebt sie torfige, kalkarme, sandige Böden, von halbschattig bis sonnig. Auch als Unterholzpflanze ist sie zu finden.
Von August bis Oktober ist die mühsame Erntezeit der "Grantn", möglicherweise stammt dieser im tirolerischen Raum verbreitete Name vom "Grant" her, den man nach stundenlanger gebückter Haltung auf steilen Berghängen hat. Eingekocht wird sie zu Gelee, Marmeladen, Kompott. Nichts geht über Wild mit Preiselbeerkompott, aber auch das Wiener Schnitzel wird dadurch säuerlich-herb geadelt. - Auch auf Tiroler Weihnachtsmärkten/ sprich Christkindlmarkt darf das "Tiroler Kiachl mit Preiselbeermarmelade" nicht fehlen.
- Wer Preiselbeeren im eigenen Garten pflanzen will, findet beim Gartenratgeber.net Informationen über Sortenauswahl etc.
Cranberry: Sie eroberte in den letzten Jahren den europäischen Markt, doch ihre Heimat liegt im Osten Nordamerikas. Dutzende Städte tragen ihren Namen und sogar zwei Inseln im Staate Maine "Cranberry Isles" schmücken sich damit. Sie wurde seit dem 18. Jahrhundert bereits großflächig angebaut und darf zu "Thanksgiving" beim Truthahnessen nicht fehlen.
- Blütezeit von Juni bis Juli; wie die gewöhnliche Moosbeere braucht sie feuchte, sandige, kalkarme, torfige Böden. Die Ernte erfolgt von August bis Oktober. Die fast kirschgroßen Früchte sind herb, sauer und roh ungenießbar. Die Beeren finden Verwendung für Marmeladen, Kompott, Säfte und als Trockenfrüchte.
Gewöhnliche Moosbeere Vaccinium oxycoccus und Synonyme: Oxycoccus oxycoccos oder Oxycoccus palustris. Wurde früher ebenfalls für Marmeladen gepflückt.
- Vorkommen: In den Alpen vom Nordwesten bis Osten (fehlt im Süden und Südwesten) in moorigen Gebieten. Ist bereits sehr selten. Die Blüten unterscheiden sich durch ihre zurückgeklappten Zipfel von der Preisselbeere. Die Früchte sind gelbrot bis rot und geschmacklich ähnlich der Preiselbeere.
Kleinfrüchtige Moosbeere (Vaccinium microcarpum)
- Vorkommen in den Zentralalpen und Ostalpen verbreitet, fehlt im Südwesten ganz. Im Norden jedoch häufig gemeinsam mit der gewöhnlichen Moosbeere am gleichen sumpfigen Standort zu finden.
Hagerups Moosbeere (Vaccinium hagerupii)
- Vorkommen in Süddeutschland.
Cranberries im eigenen Garten pflanzen
Cranberries zählen zu den Heidekrautgewächsen und haben deshalb die gleichen Bedürfnisse. Sie benötigen im Garten einen sonnigen Standort mit saurem, nährstoffhaltigem Boden. Diesen können Sie zur Not durch Beimengung von Rhododendron-Erde simulieren.
Tipp: Rhododendron oder Heidelbeeren sind gute Pflanzpartner und Sie müssen nur einen Gartenbereich speziell auf diese Bedürfnisse herrichten!
Wie pflanze ich einen Cranberrystrauch/eine Kranbeere?
Das Einpflanzloch genügend groß bemessen. Lockern Sie vor dem Einpflanzen den Boden auf und geben Sie etwas Kompost hinzu. Am besten großzügig das Pflanzloch mit Rhododendronerde auffüllen und vermengen. Wollen Sie mehrere Sträucher in den Garten setzen, lassen Sie etwa einen halben Meter Abstand zwischen den einzelnen Gewächsen. Beschädigte Wurzeln entfernen, bevor Sie die Pflanze in die Erde setzen.
Der Cranberrystrauch breitet sich durch am Boden kriechende Ranken aus, die bis zu einen Meter lang werden können. Die Pflanzen selbst erreichen eine Wuchshöhe von etwa 30 bis 40 Zentimetern.
Pflege und Vermehrung
Nach der Pflanzung sind Cranberries sehr pflegeleicht. Die Pflanze kann sich sogar selbst aussäen und dadurch vermehren. Also notfalls die Reißleine ziehen und Jungpflanzen ausgraben und herschenken.
