Moschusbock, Aromia moschata

Moschusbock - Aromia moschata auf Seseli gummiferum (Bild: a.sansone)

Der Moschusbock, Aromia moschata

Mit seiner Größe von1,3 -4,5 cm ist der MoschusbockAromia moschata, ein Käfer, der nicht leicht zu übersehen ist. Der metallisch blau, blaugrün oder auch kupferfarben leuchtende Chitinpanzer ist ein Blickfang, vor allem im Sonnenlicht.

Beim Männchen sind die Antennen, das "Bocksgeweih", länger als der Körper, also gut 4 cm und länger, beim Weibchen kürzer als der Körper.

Die Käfer sind ab Juni und bis zum August anzutreffen. Durch ihre Größe fliegen sie eher schwerfällig und erscheinen bei der Landung tollpatschig. Mag sein, dass sie auch deswegen Doldenblütler mit ihren großen Landeflächen so lieben.

Brutgebiet für den Moschusbock sind bevorzugt Feuchtgebiete, Auwälder mit alten Weidenbeständen. Die Weiden sollten dabei zwar alt und etwas morsch sein, aber noch nicht gänzlich abgestorben. Besonders geeignet erscheinen dem Weibchen bereits ältere, absterbende Kopfweiden oder Baumteile zur Eiablage. Zur Not werden auch Pappeln oder Erlen angenommen.

Die Larven entwickeln sich in den alten dicken oder auch dünneren Ästen. Die Entwicklung dauert 2-3 Jahre und kann in starken Jahren auch Schäden hervorrufen. Möglicherweise ist es beim Moschusbock ähnlich wie beim Hirschkäfer: dessen Hirschgeweih wird entsprechend größer ausgebildet, wenn die Larven in schmackhaftem Totholz aufwachsen. Wenn dem so ist, dann werden die hübschesten Moschuskäfer-Exemplare aus totgeweihten Weiden schlüpfen.

Die Verpuppung findet in einer sogenannten *Puppenwiege statt.

  • Noch eine Besonderheit: In morschen Weiden ist die Moschuskäfer - Larve oft vergesellschaftet mit der Weidenbohrerlarve (Cossus cossus), einem verhältnismäßig großen Nachtfalter.

Wer frisst was?

  • Die Larven ernähren sich vom Holz von Weiden, Erlen und Pappeln, wobei die Weide die Hauptpflanze darstellt. Das Larvenstadium dauert zwei bis drei Jahre. Die Äste oder Stammteile werden in querovalen Gängen, die in Längsrichtung verlaufen, durchzogen. Die Larve zeichnet sich durch einen auffallend kleinen Kopf aus und wird bis 4 cm lang.
  • Die Käfer ernähren sich von Pollen und aus Bäumen austretenden Säften. Beliebt sind Doldenblütler, wie etwa im Bild oben der Bergfenchel, Seseli gummiferum oder Holunderblüten. Die Imagines leben nur 6-8 Wochen. 

*Puppenwiege=von einer Insektenlarve in Erde oder Holz zur Verpuppung angelegter Hohlraum mit oft durch Sekret oder Kot verfestigten Innenwänden.

Wer sind die Hauptfeinde vom Moschusbock?

  • Vögel, besonders die Spechte, Frösche, Kröten, Igel.

Woher stammt der namensgebende Geruch, der Moschusduft?

  • Die Käfer nehmen aus der Futterpflanze Weide Salizylsäure auf, die in den Hinterbrustdrüsen chemisch umgewandelt wird. In früheren Zeiten würde dieses Sekret sogar zum Parfümieren von Pfeifentabak verwendet.

Verbreitung:
Europa, gemäßigte Zone Asiens. Besonders in Augebieten, wie etwa den geschützten Donauauen, sind sie noch häufig anzutreffen.

 

 

Moschusbock auf Bergfenchel - doppelt schön

Der Hauptdarsteller, ein Moschusbock (Bild: a.sansone)

Die Nase zeigt es an: Moschusduft

Manche Tiere oder Pflanzen haben den Namen nach dem Geruch, den unsere Nase wahrnimmt. So eben auch der Moschusbock.

