Entlang der dänischen Grenze zur Westküste

Diese Fahrt schließt an die Hinfahrt von Hamburg an der Ostseeküste entlang an. Das geschah in zwei Etappen. Von Flensburg aus erfolgt nun die Rückfahrt nach Hamburg die Nordsee entlang an der Schleswig-Holsteinischen Westküste.

Fahren Sie auf dem Weg nach Niebüll ruhig einmal über eine kleine Landstraße in Richtung Süderlügum und nehmen eine kleine Landstraße an die dänische Grenze und besichtigen den von den Dänen errichteten Wildschweinzaun, der quer übers Land führt, um Dänemark vor dem Einschleppen der afrikanischen Schweinepest zu schützen. Er rief erhebliche Kritik hervor, weil die Errichtung eines Grenzzauns dem Geist eines geeintes Europas widerspricht. Grund für den Zaun ist die volkswirtschaftlich sehr bedeutende Fleischproduktion in Dänemark, die geschützt werden soll. Bisher hat sich der Zaun voll bewährt.

Das Emil-Nolde-Museum in Seebüll

Hinter Süderlügum fahren Sie weiter nach Neukirchen, wo das Emil-Nolde-Museum in Seebüll bereits ausgeschildert ist. Ein Besuch dort ist mit ständig wechselnden Ausstellungen sehr lohnenswert und dürfte einige Stunden dauern.

Emil Nolde wurde am 7. August 1867 im damals deutschen, heute dänischen Ort Nolde, einem Ortsteil von Buhrkall nahe dem heutigen Heiratsparadies Tondern, als Hans Emil Hansen geboren und starb 1956 in seinem Wohnhaus und Atelier in Seebüll bei Neukirchen im heutigen Landkreis Nordfriesland nahe der Grenze zu Dänemark. Seit dem Jahr 1902 benannte sich Hansen unter Benutzung seines zweiten Vornamens Emil nach seinem Geburtsort um und hieß seitdem Emil Nolde.

Die Noldes erbauten ihr würfelförmiges, zweigeschossiges Flachdachhaus mit Anbauten (Foto © Nolde Stiftung) nach Noldes Entwürfen aus Backstein und schufen 1937 als Anbau ein Atelier mit anschließendem Bildersaal.

Direkt neben dem Haus legten Ada und Emil Nolde als Kunstwerk einen Garten an, dessen Wege die Initialen A und E wiedergeben. Im Garten stehen zwei Gebäude: ein 1935/36 errichtetes, reetgedecktes Gartenhaus, das sie liebevoll "Seebüllchen" nannten, und als Grabmal ein kleiner ehemaliger Bunker für beide Eheleute. Beide verstarben in Seebüll: Ada 1946, Emil 1956.

Der Bauerngarten, Wohnhaus und Atelier sind heute Teil der Nolde-Stiftung Seebüll, die mit ihren Nolde-Ausstellungen jährlich bis zu 100.000 Besucher anzieht. (Lageplan © Nolde Stiftung).

Von Seebüll ist es nicht weit nach Niebüll

Niebüll dient als Verladebahnhof für alle Autos, die über den Hindenburgdamm per Bahn auf die Nordseeinsel Sylt gelangen sollen. 1927 wird dieser Damm mit seiner sehr gut ausgelasteten Strecke 100 Jahre alt. Sylt ist sonst nur mit dem Fährschiff von der dänischen Insel Römö oder mit dem Flugzeug über die Fluglinie Hamburg. Sylt zu erreichen. Höhepunkt des Tourismus auf Sylt ist natürlich die ausgeweitete Sommersaison oder das Biikebrennen im Februar.

