Lila essen ist gesund? Oder bloß ein Trend?
Violette Lebensmittel sind in, quasi neues Superfood. Frage: Was ist an lila Obst und Gemüse wirklich so gesund? Und wie neu ist Gemüse in Lila?Cyan bis dunkelviolett (Bild: RitaE / Pixabay)
Flieder/Lila (Bild: Kapa65 / Pixabay)
Lila - Violett - Rotblau - Blaurot; was ist was?
Mischt man aus Blau und Rot Farbabstufungen, so ergibt sich je nach Rotanteil ein Farbspektrum von Blau-Violett, über Violett bis Rot-Violett. Gemixt aus den Primärfarben Rot und Blau.
"Lila" ist eigentlich eine Farbbezeichnung für ein gebrochenes helles Violett, entstanden aus dem französischen Wort für Flieder "lilas". Umgangssprachlich wird jedoch "lila" meist für den Farbton "violett" verwendet.
Varianten von Violett nennen sich auch noch: Aubergine, Flieder, Brombeerfarben, Veilchenblau, Pflaumenblau, Lavendel... alles also Farbtöne aus der Natur.
Die Farbe Violett grenzt im Farbkreis an Purpur, auch dunkles Purpur genannt. Die Farbe Lila ist helleres Violett. Die Farbe Magenta liegt im sechsteiligen Farbkreis genau zwischen Violett und Rot und ist die Komplementärfarbe zu Grün.
Wer oder was macht Blüten, Obst oder Gemüse lila/violett?
Für die Blau- und Violettfärbung von Obst und Gemüse sind Anthocyane verantwortlich. Sie schützen die Pflanzen vor dem UV-Licht der Sonne, binden freie Radikale, die bei oxidativem Stress entstehen und helfen beim Anlocken von Tieren und Insekten.
Anthocyan: Das Farbspektrum reicht dabei von blau bis rot. Im sauren Milieu überwiegt die Rotfärbung, im basischen sind vor allem Blau- und Violetttöne zu finden. Farbumschläge finden auch in einigen Pflanzen statt: Die Blüten des Lungenkrauts (Pulmonaria officinalis) sind zuerst rosa, später violett gefärbt, da sich der pH-Wert im Laufe des Lebens ändert. Die Beerenhaut von Brombeeren färbt sich während des Reifens von rosa nach tiefblau. (Quelle:Wikipedia)
Nimmt man die Farbe an sich ins Visier, so ergibt sich das:
- Blau fördert Ruhe und Entspannung, Violett ist die Farbe der Inspiration und Versenkung nach innen. Blau hilft bei Verspannungen, Reizbarkeit, Unruhe und Oberflächlichkeit. Violett bei mangelnder Lebensenergie und negativen Stimmungen.
Bei niedrigem Blutdruck sollten man blaue Nahrungsmittel sparsam verzehren.
Warum färben sich Pflanzen eigentlich?
Pflanzen machen nichts aus reinem Jux und Tollerei. Alles an der Pflanze hat Sinn, auch die Färbung.
Im Sinne der Pflanze, grob gesprochen, ist es: zu wachsen, fortpflanzungsfähig zu werden, Samen und Früchte zu bilden und sich zu vermehren. Punkt.
Die auffälligen Farben, in diesem Fall die Anthocyane, also die Antioxydantien, wurden von der Pflanze als Schutz vor UV-Licht erfunden. Sie schützen damit primär die Pflanze und in der Folge kommen diese Wirkungen dem Menschen zugute, der sie verzehrt.
* Alpenblumen, die dem UV-Licht verstärkt ausgesetzt sind, haben aus diesem Grund beonders leuchtende Farben. Nicht um uns Menschen primär zu gefallen.
Chili "Peruvian Purple" (Bild: a.sansone)
Immer der Farbe Lila nach - dieses Obst und Gemüse liefert Anthocyan
Diese Nahrungsmittel enthalten die blauen und violetten Pflanzenfarbstoffe. Eigentlich könnte man sie fast besser als "schwarzliladunkelblau" bezeichnen. Anthocyan kommt übrigens auch in blauen Sorten vor, zum Beispiel in Heidelbeeren oder Weintrauben. *Für den Maler ist Cyan die Farbe der Kornblumen.