Wohlriechendes nennt sich dann odorata, Übelriechendes foetidus, stinkend;

  • Moschus/moschata leitet sich aus einem altpersischen Begriff muskah, musk für Hoden ab Das ist allerdings einer falschen Wahrnehmung geschuldet, weil man den Moschusbeutel/die Moschusdrüse des Moschustieres mit den Hoden verwechselt hatte. Und der Moschusochse riecht zwar in der Brunft nach Moschus, ist aber weder verwandt noch verschwägert mit dem Moschustier.
  • Moschustiere (Moschidae) sind eine mit den Hornträgern (Bovidae), also mit Antilopen, Ziegenartigen und Rindern, verwandte Familie der Paarhufer.
  • Der Moschusochse (Ovibos moschatus), auch als Bisamochse oder Schafsochse bezeichnet, ist ein Paarhufer aus der Unterfamilie der Antilopinae. Er hat keine Moschusdrüse, sondern nur ein duftähnliches Sekret, das er mit dem Urin absondert.
  • Der Moschusbock (Aromia moschata) ist eine Käferart und gehört zur Familie der Bockkäfer.

(Bild: wal_172619 / Pixabay)

Anmerkung: Bis vor kurzem lautete die Aussage: Der Moschusbock ist die einzige Art seiner Gattung in Europa. Das stimmt so nicht mehr, denn leider gibt es einen Neuzuwanderer, ein soganntes *Neozoon/Neozoe, nämlich den Asiatischen Moschuskäfer, der leider ein gefürchteter Schädling ist. Sein Erscheinen ist sogar meldepflichtig.

*Neozoon/Neozoe=Neozoen bzw. Neubürgertiere sind Arten oder Unterarten von Tieren, die vom Menschen ab dem Beginn der Neuzeit (i.d.R. Entdeckung Amerikas im Jahr 1492) in ein bestimmtes geografisches Gebiet entweder bewusst eingeführt oder unbeabsichtigt eingeschleppt wurden, in dem sie von Natur aus nicht vorkamen.

Achtung auf den Asiatischen Moschusbock

Der Asiatische Moschusbockkäfer (Aromia bungii) stammt, wie der Name schon sagt, aus Asien. Dort gilt er als Baumschädling an Kirsche, Pflaume, Zwetschge, Aprikose und Pfirsich. Hier in Europa war er bisher nur in regional knapp begrenzten Gebieten Italiens anzutreffen. Die Einschleppung nach Deutschland erfolgte wahrscheinlich über Verpackungsholz oder Baumschulbäume und ist 2011 zum ersten Mal bestätigt worden. Ein eingefangenes Männchen befindet sich nun in der Zoologischen Staatssammlung in München.

Um großflächige Schäden an Garten und Waldbäumen vorzubeugen, besteht Anzeigepflicht. Jeder, der einen Asiatischen Moschusbockkäfer findet, sollte/muss eine Meldestelle informieren.

Im Sommer 2016 wurden noch einmal mehrere Individuen in Kolbenmoor und Rosenheim entdeckt. Zu diesem Anlass gilt seit dem 7.2.2017 eine Allgemeinverfügung über Maßnahmen, wie der Käfer zu bekämpfen ist. Unter anderem müssen Gartenbesitzer in der betroffen Regionen ihre Gärten regelmäßig nach Schäden, die auf den Käfer hindeuten kontrollieren. Quelle: lfl.bayern.de/

Die Käfer - eine kleine Familiengeschichte

Die Käfer (Coleoptera) gehören zu den Insekten (gemeinsame Merkmale: Chitinpanzer, drei Körperabschnitte, Flügel, Antennen, Facettenaugen, Entwicklung) und die ältesten Funde stammen aus dem Pleistozän; also ganz schön alt. Zu ihnen zählen so liebliche (aus Menschensicht), wie der Marienkäfer, oder optisch beeindruckende, wie etwa Hirschkäfer und die ganze Riege der Bockkäfer. Aber auch unerwünschte Genossen, wie Maikäfer, Borkenkäfer oder Kartoffelkäfer, die einst oder auch heute noch ganze Landstriche schädigen können.

Gemeinsam sind den vielen unterschiedlichen Käfern die stark verhärteten, zu festen Flügeldecken umgewandelten Vorderflügel. Die der Käfer übrigens beim Fliegen nicht verwendet, sondern die größeren häutigen Hinterflügel.