Föhr, Insel, Nordsee, UrlaubFür die übrigen Nordseeinseln Föhr und Amrum bestehen Fährverbindungen durch die Wyker Dampfschiffs Reederei (W.D.R.) von Dagebüll aus und zusätzlich für Amrum über Hallig Hooge und Langeneß ab Schlüttsiel. Pellworm ist mit der Fähre ab Nordstrand zu erreichen

Husum und Friedrichstadt

Unser nächster Weg führt nach Husum, die "Graue Stadt am Meer", wie sie Theodor Storm nannte. Das Theodor-Storm Haus ist ein sehenswertes Museum. Im Hafen mit seinen bunten Häusern gibt es das Nationalpark-Haus, das über Ausstellungen zum Watt und zu den Salzwiesen des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer verfügt. Im Frühjahr ist das Gelände des Schlosses vor Husum von Krokussen geprägt. Das Krokusblütenfest im Frühjahr rund um das Schloss ist ein wahrer Publikumsmagnet.

Auf der Rückfahrt in Richtung Hamburg lohnt ein Abstecher auf die Halbinsel Eiderstedt, Vorher aber führt uns der Weg nach Friedrichstadt, denn einen Besuch an der Nordseeküste sollte man immer mit einem Besuch des niedlichen Holländerstädtchens Friedrichstadt verbinden.

Gründer und Namensgeber von Friedrichstadt ist Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf. Er holte Anfang des 17. Jahrhunderts religiös verfolgte Niederländer in sein Herzogtum und gewährte ihnen Glaubensfreiheit. Als Gegenleistung ließ er sich eine Stadt nach niederländischem Vorbild errichten.

Die Niederländer bauten eine neue Stadt im Schachbrettmuster mit Backsteinhäusern und Kirchen und zugleich ähnlich den Grachten (© Foto NDR)auch mehrere Kanäle, die die Sielzüge zwischen den Flüssen Eider und Treene verbinden. So kommt es, dass Friedrichstadt sich besonders gut vom Wasser aus entdecken lässt. Regelmäßig starten am Fürstenburggraben und am Treeneufer Boote zu Grachtenfahrten.

Ein Boot mit Touristen fährt in Friedrichstadt auf einer Gracht. © NDR Foto: Kathrin Weber

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hauptbummelmeile mit vielen Geschäften und Lokalen ist die Prinzenstraße, die in den Marktplatz mündet. Vom Mittelburggraben, der zentralen Gracht, fällt der Blick auf neun Kaufmannshäuser an der Westseite des Marktplatzes. Das einzigartige Ensemble stammt noch aus der Zeit der Stadtgründung im Jahr 1621. Ein Wahrzeichen am Marktplatz von Friedrichstadt ist das hübsch verzierte blauweiße Pumpenhäuschen von 1879. Am Marktplatz steht auch das Rathaus.

Hausmarken sind das typische Markenzeichen Friedrichstadts. Beim genauen Hinsehen fallen die kleinen Reliefs an vielen Häuser-Fassaden auf. Sie zeigen Motive wie etwa einen Fisch oder eine Kuh und weisen damit auf den Beruf oder eine Eigenart des ehemaligen Erbauers oder Bewohners des Hauses hin.

Das wohl schönste Wohnhaus aus der Gründerzeit von Friedrichstadt ist die "Alte Münze". Sie wurde 1626 vom niederländischen Statthalter Adolph van Wael erbaut. Anders als der Name vermuten lässt, diente das Haus nie als Münzstätte, sondern als Speicher, später auch als Kirche und Bibliothek. Heute befindet sich in dem Gebäude das Stadtmuseum.

Aufgrund der toleranten Haltung des Stadtgründers stehen in Friedrichstadt fünf Gotteshäuser verschiedener Religionsgemeinschaften, darunter die auffällige Remonstrantenkirche in der Prinzessstraße. Sie ist die einzige Kirche der protestantischen Remonstranten außerhalb der Niederlande und entstand 1854, nachdem der Vorgängerbau aus der Gründungszeit der Stadt im Krieg zerstört worden war. Der Innenraum ist schlicht gestaltet und hat keinen Altar.