Folgende Obst- und Gemüsesorten entsprechen diesem Bild:
- Obst und Früchte: Heidelbeeren, Feigen, Pflaumen, schwarze Johannisbeeren, blaue Weintrauben, Holunderbeeren, Datteln, Brombeeren.
- Gemüse: Auberginen/Melanzane, Rote Beete, Blaukraut, diverse Salate wie Radicchio und Lolo Rosso, Schwarzer Rettich, blauer Kohlrabi, schwarze Oliven, Blaue Bohnen, Belugalinsen, Schwarzwurzel, blauer Chinakohl, Rosso Noelle (eine Kreuzung aus Wirsingkohl und Blaukraut), Ur-Möhre Purple Haze, aus Peru ein dunkellila Mais, violetter Spargel.
- Gewürze: Salbei, Tymian, Borretsch; Beinwell, Basilikum (mit dunklen Blättern), Wacholderbeeren.
Anthocyane (Bild: https://upload.wikimedia.org)
Flavonoide - Anthocyan
Für alle, die es ein wenig genauer wissen wollen:
Flavonoide /Flavon-Glykoside) bilden im Stoffwechsel der Pflanzen die Schutzstoffe vor äußeren Einflüssen. Eine hohe Konzentration davon findet sich besonders bei Wildpflanzen in den Blättern oder Schalen. Einige schrecken Pflanzenfresser ab, andere schützen vor bakterieller Verwesung, wieder andere vor den Schäden von UV-Strahlung.
Flavonoide, die als Anthocyane bezeichnet werden,
- gr. ánthos=Blüte + kyáneos=dunkelblau, schwarzblau, dunkelfarbig
bewirken die weithin sichtbare blaue, violette, lila Farbe von einigen Blüten, Blättern und Früchten, die Insekten besonders anziehen.
Was bringen Anthocyane dem Menschen?
Aus menschlich-medizinischer Sicht: Flavonoide sind hervorragende Antioxidantien, bieten Schutz vor Herz- Kreislauferkrankungen, beeinflussen die Blutgerinnung und können auch den Cholesterinspiegel senken helfen, ohne dabei das günstige HDL-Cholesterin zu mindern. Beim Menschen sollen Anthocyane neben der antioxidativen Wirkung das Sehen verbessern, entzündungshemmend und gefäßschützend wirken.
Alle Flavonoide haben eine kurze Verweildauer im Körper und keine schnelle, akute Wirkung. Ist gleichzeitig Nachteil und Vorteil. Als Akutmittel ist es falsch eingesetzt. Aber da keine Speicherug oder Kulmination im Körper erfolgt, kann man sie getrost über längere Zeiträume (im Fall von Obst und Gemüse) regelmäßig verzehren.
TCM: In der Traditionellen Chinesischen Medizin gelten sie als nierenstärkend.
Element Wasser: Schwarze Lebensmittel (dazu zählt auch schwarzer Reis, diverse Pilze).
Die Top Anthocyan Lieferanten - von Beeren bis Gemüse
Hier nehmen wir einige der Lila-Lebensmittel noch etwas genauer unter die Lupe. Was liefern sie neben einer gehörigen Portion an Flavonoiden, sprich Anthocyan noch mit? So können Sie selbst, je nach Vorliebe, diese sicherlich sehr gesunden Lebensmittel in Ihren Speiseplan mit einbauen.
- Schwarzbeeren/Heidelbeeren toppen an Anthocyanen einfach alles. Nebenbei werden auch noch die Vitamine A und C, sowie Mineralstoffe reichlich geliefert. Sie senken zudem den Blutfettgehalt und infolge dessen den Cholesterinspiegel und Blutdruck. Zudem lassen die leckeren Beeren ungesundes Bauchfett schmelzen. Also nichts wie auf den Esstisch, aber bitte möglichst pur, als Kaltschale, Kompott und nicht ausschließlich als süße Muffins.