Geweih - mal vom echten Bock, mal vom Bockkäfer

Steinbock im Alpenzoo (Bild: a.sansone)

  • Bockkäfer: Der wissenschaftliche Name (Cerambycidae) dieser Käferfamilie geht auf eine Figur aus der griechischen Mythologie zurück. Der Schäfer Cerambos wurde nach einem Streit von Nymphen in einen großen Käfer mit Hörnern verwandelt. Der große Eichenbock, Cerambyx heros, trägt sowohl den vorher genannten Schäfer Cerambos/Kerambos als auch zusätzlich heros=Held im Namen. Einer der schönsten Bockkäfer ist der Alpenbock, Rosalia alpina, der an Buchenbestände gebunden ist.
  • Bockkäfer ist eigentlich ein doppeldeutiger Tiernamen: Ist das Tier nun ein Bock oder ein Käfer? Man nimmt an, dass der "Bock" im Namen von der Ähnlichkeit der langen Fühler mit dem Gehörn etwa eines Steinbocks her stammt. Als Bockmerkmal wird nämlich seit Alters her der Kopfschmuck empfunden.
Totholz oder Insektenhotel - egal ... Hauptsache ein Unterschlupf wird angeboten

Alter Baumstamm (Bild: Capri23auto / Pixabay)

Wie kann man Käfer unterstützen?

Knapp ein Viertel der Käferarten ist an Totholz gebunden, das in unseren Wäldern selten geworden ist. Deshalb ist die Förderung von Totholz ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Dicke und be-
sonnte abgestorbene Stämme oder Stammteile von Laubbäumen, besonders Eiche, bieten einen Lebensraum für anspruchsvolle und oftmals schon sehr seltene Käferarten.

Aber auch in den heimischen Gärten können wir im Kleinen Totholz im Garten anbieten. Ein abgestorbener dicker Ast, dekorativ in ein Beet eingebunden, ein Baumstumpf, der für vielerlei Tiere über bleiben darf, etc.

Darüber hinaus sind die derzeit beliebten Insektenhotels natürlich auch eine Methode, den Insekten zu helfen.

Interessantes zu Insektenhotels:

 

Bücher, die für Gartenfreunde zum Beobachten oder Hilfe bestens sind

Allerlei Blühendes und Tierisches mit Moschus

Achillea moschata, Moschus-Schafgarbe (Bild: a.sansone)

Glossar zu "moschata"

    • moschatus, moschata: moschusartig riechend, siehe botanisch-lateinische Bezeichnungen. Bei vielen Pflanzen bezieht es sich auf den Geruch der ganzen Pflanze oder auch nur eines Pflanzenteils. Bei Tieren auf einen moschusähnlichen Geruch meistens der Drüsen.
    • Moschustiere oder Moschushirsche (Moschidae), die unterschiedlichen Arten finden Sie hier bei Wikipedia. Den als Moschus bekannten Duftstoff gewinnt man aus der Moschusdrüse der Männchen.
    • Moschusochse, Ovibos moschatus (Alaska und Kanada). Das Yak ist ein ausgesprochener Höhenbewohner und kann bis in die Meereshöhe von 6.000 Metern vorkommen, lebt frei, aber auch domestiziert im Himalayagebiet. Sein aufdringlicher Geruch in der Brunftzeit liegt allerdings zwischen Ziege- oder Schafbock und der wiederum ist absolut nicht parfümwürdig.
    • Moschus-Bock Aromia moschata, Bockkäfer
    • Moschus-Ente (Cairina moschata), aus Südamerika, *wo sie nach Moschus duftet, hat sie leider nicht verraten.
    • Erodium moschatus, gehört zur Gattung Reiherschnabel, ganze Pflanze
    • Dendrobium moschatum, eine Orchidee, Blüten
    • Moschus-Malve Malva moschata Blüten
    • Abelmoschus, am bekanntesten die Gemüsepflanze Okra.
    • Moschus-Kürbis Cucurbita moschata - Fruchtfleisch
    • Ferula moschata Wurzel

 

Quellen

  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Tiere, Dorling Kindersley, 2006 Starnberg
  • Der große Mosaik Naturführer, Steinbach; Mosaik, 2000 München
  • Insekten & Schmetterlinge, GU Naturführer, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2012 München
  • Welches Insekt ist das?,Kosmos Naturführer, Heiko Bellmann, Franckh-Kosmos Verlag, 2014 Stuttgart
Adele_Sansone, am 03.08.2017
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Bildquelle:
günther gumhold / pixelio.de (Parfums mit Moschus)
NABU/P.Kühn (Was ist so besonders an den Spechten?)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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