Übersichtstafel Botanischer Garten Innsbruck (Bild: a.sansone)

Informatives über die Kreuzblütler

Familie Kreuzblütler Brassicaceae, früher unter dem Namen Cruciferae bekannt.

Eine große Familie mit 3.400 Arten in 321 Gattungen. Großteils krautige Pflanzen, was auch für deren Verwendung als Gemüse spricht. 

Vorkommen auf der ganzen Welt; die größte Gattungsbreite liegt im Mittelmeerraum, sowie in Südwest- und Zentralasien. Nahezu keine Vertreter gibt es in den Tropen!

Woran kann man Kreuzblütler erkennen?

Sie haben ein tolles eindeutiges Erkennungsmerkmal:

die kreuzförmigen (Namen!!) Blüten mit vier Kelch- und vier Blütenkronblättern, sechs Staubblätter - vier lang, zwei kurz. Nur bei der Gattung Iberis (Schleifenblume) sind zwei Kronblätter länger als die beiden anderen. Die Blätter sind am Stängel wechselständig angeordnet.

Die Blüten, meist weiß oder gelb oder violett, stehen in Trauben oder Schirmrispen.

Merkmal: Zweijährigkeit – im ersten Lebensjahr speichern sie Nahrung (und wir ernten), im zweiten Lebensjahr bilden sie Blüten und Samen aus.

Weiters charakteristisch sind ihre Inhaltsstoffe: die *Senföl-Glykoside. 

*Senföl-Glykoside sind stickstoff- und schwefelhaltige, scharfriechende und scharf-schmeckende, hautreizende Naturstoffe mit antibiotischer, bzw. bakterientötender Wirkung.
 
Wirtschaftliche Nutzung
Diese Familie beinhaltet viele essbare Pflanzen und auch Pflanzen, die für die Ölgewinnung verwendet werden, so etwa Raps, die verschiedenen Senf-Arten, Kohlgemüse in ihrer vollen Bandbreite.

 

Es gibt verschiedene Fruchtformen in dieser Pflanzenfamilie, aber am öftesten sind diese zwei Formen vertreten: Schote und Schötchen.

Schote

Schote von Sinapis alba

oder Schötchen

Schötchen von Lunaria annua (Bild: a.sansone)

Was nennt sich Schote? Was Schötchen?

Ist die Frucht dreimal so lang wie breit, spricht man von Schote, z.B. (Weißer Senf (Sinapis alba), ist sie kürzer, handelt es sich um ein Schötchen, z.B. (Silberblatt (Lunaria).

Kreuzblütler mit Schoten sind:

  • Ackersenf, Hederich/Ackerrettich, Gartenrettich, Radieschen, weißer Senf, Goldlack, Sommerlevkoje.

Kreuzblütler mit Schötchen sind zB.:

  • Hungerblümchen, Gartenkresse, Mondviole, Steinkresse, Schleifenblume (Iberis), fast kugelrund ist der Judasschilling/Silberblatt (Lunaria), herzförmig ist das Schötchen vom Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris), brillenförmig vom Brillenschötchen, länglich Schaumkraut (Cardamine), rund wie ein Heller vom Hellerkraut (Thlaspi).

Zu dieser Pflanzenfamilie gehören sehr viele Gemüse-/Kulturpflanzen

Der Brokkoli (Brassica oleracea var. italica) etwa stammt aus der Familie der Kreuzblütengewächse Brassicaceae. 

Hier geht es um Namensherkunft: Brassicaceae kommt von lat. brassica=Kohl, was gleich auf die zahlreichen Vertreter in dieser Pflanzenfamilie hinweist. Brokkoli (Brassica oleracea var. italica) wiederum kommt von lat. oleracea, oleraceus=kohlartig; (h-)olus=Gemüse, Kohl. Brassica oleracea ist also gewissermaßen der kohlartige Kohl.

Hoch lebe Kohl & Co

Wirsingköpfe (Bild: ulleo / Pixabay)

Es lebe der Kohl - vom Wildkohl zum Gemüsekohl:

Anzunehmen ist, dass der frühere Mensch zuerst die ölreichen Samen als Nahrungsmittel wert-schätzte. Durch das Anpflanzen und den Verbrauch der gesamten Pflanzenteile wurde die Vielfalt gefördert. Die älteste bekannte Art ist Brassica oleracea, quasi Urvater der Kohlgewächse, der wurde bereits vor 8.000 Jahren in Küstenregionen Westeuropas kultiviert. Abkömmlinge davon: Grünkohl, Blumenkohl, Rosenkohl, Kohlrabi... siehe weiter unten.

Und weil seine Urform in vielen küstennahen Regionen wuchs und immer noch wächst, gibt es eine Vielzahl regionaler Varianten. Rosenkohl ist quasi nordeuropäisch, Cavolo nero italienisch, Pak Choi asiatisch.

Ein kleines Kohl-Lexikon ... Kopfkohl, Rosenkohl, Rotkohl/Blaukraut, Wirsingkohl, Chinakohl, Brokkoli, Blumenkohl, Grünkohl, Kohlrabi, Kohlrüben, Weiße Rüben, Meerkohl, Kresse, Rettiche, Radieschen. Die meisten Kultursorten stammen von Brassica oleracea, dem Meerkohl ab. Sie können sehr gut Wasser speichern, indem sie das einmal aufgenommene mit einer wachsartigen, wasserdichten Epidermis (blaugrüne Farbe) schützen.

