Wohlfühlnahrung für Hochsensible
Besonders sehr sensible Menschen sollten gut auf ihre Ernährung achten, denn: Fühlt sich der Bauch wohl, so geht es auch der Seele gleich viel besser!(Bild: PublicDomainPictures / Pixabay)
Mood Food: Mit Nahrungsmitteln die Stimmung heben
Die Amerikanerin Julia Ross hat ein Buch darüber verfasst, wie sich Nahrungsmittel auf unser Wohlbefinden auswirken: Was die Seele essen will: Die Mood Cure. Ob Depressionen, Hochsensibilität oder Nervosität - die Autorin gibt ausführliche Ernährungsempfehlungen für jeden Typ. Sie weist nicht nur auf geeignete Lebensmittel hin, sondern erklärt auch, was man mit Nahrungsmittelergänzungen bewirken kann und was man bei deren Einnahme beachten sollte.
Spricht man heute vom sogenannten Mood Food, dann meint man damit vor allem Nahrungsmittel die reich an B-Vitaminen und Magnesium sind. B-Vitamine sind für die Energieproduktion der Muskel- und Nervenzellen verantwortlich und deshalb besonders wichtig für das Nervensystem. Magnesium gilt als wichtigstes Anti-Stress-Mineral.
Ayurveda: Vata-Typen sind sensible Seelchen
In der indischen Heillehre des Ayurveda entsprechen sehr sensible und empfindsame Menschen häufig dem Dosha-Typ (Lebensenergietyp) Vata. Beim Ayurveda geht es darum, das Gleichgewicht der jeweiligen Doshas zu erhalten und auf diese Weise die Lebensenergien zu harmonisieren.
Ayurveda: Welcher Dosha-Typ bin ich?
Vata-Menschen sind naturverbunden, intuitiv und empathisch, sie fühlen tief, reagieren sensibel auf Geräusche oder Berührung, fühlen sich im Alltag leicht überstimuliert.
Vata, das bedeutet: Kalt, leicht, trocken und beweglich. Ein Überschuss an Vata-Energie sollte deshalb durch den Gegensatz ausgeglichen werden: Nahrung, die warm, feucht, schwer und nährend ist. Nahrung, die ruhig macht.
Das können zum Beispiel warme Suppen sein, Aufläufe oder Getreidebrei. Auch "erdiges" Wurzelgemüse wird Vata-Typen empfohlen.
Sensible Vata-Menschen sollten ihre Mahlzeiten mit Achtsamkeit essen und gut kauen, das Essen in einer ruhigen Atmosphäre zu sich nehmen und möglichst ohne Ablenkungen genießen.
Die beste Kombination in Stresszeiten: Flüssig und süß
Nicht nur für sensible Menschen ganz wichtig: Viel trinken! Die Techniker Krankenkasse stellte durch eine Umfrage im Jahr 2011 fest, dass jeder dritte Stressgeplagte in Deutschland zu wenig trinkt.
Wasser sei ein wahres Wundermittel, das unzählige Krankheiten heilen könne, behauptete der iranische Arzt Dr. Fereydoon Batmanghelidj, der mehrere Bücher zu diesem Thema verfasst hat.
Wer es nicht ganz so pur mag, der kann auch auf Fruchtsaftschorle, ungesüßten Kräuter- oder Früchtetee zurückgreifen. Gerade Tee ist für sensible Menschen bestens geeignet.
Menschen, die unter Ängsten leiden und leicht nervös werden, wird häufig empfohlen, unbedingt auf Koffein zu verzichten. Die amerikanische Autorin und Nahrungsmittelexpertin Jean Carper beschreibt in ihrem Buch Wundermedizin Nahrung, dass Koffeinverzicht in manchen Fällen selbst langjährige schwere Angststörungen und Panikattacken zum Verschwinden bringen konnte. Gerade sensible Menschen reagieren offenbar besonders stark auf Koffein.
Ein altes chinesisches Sprichwort besagt: In Zeiten großer Belastung solle man seinen Tee süßen. Besonders schnell wirken Honig und Zucker. Ein Beruhigungsmittel, das wohl jeder noch aus Omas Zeiten kennt, ist die Milch mit Honig am Abend vor dem Schlafengehen. Wer eine besonders schnelle und tiefgreifende Wirkung haben möchte, dem empfiehlt Jean Carper, Zucker oder Honig besser ohne Proteine aufzunehmen und am besten in flüssiger Form: Zum Beispiel als Kräutertee mit Zucker oder Instantkakao, den man mit Wasser kocht.
