Wilde Malve, Malva sylvestris (Bild: a.sansone)

Malvengewächse, Malvaceae

Früher zählten etwa 1.000 Arten dazu; nach neuesten genetischen Erkenntnissen wurden aber die ehem. Familien Bombacaceae, Sterculiaceae und Tiliaceae mit dazu genommen ; heute umfasst diese Pflanzenfamilie rund 5.000 Arten. So weit so gut.

Für detaillierte Nachsuche ist der Wikipedia-Eintrag geeignet ... Die Familie wird heute in neun Unterfamilien gegliedert mit etwa 243 Gattungen und enthält etwa 4.225 bis 4.300 Arten.

Wo gibt es Malvengewächse?

Mit Ausnahme der Polargebiete sind sie überall verbreitet; größte Artenvielfalt herrscht in den Tropen.
Fossile Funde stammen aus der späten Kreidezeit (vor etwa 68 Mio. Jahren).

Früchte der Malvengewächse

Käsepappel - Frucht von Stockrosen, Eibisch (Bild: a.sansone)

Was haben die Malvengewächse gemeinsam?

  • 5 zählige becherförmige Blüten, radiärsymmetrisch
  • 5 Kelchblätter samt einem Außenkelch (3 Hochblätter)
  • Kennzeichnend vor allem die Anordnung der Staubblätter (Staubfäden sind zu einer Röhre verwachsen, die den vorspringenden Griffel mit der Narbe umschließt). Genannt "Malvensäule", "Säulchen" oder "Säule" (Columna).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Die Blätter sind handförmig und handnervig (palmat); oft eingebuchtet. Blätter stehen wechselständig. Manche Arten haben behaarte Blätter und Stiele. Die Härchen sind meist sternförmig angeordnet.
  • Hätten Sie das gewusst? Malven können ihre Blattspreiten präzise so ausrichten, dass sie senkrecht zur Einfallsrichtung des Sonnenlichts stehen. Während des gesamten Tagesverlaufs weicht die Blattstellung nicht mehr als 15° vom Sonnenstand ab.

Verschiedene Fruchtformen sind in der Familie verbreitet.

  • Kapselfrüchte wie etwa bei Baumwolle, Hibiskus,
  • Scheinfrüchte, die in Segmente zerfallen wie die Käschen (Käsepappel, Malve...) Es sieht im Kelch liegend aus wie ein kleiner Käselaib, die sogenannte "Käsepappel". Mit Pappel ist nicht der Baum gemeint, sondern der "Papp"=Brei.
  • Manche haben Nussfrüchte mit Hochblatt als Flugorgan (Linde).
    Viele Malvaceae-Samen tragen Härchen – bei Baumwolle und Kapok sind diese von großer Bedeutung.

Malven für unseren Garten - mehr als nur Stockrose und Hibiskus

Alcea rosea, die Stockrose und viele Sorten davon sind die beliebtesten Malvengewächse in unseren Gärten. Allerdings gibt es noch andere, man muss Sie nur kennen.

  • Althaea officinalis, Eibisch, fast weiß anmutende Blüten, samtfilzig behaart.
  • Lavatera, Buschmalve, strauchartige Malven mit wunderschönen Blüten aus dem Mittelmeerraum. Sie sind nur bedingt winterhart. Ein geschützter Platz und Kokosmatten als Winterschutz machen ein Gedeihen auch bei uns möglich.
  • Lavatera trimestris, Gartenmalve, einjährig, ist in jeder Sommerblumenmischung vertreten.
  • Malva sylvestris, Wilde Malve, gedeiht auf sonnigen Plätzen und sticht mit ihren rosa-violetten Blüten in jedem Garten hervor.
  • Malva sylvestris ssp. mauritiana, Mauretanische Malve, dunkelviolette Blüte
  • Malva moschata, Moschus-Malve, weiß bis rosa, stark behaart und intensiv duftend.
  • Malva alcea, Sigmarswurz, Rosenpappel, nach der Stockrose die zweit liebste Malve in den Gärten.
  • Hibiscus syriacus, Garten-Hibiskus
  • Hibiscus trionum, Stundenblume; die Blüten sind nur wenige Stunden geöffnet, kommen aber zahlreich nacheinander.

... und die folgenden zwei Malvenarten sind sogar zum Verspeisen geeignet

Stockrose/Alcea rosea (Bild: a.sansone)

Welche Malvenart wird am liebsten verzehrt?

Wer nun an Malven- Hibiskus- oder Eibischtee denkt, liegt voll daneben. Denn die beliebteste Pflanze ist da eindeutig

  • der Kakao;

  • denn Theobroma cacao, wie die Pflanze botanisch heißt, der tropische Baum, bzw. dessen Früchte, sind wortwörtlich in aller Munde. Eine Besonderheit ist auch, dass er stammblütig ist.
  • li: Blüte; unten: Frucht
Ob Biene, Hummel, Schmetterling & Co

(Bild: Efraimstochter / Pixabay)

Sind Malvengewächse wertvoll für Insekten?