Das Umland von Friedrichstadt, eine flache Wiesenlandschaft, wird von den Flüssen Eider, Treene und Sorge geprägt. 

Diese Region eignet sich hervorragend zum Wasserwandern und Radfahren. Vielfältiger kann ein Gewässer kaum sein: Die Eider ist mit fast 200 Kilometern Schleswig-Holsteins längster Fluss, mal schmal und idyllisch, mal als Teil des Nord-Ostsee-Kanals zur Wasserstraße für Riesenschiffe ausgebaut.

 

Abstecher nach Westerhever und St. Peter-Ording

Viele lassen es sich nicht nehmen, noch einmal eine kräftige Brise voller Seeluft einzuatmen und besuchen den Leuchtturm von Westerhever Er ist neben dem Holstentor in Lübeck das wohl am meisten verbreitete Fotomotiv Schleswig-Holstein. Der Leuchtturm Westerheversand mit seinen beiden Leuchtturmwärterhäuschen.wurde ab den 1970er-Jahren vom Friesischen Brauhaus zu Jever als Werbemotiv intensiv genutzt. Die Kampagne wurde kritisiert, weil eine niedersächsische Biermarke mit einem nordfriesischen Motiv Werbung machte und es mit dem Werbespruch "Wie das Land, so das Jever" verknüpfte.

Einen Besuch wert ist auf jeden Fall St. Peter-Ording. Die Gemeinde hat als einziges deutsches Seebad eine eigene Schwefelquelle und trägt daher die Bezeichnung "Nordseeheil- und Schwefelbad". Nach den Übernachtungszahlen ist Sankt Peter-Ording in Schleswig-Holstein das führende Seebad auf dem Festland. St. Peter-Ording besitzt einen sehenswerten, weitläufigen Strand, der sich auf einer Länge von bis zu zwölf Kilometern und (bei Niedrigwasser) auf bis zu zwei Kilometer Breite im Westen des Ortes erstreckt. 

Bekannt ist der Ort für seine charakteristischen Pfahlbauten auf dem Strand. Seit mehr als 100 Jahren bestehen diese Giftbuden, weil es hier "wat gift" (etwas zu trinken und essen gibt).

Tönning und das Eidersperrwerk

Die Weiterfahrt zurück zur Bundesstraße 5 führt nach Tönning.Tönning bietet einen fast unverzichtbaren Besuch des Multimar-Wattforums. In einem Großaquarium tummeln sich dort unter anderem Seelachs, Kabeljau und Stör hinter einer sechs mal sechs Meter großen Panoramascheibe. Mit seinen vielen Mitmach- und Spielstationen ist die Ausstellung, die zugleich das größte Informationszentrum zum Nationalpark Wattenmeer in Schleswig-Holstein ist, besonders für Familien mit Kindern interessant. Auf dem Weg zum Wattforum fällt das 77 Meter lange Packhaus auf. Es ist das imposanteste Gebäude der Stadt steht direkt am Hafen und ist nicht zu übersehen. Das riesige, lang gestreckte Backstein-Speichergebäude stammt aus dem Jahr 1783 und zeigt im ersten Stock eine Ausstellung zur Tönninger Stadtgeschichte.

Besucher beim "Tag der offenen Tür" am Eidersperrwerk in Wesselburenerkoog © dpa-Bildfunk Foto: Axel Heimken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gleich hinter Tönning beginnt das Eidersperrwerk (© Foto NDR) an der Mündung der Eider in die Nordsee. Auch Tönning war durch die Hamburger Sturmflut 1962 betroffen. Deshalb wurde 1967 mit dem Bau des Eidersperrwerkes als größtes Küstenschutzbauwerk vor den Sturmfluten der Nordsee begonnen, das 1973 als Jahrhundertbauwerk eingeweiht wurde. Die Außendeichlinie im Bereich der Eidermündung wurde so von 60 km auf 4,8 km verkürzt.