Natürliche Süße beruhigt die sensible Seele
Bitte nicht zu viel: Zucker kann auch Ängste und Depressionen fördern. Ernährungsmediziner empfehlen Stressgeplagten, in Zeiten größerer Belastung statt Schokolade lieber Banane oder Weintrauben zu naschen. Bananen wirken stimmungsfördernd und Weintrauben gelten als Nervennahrung, sie enthalten außer B-Vitaminen außerdem Folsäure, Vitamin C, Magnesium, Mangan und Kalium.
Doch auch sauer macht lustig: Durch ihren hohen Gehalt an Vitamin C und nervenstärkenden B-Vitaminen sorgt die Johannisbeere für bessere Stimmung. Man sollte sie am besten frisch essen.
In der Karibik schwört man auf die Frucht Mangostan als Stärkungsmittel bei Erschöpfung und als natürliches Antidepressivum. Sie wirkt stimmungsaufhellend und vermindert Ängste.
Auch die Mango enthält viele B-Vitamine, stärkt die Nerven und sorgt für guten Schlaf.
Heilkräuter für hochsensible Menschen
Heilkräuter, auf die besonders hochsensible Menschen gut ansprechen, sind u.a. Johanniskraut, Zitronenmelisse bzw. Melisse, Lavendel oder Passionsblume. Melisse gilt als natürliches Antistressmittel, Zitronenmelisse kann man als Tee (1 Teelöffel auf eine Tasse) oder im Salat genießen.
Ted Zeff, der sich auf die Beratung hochsensibler Menschen spezialisiert hat, schlägt als Teesorten für sensible Seelen außerdem Kamille und Ingwer vor.
Auch Rosmarin stärkt die Nerven. Ein wunderbares Beruhigungsmittel ist außerdem der Baldrian, den Jean Carper als "Gottes Valium" bezeichnet.
(Vorsicht bitte bei Johanniskraut: Das in der Pflanze enthaltene Hypericin kann in Verbindung mit Sonnenlicht Allergien auslösen, es macht die Haut lichtempfindlicher. Auch wenn eine Hauterkrankung wie z.B. Neurodermitis vorliegt, sollte man hier besser vorsichtig sein.)
Kohlehydrate ja, Fett nein
Nicht nur Zucker und Honig, sondern auch Kohlehydrate haben eine beruhigende Wirkung, enthalten sind sie zum Beispiel in Kartoffeln, Nudeln, Brot, Bohnen oder Getreideflocken.
Fetthaltige Speisen, die schwer im Magen liegen, sollten eher vermieden werden. Jean Carper weist darauf hin, dass Zucker oder Honig schneller und effektiver ihre beruhigende Wirkung entfalten können, wenn sie nicht mit fetthaltigen Nahrungsmitteln kombiniert werden.
Bitte Bio!
In seinem Buch Neue Wege aus dem Trauma: Erste Hilfe bei schweren seelischen Belastungen empfiehlt der Traumaexperte Gottfried Fischer, in Krisenzeiten möglichst Produkte aus schonendem bzw. biologischem Anbau zu bevorzugen, außerdem auf eine ausreichende Einnahme von Vitamin C, Vitamin E und Selen zu achten.
Dass Selen als "Seelentröster" gilt, bestätigt auch Jean Carper: Schon eine Paranuss pro Tag, so die Autorin, könne den Bedarf eines erwachsenen Menschen decken.
Die Paranuss stammt von wildwachsenden Bäumen des Amazonasgebiets und ist für ihren überragenden Gehalt am seltenen Spurenelement Selen bekannt.
Die besten Gemüsesorten für Hochsensible
"Wer richtig isst, braucht kaum noch Medizin": Die Medizinerin Dr. med Gisela Rauch-Petz unterstreicht in ihrem Buch Heilende Biostoffe aus dem Gemüsekorb, wie wichtig eine an Vitamin C, Vitamin E, B-Vitaminen und Magnesium reiche Nahrung ist.
Zu den nervenstärkenden Gemüsesorten zählt die Autorin u.a. Brokkoli, Sauerkraut, grüne Erbsen, Grünkohl und Spinat.