Stockmalven zeichnen sich durch reiche Nektarproduktion aus. Hummeln und Honigbienen machen davon Gebrauch. Manche Käfer, wie die Stockrosen-Spitzmausrüssler sind, der Name verrät es bereits, auf das Vorhandensein von Stockrosen angewiesen. Sie finden Zuflucht unter den großen Blättern, die den Boden meist mäßig feucht halten.

Auch die Malven-Langhornbienen brauchen unbedingt (am ehesten die Wilde) Malve im Gartenbereich. Wichtige Futterpflanzen für die Raupen des Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae) sind Weg-Malven (Malva neglecta) und Moschus-Malve (Malva moschata).
Und als Schlafplätzchen dienen besonders die Blüten von Stockrosen ebenfalls.

Aber auch die Gartenvögel lieben besonders die Samen.

Wer noch die Malven liebt, aber dennoch unbeliebt ist, ist ein kleiner dunkler Käfer; das Langrüsselige Stockrosen-Spitzmäuschen (Rhopalapion longirostre).

Tipp: Ich ernte die Samen der Stockrosen und anderen Malven aus meinem Garten und füge sie dem Vogelfutter bei.

Baumwollpflanze P9080992 (Bild: t_y_l / Flickr)

Von diesen Malvengewächsen zehrt eine ganze Wirtschaftsindustrie

Gemeint ist damit vorerst einmal die

  • Baumwolle (Gossypium herbaceum), die man übrigens auch als aparte Zimmerpflanze halten kann. Neben der Baumwolle ist die als Kenaf, Java-Jute oder Ostindische Hanfrose (Hibiscus cannabinus) bezeichnete Pflanze eine weitere wichtige Faserpflanze.
  • Kakaobaum (Theobroma cacao), und sein Produkt, das man nicht erst vorstellen muss.

  • Kolabaum (Cola nitida), der dem Coca Cola ursprünglich auch seinen Geschmack und Wirkung gab.

  • Okra (Abelmoschus esculentus) ist eine wichtige Gemüsefrucht.
  • Auch die Früchte und Blätter des Afrikanischen Affenbrotbaumes (Adansonia) sind essbar und für die Bevölkerung ein wichtiges Lebensmittel.

  • Einige Arten an Malven und Hibiskus werden schließlich für Tees genutzt.

Die Malven in der Heilkunde

Zu guter Letzt noch ein Blick auf die Malvengewächse in der Heilkunde. Sie werden in der Phytotherapie bereits seit Alters her wegen ihrer Schleimstoffe geschätzt.

  • Die Reiz lindernden und einhüllenden Eigenschaften (Wurzel, Blätter, Blüten) werden besonders für Hustenmedizin, aber auch für Magenschwäche genutzt. So sollen die getrockneten Wurzelstücke vom Eibisch nachweislich die ältesten Hustenbonbons sein!
  • Die färbenden Eigenschaften und den frischen zitronigen Geschmack ihrer Blütenblätter wiederum nutzt man für viele Teemischungen.
  • Aber auch für Umschläge bei schlecht heilenden Wunden ist sie immer noch hoch geschätzt. Folgende Arten werden dafür verwendet:
  • Eibisch, Althaea officinalis
  • Wilde Malve, Malva sylvestris 
  • Malve, Käsepappel Malva neglecta
  • Stockrose, Alcea rosea
  • Hibiskus, Hibiscus

Keine Malven ohne den verflixten Malvenrost

Der Malvenrost (Puccinia malvcearum) ist ein lästiger Rostpilz, der die Blätter befällt (erst Tupfen, dann Gelbverfärbung und Abfall). Mein derzeitiges Lieblingsrezept dagegen ist ein Teesud aus Knoblauch, der einmal pro Monat ab Austrieb gegossen und gesprüht wird.

Quellen

Neben der eigenen gärtnerischen Erfahrung bezüglich Pflanzung und Pflege

  • Pflanzenfamilien, Bayton, Maughan; Haupt Verlag, Bern 2018
  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln
  • Teufelsgeige und Witwenblume, Pichler/Geiser/Zuber; Christoph Merian Verlag, 2010 Bern
  • Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen, Verlag das Beste, 1980 Stuttgart
  • Heil-, Gewürz-, Nutz- und Giftpflanzen im Botanischen Garten der Universität Innsbruck, Bortenschlager/Vergörer, 2004 Innsbruck
  • Naturnah gärtnern; Norbert Griebl; Haupt Verlag, Bern 2015
Adele_Sansone, am 09.07.2019
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Bildquelle:
Maggi_94/Flickr (Stockrosen sind keine Rosen ohne Dornen)
a.sansone (Okra, eine unbekannte Malvenschönheit)
a.sansone (Primelgewächse - ein Familienporträt)

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