- Maibeeren stehen den Heidelbeeren nicht viel nach.
- Aronia-Beeren
- Brombeeren reich an Magnesium, Calcium, Vitamin A
- Schwarze Johannisbeeren Vitamine A, B, C, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor und Eisen
- Pflaumen/Zwetschken Vitamine, Mineralstoffe
- Holunderbeeren Vitamine A, B und C
- Schlehen (am besten als Sirup) Vitamin C, Mineralstoffe
- Bunter Mangold Vitamin A, B1 und C
- Radicchio neben Vitaminen und Mineralstoffen das wohltuende bittere Intybin
- Roter Sprossenkohl
- Rotes Basilikum
- Blauer Kohlrabi
- Rote Bete
- Aubergine ...
Lesetipp: Das Buch "Der heilende Garten"
enthält eine Vielfalt an gärtnerischen Information plus den Heilwirkungen, die sie durch diese Pflanzen direkt genießen können.
Was es wirklich bringt, in Lila-Tönen zu essen
Wer häufig blauviolettes Obst oder Säfte verzehrt, nimmt mehr Vitamin C und Kalium als Vergleichspersonen zu sich. Das fanden US-Forscher bei einer Analyse von Ernährungsprotokollen heraus, die im Rahmen des National Health and Nutrition Examination Survey entstanden waren. Für diese Langzeitstudie hatten fast 9000 Erwachsene über drei Jahre Angaben über ihre Ernährungsweise gemacht.
Diät in Lilatönen? Der letzte Schrei
Stars machen es, wie immer, vor. Sie essen nach der Lila Diät für einige Wochen nur mehr Obst und Gemüse wie Auberginen, Pflaumen, Weintrauben, lila Möhren, lila Kartoffeln, Blaubeeren/Heidelbeeren, Holunder, Schlehen, Rotkohl, Radicchio, Feigen, Brombeeren, schwarze Johannisbeeren und Brombeeren. Sekundäre Pflanzeninhaltsstoff muss natürlich schon in riesigen Mengen essen, um wirklich in den Genuss der Wirkung (Anti-Aging) zu kommen.
Aber - nicht umsonst heißt Hollywood "La La Land".
Einseitige Ernährung bringt zwar im Moment sicher einige Kilos weniger auf die Waage, aber den Stoffwechsel gehörig in Unordnung.
Lila-Obst, Gemüse als Zwischenspurt, warum nicht? Aber sicher nicht tage- oder gar wochenlang. Und bitte nicht ausschließlich Smoothies; da freut sich nur der Zahnarzt darüber.
Essen mit dem Regenbogen - also möglichst - das ist gesund!
So erklärt etwa TCM- Ernährungsberaterin Katharina Ziegelbauer: "Wichtig ist, von allen Elementen und Geschmäckern etwas zu sich zu nehmen. Man sollte immer alle Farben berücksichtigen und möglichst bunt essen." Außerdem, so betont die TCM- Ernährungsexpertin, solle man auf regionale Produkte setzen. "Wir gehen davon aus, dass das, was in unserem Klima wächst, für unseren Körper das Beste ist."
Die britische Ernährungsberaterin Elouise Bauskis rät ebenfalls: "Ernährungstechnisch ist es empfehlenswert, jeden Tag einen Regenbogen an Farben zu konsumieren, also eine Vielfalt an Obst und Gemüse. Es ist nicht empfehlenswert, sich nur auf lila Essen zu konzentrieren, da dies generell zu einer unausgewogenen Ernährung führt."
Lila in Rezepten - Macht Spaß
Der letzte Schrei auf unseren Tellern darf ruhig Lila sein! Schaut spektakulär aus, manches mal auch gewöhnungsbedürftig. Damit auch ihr Essen ein bisschen mehr lila wird, hier einige Rezepttipps:
- Alt, immer noch gut: Blaukraut mit Knödeln
- Lila Kartoffelkäse: aus blauen gekochten Kartoffeln/Süßkartoffeln und Frischkäse, etwas Kren oder Wasabi einen Brotaufstrich mischen.