Düngen nur zu Beginn der Wachstumsphase im Frühjahr. Die Pflanzen können außerdem durch Stecklinge vermehrt werden. Cranberries behalten ihr rotes Herbstlaub teilweise auch im Winter. Sieht auch hübsch aus.
Bush Cranberries - eine neue Gartenfrucht - eine neue Cranberry? Achtung aufgesessen...
Und, fast könnte man eine Wette abschließen, auch wenn sie auf deutsch/englisch, sprich denglish, "*Bush Cranberries" heißen, sind sie natürlich botanisch keine Heidekrautgewächse und mit den Cranberries nur optisch verwandt.
*Persönliche Meinung: Ich frage mich immer wieder, wer so dümmliche Bezeichnungen erfindet, die alle irrreführen müssen.
Die Bush Cranberry mit botanischer Bezeichnung Viburnum trilobum ist eine Verwandte des Schneeballs (Viburnum). Die Beeren sind essbar, allerdings nicht roh zu verzehren, da bitter und sauer. Verkocht zu Marmelade, Chutney oder Säften aber sind sie durchaus lecker. Reif werden sie ab Oktober.
Hinweis: Vorsicht, die Früchte des Schneeballs Viburnum opulus sind roh giftig! Wer also den Schneeball bereits im Garten hat, sollte wegen Kreuzungen und der Verwechslungsgefahr auf diese neue Sorte lieber verzichten.
viburnum trilobum wentworth, jdy268 XX201409254482.jpg (Bild: rachelgreenbelt / Flickr)
Quellen
- Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen, Verlag das Beste, 1980 Stuttgart
- Heil-, Gewürz-, Nutz- und Giftpflanzen im Botanischen Garten der Universität Innsbruck, Bortenschlager/Vergörer, 2004 Innsbruck
- Essbare Wildpflanzen, Fleischhauer/Guthmann/Spiegelberger; Weltbild Verlag, 2014 Augsburg
- Alpenpflanzen in ihren Lebensräumen, Mertz; Haupt Verlag, 2008 Bern
Verwendung als Heilpflanzen
Preiselbeere: Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind Vitamin C und E, Fruchtsäuren, Gerbstoffe, Mangan, Eisen, Zink, Kupfer und Molybdän und ein hoher Arbutingehalt.
- Die blutreinigenden und desinfizierenden Inhaltsstoffe der Blätter haben eine leicht harntreibende Wirkung. Die Inhaltsstoffe der Beeren wiederum verhindern ein Andocken von Schadstoffen an der Blasenschleimhaut und werden seit einiger Zeit als pflanzliches Vorbeugemittel bei Blasenentzündung eingesetzt. Auch Gicht und Rheuma können positiv beeinflusst werden.
Cranberry:
- Die Cranberry ist wie die Preiselbeere eine Arzneipflanze. Cranberrysaft wirkt vorbeugend z.B. gegen Harnwegsinfektionen.
Echte oder Immergrüne Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi)
- Wurde früher ebenfalls wie die Preiselbeere oder Cranberry für Blasenentzündungen eingesetzt. Darf allerdings nur für kurze Dauer verwendet werden.
Hier finden Sie noch weitere Cranberry-Informationen.
Cranberry - Droht ein neuer Neophyt?
Vaccinium macrocarpum als Kulturpflanze kann wie die verwandte Kulturheidelbeere oder Gartenheidelbeere (Vaccinium corymbosum) aus Kulturanpflanzungen verwildern und sich möglicherweise in Mitteleuropa als Neophyt ansiedeln. Deshalb steht sie z.B. bei der Zentralstelle für die Floristische Kartierung Bayerns auf der Vorwarnliste möglicher invasiver Arten in Bayern. Allerdings kann hier sanfte Entwarnung gegeben werden, denn sie wird in den heimischen Moorgebieten locker von den endemischen Arten in Zaum gehalten, wenn nicht sogar verdrängt.
Er, der Braunbär nämlich, mag sie alle: ob Cranberry, Prieselbeere, Heidelbeere oder was auch immer.
Noch mehr Beerenpflanzen im Garten gefällig?
Bildquelle:
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(Maibeere, Honigbeere, Lenzbeere, Sibirische Blaubeere, Haskap-Beere)
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(Japanische Weinbeere, Rotborstige Himbeere - eine tolle Beere für d...)