- Im Brokkoli wirken vor allem B-Vitamine und Magnesium gegen Stress.
- Sauerkraut, das "stärkt die Nerven" - schon Sebastian Kneipp wusste das. Sauerkraut reguliert außerdem die Verdauung und verbessert so auch die Aufnahme anderer Biostoffe.
- (Grüne) Erbsen enthalten hohe Mengen an B-Vitaminen und das Antistressmineral Magnesium.
- Grünkohl hat einen hohen Gehalt an Vitamin B6 und liefert schwachen Nerven neue Energie.
- Reichlich Vitamin B6 und Magnesium stecken auch im Spinat.
- Tomaten gehören ebenfalls zum Mood Food: Sie enthalten reichlich Tryptophan, das der Körper benötigt, um das "Wohlfühlhormon" Serotonin zu bilden. In einer Studie hat man festgestellt, dass sich durch den Verzehr von Tomaten sogar das Risiko für Depressionen verringern lässt.
Die Zeitschrift NATUR & HEILEN zählt in einem Artikel im Februar 2002 weitere nervenstärkende Nahrungsmittel aus dem Gemüsekorb auf:
- Salate (bitte in jedem Fall Freilandware bevorzugen!)
- Dill beruhigt die Nerven, nervöse Kinder bekamen früher Dillsamen zum Kauen. Das Wort Dill stammt vom altnorwegischen "dilla" ab, das "einlullen" bedeutet.
- Sellerie wurde schon von Hippokrates als Anti-Stres-Medizin empfohlen, enthält viele B-Vitamine und wirkt vor allem gut bei Gereiztheit und nervösen Störungen.
- Rosenkohl sorgt durch Vitamin B und Folsäure für neue Nervenkraft.
- Fenchel ist laut Hildegard von Bingen (1098-1179), Benediktinerin und Heilpflanzenexpertin, "der Dinkel unter den Gemüsesorten" (siehe unten, Nervenkekse): Frohmachend und aufheiternd soll er sein.
- Die Artischocke ist zwar etwas bitter, dafür jedoch sehr gesund: Durch B-Vitamine, Eisen und Magnesium tut sie bei Erschöpfung gut und stärkt die Nerven.
Die alten Ägypter schwörten in Stresszeiten übrigens auf rote und gelbe Zwiebeln: Die sollen der Entspannung helfen und für besseren Schlaf sorgen.
Hildegard von Bingens Nervenkekse
Stress ist nicht unbedingt nur ein Phänomen der modernen Zeit: Hildegard von Bingen hat schon vor Jahrhunderten erkannt, was empfindsame Menschen brauchen und nach diesen Erfahrungen ihr berühmtes Rezept für Nervenkekse mit Gewürznelke, Muskat und Zimt entwickelt.
Die Kekse nehmen die Bitterkeit vom Herzen, so die Heilpflanzenexpertin, sie bringen die Nerven zur Ruhe und machen die Stimmung heiter.
Vor allem der in den Keksen enthaltene Dinkel gilt als ausgezeichnete Nervennahrung. Er sorgt für "frohen Sinn" und "freudiges Denken".
Sensibelchen, bitte Vorsicht!
Hochsensible Menschen sollten vorsichtig sein mit:
- Lebensmitteln, die Nahrungsmittelallergien auslösen können
- industriell verarbeiteter Nahrung
- Obst und Gemüse aus konventionellem Anbau (Pestizidbelastung)
- stark gewürzten Speisen
- Nahrungsmittel mit der Bezeichnung "low fat"
- Fastfood
- Süßstoffen
- Alkohol
- Zucker: Obwohl Zucker nachgewiesen eine beruhigende Wirkung hat (siehe oben) und als "Seelentröster" gilt, können empfindliche Menschen auch negativ auf Zucker bzw. auf zu viel Zucker reagieren. Hier muss jeder selbst vorsichtig ausprobieren, was bekommt und was nicht.
(Ohne Gewähr - Die hier vorgestellten Informationen wurden sorgfältig recherchiert und erstellt, können eine professionelle Beratung durch ausgebildete Ernährungsmediziner bzw. Therapeuten aber nicht ersetzen. Jeder Leser sollte sich umfassend informieren und eventuelle persönliche Risikofaktoren abwägen.)