- Buttermilchkaltschale mit Blaubeeren: Ob aus frischen oder tiefgekühlten Blaubeeren gemeinsam mit Buttermilch und Gelatine oder Agaragar eine fruchtig-süße Nachspeise. Geht natürlich genauso lecker mit Maibeeren. Oder im Herbst mit Brombeeren.
- Lila Kartoffel, Zubereitungstipps und Rezepte
Bunte Möhren in Käsesauce: sieht nicht nur lecker aus.
Für alle Schleckermäuler gibt es mit den Rezepten der Kühlschranktorten x-Möglichkeiten alles blauviolette Beerenobst süß an den Mann zu bringen.
Zierkohl (Bild: Photoman / Pixabay)
Lila Pflanzen sind schon ein alter Hut
Wer meint, lila Blätter an Pflanzen oder eine blaue Möhre sind der Kreuzung neuester Trend, der irrt gewaltig.
"Es handelt sich meistens um alte Gemüsesorten, die in Vergessenheit geraten sind, bzw. abgeschafft wurden, weil sie zu wenig produktiv waren. Man weiß es zum Beispiel von der Kartoffel. Da hat man sich dann für andere Sorten entschieden, weil die Form anders ist, das heißt, man müsste die eigentlich händisch ausgraben und da liegt es schon auf der Hand, dass das natürlich auf Kosten der Produktivität geht." sagt Ernährungsberater Axel Dinse.
Bunte Möhren
Hier einige Gemüsesorten, die es schon seit vielen Jahren auch in Blau/Violett/Lila gibt. Aber auch neue Züchtungen, die ich in Gartenktalogen entdeckt habe:
Kartoffeln: In Peru und Bolivien, den Herkunftsländern der Kartoffel gibt es Tausende Sorten, Darunter sehr viele in Lilatönen. Interessante Sorten in unseren Breiten heißen etwa:
- Blauer Schwede, Morgenfrost, Schwarzkäppchen, Blaue, Heiliger Berg, Schwarze Süße, Schweinefraß, Blaue Elise/Violetta, Rote Emma, Blaue Congo
Erbsen: violettfarbene Markerbse "Kapuziner"
Blumenkohl: "Graffiti violett"
Möhren: "Purple Haze", "Purple Dragon"
Paprika/Chili: Chili "Peruvian Purple", Paprika "Bellania"
Tomate: Stabtomate "Kakao", "Tomatillo", "Black Cherry", "Tartufo"
Spargel: Purpur
Eine besonders einladende Samen-Mischung gibt es von Magic Garden Seeds:
Dieses Samenset enthält violette Möhre 'Schwarze Spanische' (Daucus carota), Kohl 'Roter Russischer' (Brassica oleracea convar. acephala var.sabellica), Knospenkohl 'Purple Sprouting' (Brassica oleracea), Kohlrabi 'Blauer Delikatess' (Brassica oleracea var. gongylodes), violetter Rosenkohl 'Red Ball' (Brassica oleracea), Radicchio 'Palla Rossa' (Cichorium intybus var. foliosum) und Rotkohl 'Schwarzkopf' (Brassica oleracea).
Gartentipp:
Viele dieser auffallend hübschen Pflanzen kann man getrost mitten in ein Staudenbeet setzen. Es muss nicht immer Zierkohl mit bunten Blättern sein; violetter Rosenkohl, den man auch noch essen kann, macht sich genauso gut; wenn nicht besser.
Fakt ist: Lila Essen kann den Speiseplan nicht nur bereichern, sondern ist auch eine gesunde Farbe mehr auf dem Tisch, besser noch - auf dem Teller. Und im eigenen Garten ist es noch dazu hübsch anzuschauen. Also - los geht es mit "Lila".
Lila? Darf es ein bisserl mehr sein?
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone
(Maibeere, Honigbeere, Lenzbeere, Sibirische Blaubeere, Haskap-Beere)