Die Varietäten des Kohls lassen sich auf vier Stammformen zurück führen.

  • Gemüsekohl Brassica oleracea – Meerkohl aus dem Norden - und damit auch Blätterkohl als Futterpflanze für Vieh und sämtliche Kohlarten als unser beliebtes und gesundes Wintergemüse, wie Kopfkohl, Kraut, Weißkohl mit festem Kopf, Wirsingkohl …
  • Rapskohl Brassica napus, stammt wahrscheinlich von Küste des Mittelmeers her - Raps, Steckrübe,...
  • Rübenkohl (Brassica rapa) Südeuropa, Westasien Wildform - helle grüne steifhaarige Blätter, Rübsen, weiße Rübe, Mairübe, aber auch die sogenannten Asia-Salate, die sich besonders für die Wintergärtnerei eignen.
  • Senfkohl (Brassica nigra), aus dem Mittelmeergebieten - Samen Senf. Der weiße Senf ist zwar auch ein Kreuzblütler, aber eine andere Gattung, Sinapis alba.

Wer vom Kohl und Wissen rund um den Kohl nicht genug bekommen kann, für den gibt es einen

Ausflugstipp: Das Kohlosseum in Wesselburen

Kreuzblütler als Blumen ohne Kohlpflanzen

Goldlack (Bild: Etienne-F59 / Pixabay)

Kreuzblütler als Zier- und Heilpflanzen

Besonders beliebt im Garten

  • ist die Mondviole/ Nachtviole Hesperis matrionalis, der Goldlack, Erysiumum, Levkoje Matthiola, Duftsteinerich Lobularia, Schleifenblume(Iberis) als Einzige mit vier ungleich langen Kronblättern, Blaukissen Aubrieta deltoidea, Steinkraut Alyssum, ...

In Wäldern und Wiesen findet man Zahnwurz, Schaumkraut, Gänsekresse oder Hirtentäschel.

Am Meer findet man auch heute noch Balearen Kohl, Brassica balearica, Meersenf Cakile maritima, Strandkresse Lobularia maritima, Strand-Malcolmie Malcomia littorea, Strandlevkoje, Matthiola sinuata.

Alpine Kreuzblütler sind etwa Felsenblümchen Draba, Hungerblümchen Erophila, Brillenschötchen Biscutella laevigata oder Täschelkraut Thlaspi.

Als Heilpflanzen zu nennen ist die Knoblauchrauke Alliaria petiolata, Brunnenkresse Nasturtium officinale, aber auch die verschiedenen Kohlsorten und ihre äußerliche Anwendung, etwa die Kohlauflage. Das Gleiche gilt für den Senf.

Eine alte Färberpflanze, der Färber Waid, Isatis tinctoria, erlebt heute auch wieder eine Renaissance. 

Gartentipp: Lassen Sie ruhig mal eine von ihren Gemüsepflanzen auch mal blühen. An ihren Blüten haben neben den Insekten auch Sie ihre Freude, denn Sie können die Blüten problemlos als Würze und essbare Dekoration für Salate oder Gemüseeintöpfe vwerwenden.

Dieser Kreuzblütler ist zwar hübsch,

duftet ganz großartig, ist aber doch mit Vorsicht zu behandeln: der Goldlack. Aufgrund von herzwirksamen Cardenoliden (Cheiranthin) ist die Pflanze giftig.

Brassicaceae und Tier, welche sie lieben

Kohlweißling braucht Kohl als Raupenfutterpflanze (Bild: a.sansone)

Was halten die Tiere von Kreuzblütengewächsen?

Als echte Bienenweide/Honigpflanze gilt der Raps. Fast alle Brassicaceae sind beliebt bei Bienen, Schwebfliegen, Hummeln, Sand- und Furchenbienen. Nicht nur der wunderschöne Aurora-Falter und die Weißlinge, sondern auch Feuerfalte und C-Falter brauchen Kreuzblütengewächse als Futterpflanze für ihre Raupen.

Dieser Schmetterling braucht die Kohlpflanzen, worauf sein Name hinweist, für seine Räupchen: der Kohlweißling. Und aus eigener Erfahrung - man kann ihm ruhig eine Pflanze als Futterpflanze spendieren.

li:Sommer 2018, Kohlweißlingsraupen tummeln sich auf dem Weißkraut. Sah im Herbst etwas ramponiert aus.

unten: die gleiche Pflanze, blühend im Frühjahr 2019. Die Bienen freut es. Geht doch!

 

Hier erfahren Sie mehr über die einzelnen Kreuzblütler

Quellen

  • Heil-, Gewürz-, Nutz- und Giftpflanzen im Botanischen Garten der Universität Innsbruck, Bortenschlager/Vergörer, 2004 Innsbruck

  • Pflanzen und Tiere der Küste, Pott; Ulmer Verlag, 2006 Stuttgart

  • Pflanzenfamilien, Bayton, Maughan, Haupt, Bern 2018

  • Naturnah gärtnern, Norbert Griebl; Haupt; Bern 2015

  • Hagebutte & Co, Angelika Lüttig, Juliane Kasten; FAUNA Verlag, 2003 Nottuln

  • Das Gemüsebuch, Karen Meyer-Rebenitsch; blv, 2012 München

Adele_Sansone, am 11.06.2019
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Bildquelle:
a.sansone (Spargelgewächse - eine Pflanzenfamilie der Vielfalt)
a.sansone (Welche Pflanzenfamilien liefern unser Gemüse?)

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