Das Sperrwerk selbst besteht aus zwei separaten Reihen mit jeweils fünf Toren, um eine doppelte Deichsicherheit zu gewährleisten. Zwischen den Toren führt eine Straße hindurch, geschützt durch einen 236 Meter langen Tunnel. Über dem Tunnel ist ein Fußweg angelegt, der eine gute Aussicht auf die Westküste und die Eider bietet.

Ebenfalls mit doppelten Toren ausgeführt ist eine dem Sperrwerk angegliederte Schleuse für den Schiffsverkehr auf der Eider.

Mit dem neu gebauten Deich ist das Sperrwerk 4,9 Kilometer lang, liegt 8,5 Meter über Normalhöhennull und 7 Meter über dem mittleren Tidehochwasser. Die fünf Tore von je 40 Meter Länge lassen bei Ebbe das Eiderwasser in die Nordsee bzw. bei Flut das Nordseewasser in die Eider fließen.

Heide und Dithmarscher Kohl

Auf der B 5 geht der Weg weiter nach Heide, der Hauptstadt des Kreises Dithmarschen. Heides Marktplatz muss man einfach einmal gesehen werden. Er liegt im Herzen der Stadt und ist mit 4,7 Hektar unbebauter und zusammenhängender Fläche der größte Marktplatz in Deutschland. Seit über 500 Jahren findet hier jeden Samstag in der Zeit von 7:00 -13:00 Uhr der traditionelle Wochenmarkt statt. Auch größere und kleinere Veranstaltungen, wie zum Beispiel die Heider Kohltage oder der Weihnachtsmarkt finden hier einen würdigen Rahmen.

Zwar streiten sich Heide und die Schwarzwaldgemeinde Freudenstadt um den Titel des größten Marktpllatzes, Heide aber gebührt der Titel, denn der Marktplatz in Freudenstadt erreicht nur die Ausmaße des Heider Marktpatzes, wenn man in Freudenstadt die Arkaden der umliegenden Häuser mitrechnet.

Dithmarschen ist die Kohlheimat Deutschlands, denn in Dithmarschen werden Jahr für Jahr 80 Millionen Kohlköpfe geerntet: Pro Einwohner der Bundesrepublik 1 Kohlkopf. Hier im Westen Schleswig-Holsteins befindet sich mit 2.800 Hektar Fläche das größte geschlossene Anbaugebiet Europas für vielerlei Kohlsorten.

Einen interessanten Abstecher ist Wesselburen mit seinem Kohlosseum wert. Dort findet der Besucher einen Bauernmarkt mit Delikatessen rund um den Kohl, eine richtige Krautwerkstatt mit Herstellung des Bio-Natursauerkrauts in Handarbeit, einen Onlineshop mit allen Produkte aus eigener Herstellung und weitere Köstlichkeiten und oben in der zweiten Etage der alten Fabrik das Kohlmuseum unter alten Holzbalken und einem Ambiente, wie es heute auch Museen nur noch selten bieten können. Regelmäßig findet dazu einmal im Monat ein Antik- und Flohmarkt in den Hallen der ehemaligen Sauerkrautfabrik statt.

 

Zurück nach Hamburg

Bald überquert die nach Hamburg führende B 5 den Nord-Ostsee-Kanal, die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Er hat die Städte Kiel an der Ostsee und Brunsbüttel an der Elbe als Endpunkte, bei denen in den Kanal eingeschleust wird. Gern werden die beiderseitigen Uferwege neben dem Kanal für Fahrradtouren genutzt, denn auf ihnen gibt es keine Steigungen.
Ab Brunsbüttel kann die Deutsche Fährstraße befahren werden, die hinüber in das Alte Land in Niedersachsen führt.

Auf Ihrem Weg nach Hamburg durch die Elbmarschen hindurch befahren Sie bei Elmshorn und Pinneberg bis nach Halstenbek vor den Toren Hamburgs ein riesiges Baumschulgebiet.

 

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